Keine Sorge, das ist Absicht...

Neue Idee in Neukölln: Ungepflegter Wildwuchs? Nee, das sind jetzt „Blühstreifen“!

In mehreren Straßen in Neukölln darf sich die Natur auf den Mittelstreifen ausbreiten. Die Aktion hat einen ernsten Hintergrund.

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In der Blaschkoallee hat sich auf dem Mittelstreifen bereits Wildwuchs gebildet.
In der Blaschkoallee hat sich auf dem Mittelstreifen bereits Wildwuchs gebildet.Bezirksamt Neukölln

Es muss mehr für den Naturschutz und gegen den Klimawandel getan werden – und immer wieder warnen Experten beispielsweise davor, dass es immer weniger Insekten gibt. Die Population vieler Arten geht weltweit immer mehr zurück – auch, weil etwa in zugebauten Städten geeignete Lebensräume fehlen.  In Neukölln will man jetzt mit einer besonderen Aktion etwas gegen das Artensterben tun. Wenn Sie also glauben, dass das auf dem Foto ein ungepflegter Mittelstreifen ist: Falsch! Hier handelt es sich um einen „Blühstreifen“.

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Die Idee: „Im Rahmen eines Modellversuchs lässt das Bezirksamt Neukölln auf ausgewählten Mittelstreifen Pflanzen länger wachsen und mäht nur einmal im Jahr“, heißt es in einer Mitteilung der Behörde. „Damit soll sich dieses sogenannte Straßenbegleitgrün als Wiesenfläche entwickeln und damit einen größeren Beitrag zur Biodiversität leisten.“

Mittelstreifen in drei Neuköllner Straßen werden nicht mehr ganz gemäht

Konkret geht es um eine Gesamtfläche mit 10.000 Quadratmetern, zu finden in der Neuköllner Blaschkoallee, der Buschkrugallee und der Marienfelder Chaussee. Normalerweise würden diese Flächen bis zu dreimal im Jahr gemäht, teilt das Amt mit.

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„Die Reduzierung schont die Flächen in längeren Trockenphasen. Die Pflanzen können sich länger entwickeln und blühen“, heißt es nun. Somit könne für Insekten ein größeres Nahrungsangebot entstehen – und in der Folge sollen auch die Vögel profitieren, weil sie wiederum mehr Futter finden.

Eine Biene sucht in der Blüte von einer Blume nach Pollen. Viele Wildbienenarten sind heute bedroht.
Eine Biene sucht in der Blüte von einer Blume nach Pollen. Viele Wildbienenarten sind heute bedroht.Sven Hoppe/dpa

„Neukölln ist offen für neue Ideen: Wiesen können auch zwischen zwei Fahrbahnen liegen“, sagt Jochen Biedermann, Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr. „Bis zum Ende des Jahres schauen wir uns genau an, wie der Versuch auf den Mittelstreifen läuft. Ich bin gespannt auf die Rückmeldungen.“

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Allerdings hat das Projekt einen Haken: Natürlich kann der Wildwuchs nicht komplett bleiben. Direkt am Rand der Fahrbahn müsse ein Streifen gemäht werden, damit nicht hohes Gras auf die Straße umknickt. Und auch Beschwerden aus der Anwohnerschaft soll offenbar vorgebeugt werden. Denn man wolle sicherstellen, dass klar erkennbar ist, „dass der Bezirk an der Stelle absichtlich so vorgeht.“

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Momentan werden auf Bitten des Naturschutzbund NABU Insekten gezählt

Mehr Lebensraum für Insekten ist übrigens bitter nötig: Um auf die Not der Tiere aufmerksam zu machen, läuft aktuell auch eine große Insektenzähl-Aktion des Naturschutzbund NABU. Sie soll wichtige Hinweise liefern, wie es den Käfern, Hummeln, Bienen und Schmetterlingen hierzulande geht. Außerdem soll die Aktion die Menschen auf die Bedeutung der Insekten und deren Gefährdung aufmerksam machen. Deren Bestände gingen in den vergangenen Jahren weltweit dramatisch zurück, heißt es auf der Projekthomepage des Nabu.

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