Szene aus der neuen Grand-Show „Arise“ im Friedrichstadt-Palast.
Szene aus der neuen Grand-Show „Arise“ im Friedrichstadt-Palast. AFP/Schwarz

Unter dem donnernden Applaus von fast 1300 Zuschauern ist am Mittwochabend im neu klimatisierten Friedrichstadt-Palast die Weltpremiere von „Arise“ über die Bühne gegangen. Die fast drei Stunden dauernde Aufführung ist ein packender Kostümkarneval mit Weltklasseartistik und rasanten Tanzeinlagen. Dazu gibt es jede Menge evergreenverdächtiger  Songs, passend zur Pandemie mit viel Streicherschmalz und melancholischen Zwischentönen. Und natürlich ist auch die Kickline, die legendäre Girlreihe, wieder zu sehen.

Es war eine Wiedergeburt, und was für eine. Monatelang hatte  die Bühne coronabedingt pausieren müssen. Die letzte Premiere ist fast drei Jahre her  gewesen („Vivid“). Palast-Intendant Berndt Schmidt brachte am Mittwoch die Stimmung auf den Punkt: „Wir hatten anderthalb Jahre null Einnahmen, ohne die Politik gäbe es uns nicht mehr.“ Jetzt aber funkelt Berlins berühmte Glitzerkiste wieder wie eh und je. Auch wenn die Weltpremiere von „Arise“ sich zu einer echten Nervenschlacht entwickelte. Hauptdarsteller Frank Winkels, der den Cameron spielt und singt, fiel verletzungsbedingt aus. Die Zweitbesetzung dann auch noch. Schließlich übernahm Balletttänzer Dimitri Genco tapfer die Rolle des Cameron. Auch wenn der Gesang vom Band kam, er improvisierte bravourös. Damit nicht genug: Hauptdarstellerin Tertia Botha (Licht) verletzte sich ebenfalls während einer der vielen Voraufführungen.  Die Partie musste von Jaqueline Bergrós Reinhold übernommen werden. Es klappte alles reibungslos. Zumindest für die Zuschauer.

Jean Paul Gaultier (l.) und Conchita Wurst begrüßen sich auf der Premiere der neuen Show „Arise“ im Friedrichstadt-Palast. 
Jean Paul Gaultier (l.) und Conchita Wurst begrüßen sich auf der Premiere der neuen Show „Arise“ im Friedrichstadt-Palast.  dpa/Pedersen
Berndt Schmidt, Intendant des Friedrichstadt-Palasts, und Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, kommen zur Weltpremiere in den Friedrichstadt-Palast.
Berndt Schmidt, Intendant des Friedrichstadt-Palasts, und Holocaust-Überlebende Margot Friedländer, kommen zur Weltpremiere in den Friedrichstadt-Palast. dpa/Pedersen

Die 11 Millionen Euro teure Grand-Show „Arise“ (Englisch für erwachen, aufstehen, aufglimmen) erzählt mit Pop-  und Hiphop-Elementen garniert die  Geschichte eines  Fotografen (Cameron). Der Ärmste hat seine Muse verloren und verliert sich nun in Erinnerungen und alten Fotos. Auf seinen dunkel-trüben Gedankengängen dürfen wir ihm genießerisch folgen, begleitet von Zeilen wie: „Wenn die Zeit nicht mehr dein Freund ist, der die Wunden heilt … Du siehst es nicht, aber am Ende ist das Licht.“ Liebe ist halt doch stärker als jede Zeit.

Stehender Applaus für die todesmutigen Trapez-Artisten The New Flying Cáceres

Wirklich grandios sind die todesmutigen Trapez-Artisten The New Flying Cáceres, dafür gab es im Palast stehenden Applaus. Und tänzerisch sah das Ensemble des berühmten Hauses noch nie so gut aus. Seinen Anteil daran hat sicher Israels Choreographen-Gott  Ohad Naharin, der die Zuschauer mit einer wirbelnden Stuhlkreis-Choreografie vom Hocker riss.

Erwähnt werden sollte noch,  dass Conchita Wurst einige der Kompositionen und Texte beigesteuert hat.

„Absolut fantastisch“, lobte SPD-Politikerin Franziska Giffey den Abend. Zuvor hatte sie mit Modemacher Jean Paul Gaultier geplaudert, der vor einigen Jahren die Kostüme für eine andere Show entworfen hatte. Er  frohlockte: „Fabulous! Für mich ist es sehr emotional, wieder hier zu sein!“ Berlins CDU-Spitzenkandidat Kai Wegner sagte: „Wunderbar, dass es hier wieder losgeht.“ Und Inka Bause fühlte sich durch die nachdenklichen Töne der Show in DDR-Zeiten zurückgebeamt: „Das hat eine ganz eigene Melancholie für mich. Es ist wie früher, man muss hier wieder zwischen den Zeilen lesen.“

Witzige Unterhaltung in der Pause: Inka Bause (l.), Jean Paul Gaultier und Barbara Meier freuen sich über den Abend.
dpa/Pedersen
Witzige Unterhaltung in der Pause: Inka Bause (l.), Jean Paul Gaultier und Barbara Meier freuen sich über den Abend.

Zwischen all dem Glitzer, Glamour, Konfetti- und Fontänen-Bombast tummelten sich auf den Rängen weitere namhafte Gäste wie Bettina Cramer, Sebastian Czaja (FDP), die wunderbare Margot Friedländer, Dieter Hallervorden, Bettina Jarasch und Antje Kapek (beide Grüne), Holger Klotzbach, Marion Kracht,  Kultursenator Klaus Lederer (Linke), Wolfgang Lippert, Berghain-Legende Sven Marquardt, Barbara Meier, der Ex-Regierende Walter Momper, Andy Moor, René Pollesch, Berlinale-Chefin Mariette Rissenbeek, Rudolf Schenker, André Schmitz, Simone Thomalla, Madeleine Wehle, „The Voice Kids“-Sieger Egon Werler mit seiner Mutter Ute, Sheila Wolf und Berlins Ex-Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit.

Tickets für die sehenswerte Show „Arise“ gibt es ab 19,80 Euro unter www.palast.berlin oder bei der Ticket-Hotline 030-2326 2326. Empfohlen ab 8 Jahren.