Das neue Wohngeld Plus sorgt in Berlin für eine Flut von Anträgen. Dennoch geht das Bearbeiten in den Behörden recht schnell.
Das neue Wohngeld Plus sorgt in Berlin für eine Flut von Anträgen. Dennoch geht das Bearbeiten in den Behörden recht schnell. Bodo Marks/dpa

Es ist erstaunlich. In den Berliner Behörden kann es auch mal ganz schnell gehen. Das ist jetzt offenbar bei den Wohngeldstellen in den Bezirken der Fall. Laut Senatsbauverwaltung werden dort die Anträge für das neue Wohngeld Plus zügig ohne lange Wartezeiten bewilligt, obwohl die Ämter mit den Anträgen überflutet werden.

Das Wohngeld Plus: Am 1. Januar gilt es bundesweit, soll aufgrund der hohen Mietkosten die Menschen mit geringerem Einkommen entlasten. Aber nicht nur die Höhe des Geldes wurde aufgestockt. Für das neue Wohngeld sind nun auch mehr Bundesbürger antragsberechtigt. Experten rechneten daher schon im Vorfeld mit einer Flut von Anträgen und dass deren Bearbeitung in den ohnehin schon überlasteten Ämtern bis zu zwei Monate dauern könnte.

Im Land Berlin, dessen Behörden aufgrund von zu wenig Personal gerade nicht zu den schnellsten Verwaltungen im Land gehören, ist das nun ganz anders. Bis zum 31. Januar gingen in den Wohngeldstellen 20.724 Anträge (davon 5.069 online) für das Wohngeld Plus ein, teilt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen mit.

Die Zahlen beinhalten auch die Monate Oktober bis Dezember 2022. In dieser Zeit konnten schon Anträge für das neue Wohngeldrecht gestellt werden.

Wohngeld Plus: Die meisten Anträge werden in Marzahn-Hellersdorf gestellt

Mit dem neuen Wohngeld-Plus verdoppelte sich in Berlin die Zahl der Wohngeldanträge im Vergleich zum Januar 2022. Die meisten Anträge wurden in Marzahn-Hellersdorf gestellt (2585),  gefolgt von Pankow (2412). Den niedrigsten Stand hat Steglitz-Zehlendorf mit 1045.

Auch online können die Wohngeldanträge gestellt werden, die dann in den Ämtern bearbeitet werden. 
Auch online können die Wohngeldanträge gestellt werden, die dann in den Ämtern bearbeitet werden.  Liesa Johannssen/imago

Und man glaubt es kaum: Trotz der Antragsflut wurden innerhalb von drei Wochen etwa ein Viertel aller eingegangenen Anträge (5362) abschließend bearbeitet und davon 4404 Anträge nach dem neuem Recht bewilligt. Die durchschnittlich bewilligte Wohngeldhöhe beträgt in Berlin zurzeit 277 Euro monatlich. Der Bezirk Neukölln zahlt mit durchschnittlich 353 Euro den höchsten Betrag aus,  gefolgt von Mitte mit 322 Euro.

Warum die Behörden plötzlich beim Bearbeiten von Wohngeldanträgen so schnell sind? „Wir haben uns rechtzeitig und gut auf das neue Gesetz vorbereitet“, sagt Bausenator Andreas Geisel (SPD). „Mein Dank gilt den vielen Mitarbeitenden im Land Berlin, die schnelle Hilfe möglich machen für diejenigen, die bei den Mietforderungen Unterstützung benötigen. Das Online-Verfahren wird immer stärker genutzt. Die Bezirke bauen kontinuierlich das Personal auf, die Beratungsangebote stehen bereit.“

Viel Lobgesang, schließlich stehen ja Wahlen bevor. Hoffentlich hält das Tempo bei den Wohngeldstellen auch weiter an. Und: Noch weiß keiner, wie lange es dauert, bis das Geld auch ausgezahlt wird.

Bausenator Andreas Geisel (SPD) ist offenbar zufrieden, dass die neuen Wohngeld-Anträge schneller als gedacht abgearbeitet werden.
Bausenator Andreas Geisel (SPD) ist offenbar zufrieden, dass die neuen Wohngeld-Anträge schneller als gedacht abgearbeitet werden. Carsten Koall/dpa

Doch wer bekommt das neue Wohngeld Plus?

Mit dem Zuschuss sollen vor allem einkommensschwache Familien und Alleinerziehende sowie Senioren unterstützt werden. Auch Alten- oder Pflegeheimbewohner, Auszubildende und Studierende (die keinen Anspruch auf BaföG haben) können das neue Wohngeld beantragen. Gleiches gilt für Empfänger von Arbeitslosengeld I und Kurzarbeitergeld.

Selbst Eigentümer eines Eigenheims oder einer Eigentumswohnung können das Wohngeld als sogenannten Lastenzuschuss für den selbstgenutzten Wohnraum beantragen. Hier könnten zum Beispiel die Kreditkosten übernommen werden.

Wer hat keinen Anspruch auf das Wohngeld Plus?

Wer allerdings Sozialleistungen erhält wie Harz IV (Bürgergeld), ist vom Wohngeld ausgeschlossen, da diese Leistungen schon Zuschüsse für die Miete enthalten. Gleiches gilt, für jene Menschen mit Grundsicherung im Alter und Erwerbsminderung. Auch Studierende sind vom Wohngeld ausgeschlossen, wenn ein Anspruch auf BAföG nur deshalb nicht besteht, weil die Eltern ein zu hohes Einkommen haben.

Wie viele Berliner werden das neue Wohngeld bekommen?

In Berlin erwartet die Senatsbauverwaltung, dass die Zahl der Wohngeld-Empfänger-Haushalte von gut 24.000 auf über 82.000 steigen wird. Denn durch eine Anpassung der Wohngeldformel haben mehr Haushalte Anspruch auf Wohngeld. Das durchschnittliche Wohngeld wird sich von monatlich 180 Euro pro Haushalt auf dann bis zu 370 Euro pro Haushalt erhöhen.

Wie lange wird Wohngeld gewährt?

Im Regelfall wird die Wohngeldbewilligung für 12 Monate erfolgen. Nur in Ausnahmefällen und wenn zu vermuten ist, dass es keine wesentlichen Änderungen in den Einkommensverhältnissen geben wird, kann der Bewilligungszeitraum auf bis zu 24 Monate erweitert werden. Für den Zeitraum danach muss ein Weiterleistungsantrag gestellt werden.

Wie kann ich die Höhe des Wohngeldes errechnen, wo wird es beantragt?

Auf der Internetseite des Landes Berlin (service.berlin.de/dienstleistung) gibt es einen Online-Rechner, mit dem jeder die Höhe seines eventuellen Wohngeldes ermitteln kann. Auf der Seite finden sich auch die nötigen Formulare beziehungsweise die Links zur Online-Antragstellung oder die Adressen der zuständigen Ämter.