So teuer könnten Tickets für BVG und S-Bahn bald werden
Schlechte Nachrichten für die Fahrgäste: Die Verkehrsunternehmen wollen mehr Geld. Aber in Berlin will nicht jeder ihre Wünsche erfüllen. Die Kunden würden schon unter den Folgen von Corona leiden, heißt es.

Die jüngste Preiserhöhung liegt nicht lange zurück. Nun sollen Tickets für die BVG, die S-Bahn und die anderen Nahverkehrsbetriebe in der Region erneut teurer werden – zum 1. Januar 2021. Nach ersten Berechnungen könnte der Preis für eine Fahrt in Berlin die Drei-Euro-Marke erreichen - oder sogar darüber herausgehen. Auch für Tages- und Monatskarten wäre spürbare Verteuerungen zu erwarten, wenn die Ideen Wirklichkeit würden. Doch während die Brandenburger Verkehrsbetriebe den Druck erhöhen, zeigen sich Berliner Politiker skeptisch, ob eine Fahrpreisanhebung in Corona-Zeiten sinnvoll wäre. Allerdings gibt es in der rot-rot-grünen Koalition unterschiedliche Meinungen.
Bei den Bahn- und Busbetreibern ist man sich einig. „Unsere Kosten sind gestiegen, vor allem die Aufwendungen für das Personal“, sagt Frank Wruck, Geschäftsführer der Barnimer Busgesellschaft in Eberswalde. „Ein weiterer Anstieg ist zu erwarten. Darauf muss die Politik reagieren. Deshalb hat unser Facharbeitskreis den Aufsichtsrat des Verkehrsverbunds gebeten, die Tarife anzupassen.“ Damit liegt der Ball nun im Spielfeld der Politiker. Am 30. September sollen die Vertreter der beiden Bundesländer, der Landkreise und der kreisfreien Städte im Aufsichtsrat entscheiden, ob sie der Bitte folgen.
Eine Preistabelle listet Varianten auf
Die Datengrundlage steht fest. Allerdings gibt es gleich drei Anhaltspunkte dafür, in welchem Maße die Fahrpreise steigen sollten. Für jedes Jahr lässt der Verkehrsverbund einen Index berechnen, der angibt, wie sich die Kosten für die allgemeine Lebenshaltung sowie für Strom und Kraftstoff in den fünf Jahren zuvor entwickelt haben. Für 2019 kam dabei 1,87 Prozent heraus. Eine zweite Kennzahl, die auch die Personalkosten berücksichtigt, beläuft sich auf 2,4 Prozent. Eine Kalkulation von Brandenburger Verkehrsbetrieben kommt zum Ergebnis 2,7 Prozent.
Berechnungen des Verkehrsverbunds zeigen, was auf die Fahrgäste zukommen würde. Eine Preistabelle listet Varianten auf, bei denen Stammkunden nicht belastet würden. Dafür müssten dann aber andere Tarife stärker steigen. So würde sich der Einzelfahrschein für Berlin AB von 2,90 auf drei oder 3,10 Euro verteuern. Ein Fahrschein für Berlin und das Umland (Berlin ABC) würde statt 3,60 künftig 3,70 oder 3,80 Euro kosten. Für eine Kurzstrecke würden zwei Euro fällig – heute sind es 1,90 Euro. Eine Tageskarte für Berlin, für die heute noch 8,60 Euro zu bezahlen ist, würde 20 oder 40 Cent teurer. Eine einzelne Monatskarte kostet statt 84 künftig 85 oder 87 Euro. Natürlich würde auch die Monatskarte für Berlin und das Umland teurer: Statt 104 wären es 106 oder 107 Euro.
Drei Euro oder sogar noch mehr
Eine Menge Zahlen – aus denen die Politiker nun ihre Schlüsse ziehen müssen. Die meisten Abo-Besitzer seien dem Nahverkehr in Corona-Zeiten treu geblieben – auch wenn viele zuhause arbeiten und die BVG seltener nutzen, so Tino Schopf. „Am liebsten hätten wir es, wenn die Fahrpreise nicht erhöht werden würden. Falls dies aber nun doch unumgänglich wird, sollten andere Tarife steigen“, so Daniel Buchholz (ebenfalls SPD).
Wenn allerdings eine Fahrt mit der BVG in Berlin drei Euro oder sogar noch mehr Geld kosten würde, wäre eine psychologisch wichtige Grenze überschritten, warnte Harald Moritz von den Grünen. Von einer Preiserhöhung hält er nichts. Die coronabedingten Ausfälle könnten ohnehin nur ansatzweise ausgeglichen werden.
„Als verkehrspolitischer Sprecher werde ich mich gegenüber meiner Fraktion für eine Nullrunde einsetzen“, sagte Kristian Ronneburg von der Linken. „Denn es kann nicht sein, dass in Zeiten der Corona-Pandemie nun auch noch eine deutliche Fahrpreiserhöhung tragen sollen."