Nachts schnitten sie Katalysatoren von Autos: Für gerade mal 200 Euro Gewinn verursachen sie Schäden, für die Autobesitzer Tausende zahlen müssen
Drei Kat-Diebe standen jetzt vor Gericht und erhielten bis zu 25 Monate Knast.

Große Schere oder Flex angesetzt, Katalysator eingesackt: Miese Kat-Diebe hoffen auf schnelles Geld im Recycling-Geschäft. Solche Klau-Taten boomen bundesweit. Drei Männer, die von Polizisten erwischt wurden: Mirsad H. (31), Safet B. (31) und Sefik F. (41). Elf Taten in zwei Nächten gehen auf ihr Konto – begangen in unterschiedlicher Beteiligung. Vor Gericht legte in einem ersten Prozess F. ein Geständnis ab, nun gestand auch H.
Lesen Sie auch: Raser-Hauptstadt Berlin: Endlich gibt auch die Justiz Vollgas! Ein neues Gesetz lässt Schnellfahrer zittern>>
Gleich neun Auto-Katalysatoren wurden in der Nacht zum 24. Februar 2021 abgeschnitten. Bauhelfer Mirsad H. aus Serbien: „Ich habe mich beteiligt, weil ich wegen der Corona-Pandemie kein Geld hatte.“ Seine Anwältin: „Er war nicht der Ideengeber und nicht der Verwerter.“
Nachts zogen sie zu einem Parkplatz in Pankow. H.: „Mit Hydraulik-Schere und mit Wagenheber.“ Er, B. und ein vierter Komplize hätten in dem Fall gemeinsam agiert. H.: „Wagen hochgehoben, Gerät angesetzt, Katalysator abgetrennt.“
2021 gab es laut ADAC doppelt so viele Fälle wie im Jahr davor
Der Richter: „Was sollte denn damit passieren?“ Mirsad H.: „Die sollten verkauft werden. Bringt pro Stück um die 200 Euro.“ Oder auch mehr – „einer von uns kannte sich da aus, ich nicht“.
Zweite Tour im September. H.: „Ich habe einen Kat abgetrennt.“ Doch in beiden Nächten machten ihnen aufmerksame Anwohner einen Strich durch die Rechnung: Zeugen schöpften Verdacht und riefen die Polizei. Ein Beamter: „Beute und Tatwerkzeug wurden sichergestellt.“
Immer häufiger kommt es zum Kat-Klau: Über 900-mal sind die Pannenhelfer vom ADAC 2021 deutschlandweit wegen plötzlich verschwundener Katalysatoren gerufen worden – mehr als doppelt so oft wie 2020, als der ADAC nach 430 Kat-Diebstählen half.
Grund für den Boom ist das wertvolle Innenleben, denn auch Kriminelle reagieren auf steigende Rohstoffpreise. In Katalysatoren von Autos steckt – wenn auch nur in kleinsten Mengen – ein Haufen Edelmetall.
Lesen Sie auch: Rätselhafter Streit in Israel um „koschere“ Handys >>
Betroffen sind vor allem ältere Pkw-Modelle mit Benzinmotor, bei denen der Kat nicht so sehr verbaut ist
Vor allem geht es Kriminellen um Platin, Palladium und Rhodium. Diese Metalle sind das Herzstück des „Abgasreinigers“, ermöglichen die Senkung der Schadstoffemission. Betroffen sind laut Polizei vor allem ältere Pkw-Modelle mit Benzinmotor, bei denen der Kat nicht so sehr verbaut sei. Für Autobesitzer viel Ärger, denn ohne Kat keine Betriebserlaubnis mehr. Schaden: Kosten im vierstelligen Bereich.
Am 2. September gegen Mitternacht in Hohenschönhausen war auch Sefik F. mit von der Partie: „Ich wurde von einem Bekannten angerufen, ich habe nämlich ein Händchen für Maschinen.“ Er ist bereits wegen schweren Bandendiebstahls vorbestraft. Vor Gericht jammerte er: „Es war schwierig mit einer Arbeit, ich hatte kein Einkommen.“ Ihm seien 500 Euro versprochen worden.
In zwei Prozessen standen die drei Kat-Diebe nun vor Gericht. Sefik F. erhielt ein Jahr und zwei Monate Knast – wegen der Vorstrafen keine Bewährung. Safet B. wurde zu eineinhalb Jahren Haft auf Bewährung verurteilt.
Lesen Sie auch: Unfassbare Tat: Vier Berliner sollen einen Mann (34) in Leipzig zu Tode geprügelt haben>>
Die höchste Strafe erhielt nun Mirsad H.: Für zwei Jahre und drei Monate soll er hinter Gitter. Einbezogen wurden zwei frühere Verurteilungen. Auch er hatte auf Bewährung gehofft und beteuert: „Tut mir alles wahnsinnig leid.“