Der Lichtblick in der JVA Tegel
Nach Zwangspause: Knastzeitung ist zurück
Seit 55 Jahren gibt es die Gefangenenzeitung Der Lichtblick. Nach einer Razzia im Berliner Gefängnis Tegel drohte das Aus. Doch jetzt geht es weiter.

Seit rund 55 Jahren gibt es die Gefangenenzeitung Der Lichtblick. Nach Vorwürfen gegen ein Redaktionsmitglied und einer Razzia im Berliner Gefängnis Tegel drohte das Aus. Doch es geht weiter.
Nach rund achtmonatiger Zwangspause ist die Redaktion der Berliner Gefangenenzeitung Der Lichtblick wieder besetzt und hat eine neue Ausgabe herausgebracht. Diese wird seit Mai wieder an Abonnenten versandt, teilt die Berliner Senatsverwaltung für Justiz auf Anfrage mit.
„Der Lichtblick lebt weiter“, so die freudige Feststellung eines Redakteurs beim Telefonat mit der Deutschen Presse-Agentur. Zwar gestalte sich die Zustellung der Notausgabe noch schwierig und es gebe ein paar technische Probleme, etwa bei den Mails. Doch die Befürchtung, dass das Blatt nicht mehr erscheinen könne, habe sich nicht bestätigt.
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In Tegel steht das größte Männergefängnis Deutschlands
Dazu beigetragen hat das Engagement der Panter-Stiftung der Tageszeitung taz für die Redaktion der Gefangenenzeitung mit Sitz im bundesweit größten Männergefängnis in Berlin-Tegel. Anfang April veranstaltete sie mit interessierten Insassen einen Workshop. Die aktuelle Ausgabe sei das Ergebnis, teilt die Justizverwaltung mit. Inzwischen ist der Redaktionsstab wieder besetzt und arbeitsfähig. „Das Ziel besteht darin, dass ‚Der Lichtblick‘ wieder quartalsweise erscheint.“

Nach Razzia drohte der Gefängniszeitung das Aus
Nach den Vorkommnissen im August 2022 erschien das Fortbestehen des rund 55 Jahre alten Zeitungprojekts fraglich. Damals waren bei einer Razzia in der Haftanstalt auch Redaktionsräume vom Lichtblick durchsucht worden. Ermittler beschlagnahmten die Computer der Zeitung.
Ein Internetzugang, über den die Redaktion seit geraumer Zeit verfügte, wurde ausgesetzt. Am Telefon erfuhren Anrufer, dass die Redaktion aus „organisatorischen Gründen“ nicht besetzt sei.
Hintergrund waren Ermittlungen im Zusammenhang mit einem Überfall auf einen Geldtransporter Ende Juni 2022. Ein bisheriger Redakteur der Gefangenenzeitung soll seine Privilegien ausgenutzt haben.
Projekt Gefängniszeitung überlebte den Regierungswechsel in Berlin
Die frühere Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) hatte sich für den Fortbestand des Projekts ausgesprochen. Es habe aber Ängste gegeben, dass der Zeitung das Aus drohe – auch wegen des Regierungswechsels, schildert der Lichtblick-Redakteur. Gemeinsam mit drei weiteren Insassen gestaltet der 42-Jährige die Zeitung. Morgens um 7 Uhr beginne wochentags der Dienst. „Je nachdem was anfällt, geht es abends bis 21 Uhr.“
Der Lichtblick finanziert sich vor allem aus Spenden. Die Haftanstalt übernimmt unter anderem die Kosten für den Druck, den Versand und die Ausstattung mit Computern sowie Telefon- und Faxanschluss, hieß es von der Justizverwaltung. Nach dem Vorfall 2022 stelle das Land Berlin die EDV, so der Redakteur. „Früher war das alles in Eigenregie“, so der 42-Jährige. Das Alleinstellungsmerkmal des seit 1968 erscheinenden Blattes sei aber geblieben: „Es ist bundesweit die einzige unzensierte Gefangenenzeitung.“