Wolf-Dieter Wolf, Dorette König (r.) und rbb-Intendantin Patricia Schlesinger 2019.
Wolf-Dieter Wolf, Dorette König (r.) und rbb-Intendantin Patricia Schlesinger 2019. rbb/Oliver Ziebe

Der Vorwurf wiegt schwer: Vetternwirtschaft. Nun lässt der Verwaltungsratsvorsitzende des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), Wolf-Dieter Wolf, sein Amt für die Dauer der Überprüfung ruhen. Wolf habe schriftlich erklärt, er wolle „jeden Anschein einer Einflussnahme auf die vollständige Aufklärung“ vermeiden, teilte der Sender am Freitag in Berlin mit.

Mit den Vorwürfen, die sich auch gegen RBB-Intendantin Patricia Schlesinger richten, befassen sich bereits die Compliance-Beauftragte und die Revision des Senders. Der RBB-Rundfunkrat forderte nach einer Sondersitzung „lückenlose Aufklärung“.

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Patricia Schlesinger, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg.
Patricia Schlesinger, Intendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg. Britta Pedersen/dpa

Der RBB und Wolf weisen die Vorwürfe zurück. Die interne Untersuchung umfasst nach Senderangaben beispielsweise die Vergabe von Aufträgen an Berater, die Abrechnung von dienstlichen Essenseinladungen durch die Intendantin und „Auftragsverhältnisse zur Messe Berlin, soweit diese den RBB betreffen“.

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Das Portal „Business Insider“ des Medienkonzerns Axel Springer hatte zuvor berichtet, es gebe ein „System aus gegenseitigen Gefälligkeiten“ zwischen Schlesinger und Wolf. So habe der Unternehmer Wolf, der auch Aufsichtsratschef der Messe Berlin ist, Schlesingers Ehemann „lukrative Aufträge“ zugespielt.

Schlesinger versprach Transparenz bei der Aufklärung

Schlesinger hatte die Vorwürfe als „Mischung aus Mutmaßungen, Unterstellungen und falschen Schlussfolgerungen“ bezeichnet. Sie versprach transparente Aufklärung.

Der RBB-Rundfunkrat hatte Schlesinger im Herbst 2020 für eine Amtszeit von fünf Jahren als Intendantin wiedergewählt. Seit Anfang dieses Jahres ist die 61-Jährige auch Vorsitzende der ARD.

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„Ich bin sehr zuversichtlich, dass die nun angestoßene externe Prüfung unseren heutigen Kenntnisstand bestätigen kann. Wie immer das Ergebnis am Ende ausfällt: Wir werden es transparent behandeln“, hieß es in einer Antwort der rbb-Chefin auf einen Brandbrief von Personalrat, Redaktionsausschuss und Freienvertretung.

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Business Insider hatte berichtet, dass  Wolf in seiner weiteren Funktion als Aufsichtsratschef der Messe Berlin Berateraufträge für den Ehemann von Schlesinger initiiert haben soll. Auf der anderen Seite habe die RBB-Spitze unter Schlesinger als Intendantin mehrere Berater, Projektsteuerer und eine Kanzlei für ein zentrales Bauprojekt an Bord geholt, die mit dem Immobilienunternehmer Wolf in einer Geschäftsbeziehung stehen.

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