Der Angeklagte Brandon H. mit seinem Verteidiger auf dem Weg in den Gerichtssaal.
Der Angeklagte Brandon H. mit seinem Verteidiger auf dem Weg in den Gerichtssaal. Pressefoto Wagner

Rivalität unter Fußballfans. Einer Herthaner, der andere Fan von Hansa Rostock. Der eine wollte nur nach Hause, der andere war auf Eskalation aus. Am Ende war einer tot. Der Rostocker Brandon H. (25) wollte einem Fan von Hertha BSC eine „Ansage“ machen: Er schlug heftig mit der Faust zu. Schwer getroffen stürzte Michael R. (55) zu Boden, schlug mit dem Kopf auf und starb später in einer Klinik an den Folgen. Nach dem gewaltsamen Tod eines Hertha-Fans hat die Berliner Staatsanwaltschaft vier Jahre Haft für einen 25-Jährigen aus Rostock gefordert. Die Richter urteilten anders. 

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Der Reihe nach: Die Staatsanwaltschaft plädierte am Dienstag auf Körperverletzung mit Todesfolge. Der Angeklagte habe dem 55-Jährigen am 19. Mai 2022 nach dem Fußball-Relegationsspiel zwischen Hertha BSC und dem Hamburger SV im Berliner Olympiastadion nach einem kurzen Streit eine Lektion erteilen wollen.

Staatsanwalt forderte vier Jahre Haft für Rostock-Fan – das Landgericht entschied anders

Tausende Fans auf dem Heimweg aus dem Olympiastadion. Michael R. zu Fuß, Brandon H. saß als Beifahrer in einer E-Klasse von Mercedes mit Rostocker Kennzeichen. Der Wagen musste stoppen – R. war kurz vor dem Auto. Brandon H. stieg „aufgebracht und sauer“ aus und schlug nach kurzem Streit einfach zu. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft handelte es sich um einen gezielten Schlag. Das Opfer habe dafür keinen Anlass gegeben.

19. Mai 2022: Hertha verliert mit 0:1 im Relegationsspiel gegen den HSV.
19. Mai 2022: Hertha verliert mit 0:1 im Relegationsspiel gegen den HSV. Perenyi/Imago

Der 25-Jährige hatte vor Gericht zugegeben, dem Hertha-Fan mit der Faust ins Gesicht geschlagen zu haben. Aus Sicht der Staatsanwaltschaft war der 25-Jährige zur Tatzeit vermindert schuldfähig wegen seines Alkohol- und Kokainkonsums. Mit dieser Einschätzung folgte sie dem Gutachten eines Sachverständigen. Der Verteidiger hatte auf Freispruch plädiert. Es sei ein „klassischer Fall von Notwehr“.

Rostock-Fan hatte bei Angriff auf Hertha-Fan Alkohol und Kokain im Blut 

Der attackierte Familienvater war damals laut Anklage ungebremst zu Boden gestürzt und mit dem Hinterkopf auf dem Asphalt aufgeschlagen. Er erlitt ein schweres Schädel-Hirn-Trauma und starb wenige Tage später in einem Krankenhaus.

Der deutsche Angeklagte hatte vor Gericht tiefes Bedauern geäußert: „Es tut mir unendlich leid.“ Er fühle sich verantwortlich. Er habe nicht schlagen wollen. Ein Augenzeuge (45) schilderte dem Gericht: „Der Angreifer suchte Streit. Von dem Opfer ging keine Gefahr aus.“

Berliner Landgericht verurteilt Rostock-Fan zu Haftstrafe

Brandon H. floh nach dem Schlag aus Berlin, nach einer Öffentlichkeitsfahndung mit einem Phantombild wurde er im August festgenommen – und muss jetzt hinter Gitter! 

Das Berliner Landgericht sprach den 25-Jährigen am Dienstag der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig. Zudem soll er 10.000 Euro an die Hinterbliebenen zahlen. Ein Strafmaß, mit dem einige Fans von Hertha BSC auf Twitter nicht einverstanden sind.