Nach Streit um Klebe-Protest: Berliner gedenken getöteter Radfahrerin
Die Radfahrerin war in Berlin von einem LKW überfahren worden. Ein spezielles Rettungsfahrzeug stand während eines Klebe-Protestes von Klimaaktivisten im Stau. Die Debatte, ob ihr hätte geholfen werden können, erregte großes Aufsehen.

Fahrradaktivisten haben am Sonntag der getöteten Radfahrerin auf der Bundesallee in Berlin erinnert. Die Frau war am Donnerstagabend den schweren Verletzungen, die sie bei Verkehrsunfall mit einem Lkw erlitten hatte, gestorben.
Die 44-Jährige war am Montag an der vielbefahrenen Bundesallee in Wilmersdorf von einem Betonmischer erfasst, überrollt und lebensgefährlich verletzt worden. Mitglieder des ADFC stellten an der Unfallstelle am Sonntagnachmittag ein sogenanntes Geisterfahrrad auf.
Gedenken mit Geisterrad an getötete Radfahrerin
Mit solchen komplett weißen Rädern wird Radfahrerinnen und Radfahrern gedacht, die im Straßenverkehr getötet wurden. Direkt davor brannten zahlreiche Kerzen.
Zu der Mahnwache versammelten sich mehrere Dutzend Teilnehmer. Manche saßen am Straßenrand, einzelne direkt auf der von der Polizei abgesperrten Straße. Viele waren selbst mit dem Fahrrad gekommen. Paul Jäde, Vorstandsmitglied der Organisation Changing Cities, die sich für die Verkehrswende in Berlin engagiert, kritisierte, dass Radfahrer nicht ausreichend vor Unfällen geschützt würden.
Changing Cities hatte schon im Vorfeld der Mahnwache Kritik an den für die Verkehrspolitik in der Hauptstadt Verantwortlichen geübt. Unter anderem warfen sie dem Senat und dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf vor, der Unfall hätte vermieden werden können. Die Organisation wies darauf hin, dass es an gleicher Stelle bereits 2018 einen Unfall gegeben habe und die Risiken für Fahrradfahrer daher bekannt gewesen seien.
Jäde warf Verwaltung und Politik „Vollversagen“ vor. „Wenn Sie sich anschauen, wie das hier konzipiert ist, dann wurde an einer vierspurigen Straße mit doppelten Abbiegespuren, die schon immer zu Konflikten führten, nichts geändert“, kritisierte er.
Verkehrssenatorin äußert sich nicht zu Kritik für fehlenden Schutz
„Es wurde lediglich der Bereich, der ohnehin schon vorher für den Fuß- und Radverkehr teilweise vorgesehen war, ein wenig angepasst.“ An der Grundstruktur im Verkehr, der Flächengerechtigkeit und der Aufteilung, sei nicht gerüttelt worden.
An der Mahnwache nahm auch Mobilitätssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) teil. Sie wollte sich zur Kritik von Changing Cities vorerst nicht äußern und sagte, die Mahnwache sei der getöteten Radfahrerin gewidmet.
Der Unfall hat bundesweit für Aufsehen und Diskussionen gesorgt. Ein Spezialfahrzeug, das helfen sollte, die Verletzte unter dem Lkw zu befreien, stand nach Angaben der Feuerwehr in einem Stau auf der Stadtautobahn. Zeitgleich hatte es eine Aktion der Klima-Protestgruppe „Letzte Generation“ gegeben. Noch nicht geklärt ist, inwieweit das Auswirkungen auf die Rettung der verletzten Frau hatte.