Nach Mord auf Maientagen-Rummel in Neukölln: Prozess beginnt
Ein Jahr nach dem Tod von Mohamed R. stehen zwei Männer in Berlin vor Gericht.

Ein Rummel, vergnügtes Lachen: Mohamed R. (25) aus dem Clan-Milieu stand an einem Boxstand, als er niedergestochen wurde. Ein Jahr nach seinem Tod stehen seit Donnerstag zwei Männer vor Gericht.
Junge Männer, die Großfamilien angehören sollen: Omar O. (21) muss sich wegen Mordes verantworten. Er und ein noch nicht gefasster Mann sollen Mohamed R. niedergemetzelt haben - mindestens zehn Stiche. Dem Mitangeklagten Mohamed Os.(20) wird gefährliche Körperverletzung und Beteiligung an einer Schlägerei vorgeworfen.
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Es geschah in der Walpurgisnacht bei Volksfest-Stimmung bei den Neuköllner Maientagen in der Hasenheide. Mohamed R. an einem Stand, an dem Gäste ihre Kräfte an einer „Boxbirne“ messen können. Die Angeklagten und der gesondert Verfolgte Jihad W. sollen in der Parkanlage von hinten an R. herangetreten sein. Omar O. und W. hätten seine Arg- und Wehrlosigkeit ausnutzen wollen, heißt es in der Anklage.
Unvermittelt sollen die Angeklagten auf Mohamed R. eingestochen haben
Um 23.05 Uhr versprühte jemand Pfefferspray. Die Ermittler gehen davon aus: Man wollte verhindern, dass möglicherweise Zeugen dem Attackierten zu Hilfe eilen könnten. Unvermittelt hätten O. und W. zugestochen. Vorwiegend auf den Oberkörper. Os. soll R. einen Faustschlag versetzt haben.
Mohamed R. habe noch seine Pistole ziehen und O. mit dem Griff einen Schlag an den Kopf versetzen können. Dann sei er zusammengebrochen. Tödlich war ein Stich ins Herz.
Schon sein Bruder starb durch eine Gewalttat: Nidal R. war am 9. September 2018 auf dem Tempelhofer Feld erschlossen worden. Um 17.40 Uhr schoss ein Killer achtmal und traf den 36-Jährigen – vor den Augen seiner Frau und seiner Kinder. Der Mord an Nidal R., der bei der Polizei als Wiederholungstäter mit Beziehungen zu arabischstämmigen Clans bekannt war, ist bis heute nicht aufgeklärt.
Bekannte Clan-Größen reihten sich in den Trauerzug ein, als Mohamed R. beigesetzt wurde. Mit einem Großaufgebot und Absperrgittern schützte die Polizei die Beisetzung auf einem Friedhof in Schöneberg. Ein Imam soll damals appelliert haben: „Ich bitte euch, dass ihr den Streit und die Feindlichkeit zwischen euch stoppt.“

Hatte die Tötung von Mohamed R. – wie so oft in diesem Milieu – etwas mit verletzter Ehre zu tun? Der Messer-Attacke soll ein Streit mehrerer Männer vorausgegangen sein. Bis zu 30 Männer hätten sich erst angepöbelt, schließlich in einem Handgemenge angegangen, hieß es damals. In der Anklage wird kein mögliches Motiv genannt.
Polizist: Familienmitglieder störten die Maßnahmen
Ein Polizist, der zu den ersten Einsatzkräften vor Ort gehörte: „Es herrschte ein sehr großes Chaos.“ Es seien dann auch „viele Familienmitglieder gekommen, die die Maßnahmen störten.“ Polizeikräfte hätten eine Kette bilden müssen.
Die mutmaßlichen Täter tauchten unter. Omar O. wurde schließlich am 7. Dezember am Flughafen festgenommen. Sein Anwalt: „Er hat sich dem Verfahren freiwillig gestellt, er ist in Kenntnis des Haftbefehls eingereist.“ Zu den Vorwürfen schwieg er. Für Os. erklärte der Verteidiger: „Er bestreitet mit aller Entschiedenheit.“ Am Donnerstag will Os. aussagen. KE.