Nach Großdemo gegen Russlands Invasion in die Ukraine in Berlin: Wie viele Leute mobilisieren Wagenknecht und Schwarzer zum „Aufstand für Frieden“?
Auch Rechtsextreme wollen zur Demo vor dem Brandenburger Tor aufmarschieren!

Am Ende waren es weitaus mehr als 10.000 Teilnehmende, die die Polizei zum Start der Demonstration am Jahrestag der russischen Invasion in die Ukraine gezählt hatte. Gestartet war der Zug am Café Moskau an der Karl-Marx-Allee, das gerade symbolisch für einige Tage in Café Kyif (russische Schreibweise: Kiew) umbenannt wurde.
Die Demo führte an der russischen Botschaft vorbei, an der am Freitagmorgen ein russischer zerstörter T-72-Panzer aufgestellt wurde. Ukraine-Freudinnen und -freunde hatten darauf scherzhaft ein „Nafo“-Symbol postiert, das den Widerstandsgeist der Ukraine symbolhaft mit einem aufrecht stehenden Hund mit Pulli und Mütze in den Farben der Ukraine darstellt. Aus dem Panzer strömte Rauch in den Farben der Ukraine-Flagge. Demo-Teilnehmende skandierten Sprüche wie „Russia’s a terrorist state“ – Russland sei ein Terroristen-Staat.
Sahra Wagenknecht und die Feministin Alice Schwarzer rufen zum „Aufstand für Frieden“ auf
10.000 Menschen, so viele Teilnehmer wie die Polizei zu Beginn der Pro-Ukraine-Demo zählte, sind auch am Samstag zu einer Veranstaltung angemeldet, die in eine völlig andere Richtung zielt: Unter dem Motto „Aufstand für Frieden“ wollen Menschen für einen Stopp der Lieferung schwerer Waffen der Ukraine demonstrieren.
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Aufgerufen zu dem Marsch haben die Linke-Politikerin Sahra Wagenknecht und die Feministin Alice Schwarzer. Ab 14 Uhr wollen die Teilnehmenden am Brandenburger Tor protestieren. Es wird erwartet, dass auch zahlreiche Rechtsextreme und Russland-Unterstützer an der Demo teilnehmen. Deren Unterstützung lehnen die Veranstalterinnen nicht ab, wollen aber keine Fahnen und Parolen von Rechtsradikalen sehen.
Die beiden Veranstalterinnen hatten ein „Manifest für Frieden“ veröffentlicht, über das seit rund zwei Wochen kontrovers diskutiert wird. In dem Papier warnen Wagenknecht und Wagner vor einer drohenden Eskalation des Ukraine-Kriegs, fordern Kompromisse „auf beiden Seiten“ und fordern Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dazu auf, „die Eskalation der Waffenlieferungen zu stoppen“ und sich „an die Spitze einer starken Allianz für einen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen“ zu setzen. Mehr als 620.000 Menschen hatten laut Zählung auf der Seite change.org bis zum Freitag mit ihrer Unterschrift ihre Zustimmung zu dem „Manifest“ erklärt.
Auch AfD-Chef Tino Chrupalla hatte das „Manifest für Frieden“ von Schwarzer und Wagenknecht unterschrieben
Kritiker hatten Wagenknecht und Schwarzer vorgeworfen, ihr Text sei „naiv“. Auch Scholz hatte gesagt, er teile die Überzeugung darin nicht. Man müsse verstehen, „dass der russische Präsident gegenwärtig nur eine Form von Verhandlungen akzeptiert, nämlich dass irgendjemand bedingungslos kapituliert und er alle seine Ziele durchsetzt“, sagte er in der ZDF-Sendung „Maybrit Illner“. In der Linkspartei wurde kritisiert, dass sich die Initiative nicht eindeutig von rechten Unterstützern und der AfD abgrenze. So hatte etwa auch AfD-Chef Tino Chrupalla das „Manifest“ unterschrieben.