Schriller Auftritt in Berlin

Mutmaßlicher Holocaust-Leugner tritt im Hanf-Anzug vor seine Richterin

Früher war der Mann Taxifahrer, heute nennt er sich „Messias“. Die Anklageschrift ist nicht ohne.

Teilen
Der mutmaßliche Holocaust-Leugner erschien im Hanf-Anzug im Berliner Gerichtssaal.
Der mutmaßliche Holocaust-Leugner erschien im Hanf-Anzug im Berliner Gerichtssaal.Pressefoto Wagner

Neongelbe Warnweste, der Jogginganzug komplett mit Hanfblättern bedruckt: Schriller Auftritt von Reza B. (51) vor der Richterin.

Ein mutmaßlicher Holocaust-Leugner, dem im jetzigen Prozess insgesamt 25 Straftaten zur Last gelegt werden. Die Richterin: „Ihr Beruf?“ Reza B.: „Ich bin der Messias.“ Früher soll er in Köln Taxifahrer gewesen sein.

Einer, der bei Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen lautstark dabei war. Mehrere der ihm vorgeworfenen Taten seien bei solchen Veranstaltungen geschehen. Es geht um Vorfälle zwischen Mai 2020 und September 2021.

Die Anklage: Volksverhetzung, öffentliches Auffordern zu Straftaten, versuchte Gefangenenbefreiung, tätlicher Angriff auf Vollstreckungsbeamte, Landfriedensbruch, Beleidigung. Der Verteidiger: „Mein Mandant schweigt zunächst.“

14-mal soll er den Holocaust geleugnet haben, berichten Zeugen

14-mal soll er den Holocaust geleugnet haben – an öffentlichen Orten, teilweise durch einen Handlautsprecher. Am Platz der Republik sei es mehrmals geschehen, im Bereich Unter den Linden, Ecke Friedrichstraße in Mitte. Am 3. September 2020 hetzte er laut Anklage gegen 19.45 Uhr am Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Durch einen Lautsprecher: „Der Holocaust ist eine Lüge.“

Als Corona-Leugner soll er am 23. Mai 2020 krakeelt haben. Die Anklage: In Richtung von etwa 100 Personen habe er gerufen, sie sollten ihm folgen und mit ihm den Reichstag erstürmen. Er sei über eine Absperrung gesprungen. Die Anklage: „Seiner Aufforderung kam niemand nach.“

Lesen Sie auch: Berliner Hundebesitzer lassen sich nicht an die Leine nehmen: Sie pfeifen auf die Pflicht zur Registrierung ihrer Tiere>>

Polizisten nun als Zeugen: „Bei mehreren Einsätzen ist er aufgefallen.“ Und: „Lautstark setzte er sich in Szene.“ Einmal habe er bei einer Demo versucht, einen Festgenommenen zu befreien.

Ein erster Prozessanlauf war vor zwei Monaten gescheitert, weil B. nicht erschienen war. Damals sein Verteidiger: „Ein schwieriger Mensch.“ Fortsetzung: 15. November.