Öffentlicher Nahverkehr : Müller ist für Maskenpflicht in Bussen und Bahnen
Der Regierende Bürgermeister plädiert für mehr Schutz im öffentlichen Raum. Der Senat räumt aber ein, dass Millionen Masken und Schutzkittel in den Kliniken fehlen.

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) befürwortet eine Maskenpflicht im Öffentlichen Nahverkehr. Das erfuhr der Berliner KURIER am Montagmittag aus Kreisen des Senats. Am Dienstag will der rot-rot-grüne Senat in Berlin eigentlich erste Lockerungen und neue Maßnahmen in der Corona-Krise beschließen.
Nach Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern hatte am Montag Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bekannt gegeben, dass für den Freistaat in Zukunft eine Maskenpflicht in Geschäften, Bussen und Bahnen gelten soll.
Wissenschaftler der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hatten bereits vergangene Woche eine Maskenpflicht für viele Bereiche des öffentlichen Raums angemahnt, darunter Busse, Bahnen, Supermärkte und Schulen. Die Bundespolitik empfiehlt Bürgern lediglich dringend Schutzmasken zu tragen, verpflichtet sie aber nicht dazu. Das passiert auch vor dem Hintergrund, dass es in Deutschland zurzeit schlicht zu wenige Schutzmasken gibt, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) einräumte.
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Das Thema Schutzmasken beschäftigt Berlin schon seit Wochen. Die Stadt hat in den vergangenen Tagen zwar große Lieferungen an Schutzausrüstung erhalten – doch das reicht noch lange nicht. Millionen Schutzmasken und Kittel für Kliniken, Polizei und Feuerwehr für die nächsten drei Monate fehlen. Das teilte Martin Matz, Staatssekretär der Gesundheitsverwaltung, am Montag im Gesundheitsausschuss mit.
Erstmals stellte die Senatsgesundheitsverwaltung eine von der Opposition schon seit Wochen geforderte grobe Übersicht über die in den vergangenen Wochen erfolgten Lieferungen vor. Demnach hat Berlin laut Matz zwischen dem 18. März und dem 19. April gut elf Millionen Mund-Nasen-Schutze (also einfache OP-Masken), 733.000 Masken mit dem höheren FFP2- oder FFP3-Schutzgrad, knapp 2,4 Millionen Einmalhandschuhe, 370.000 Schutzbrillen und 311.000 Schutzkittel erhalten.
Acht Millionen Schutzkittel benötigt - nur 311.000 geliefert
Der Bedarf in Krankenhäusern, bei Polizei und Rettungskräften für die nächsten drei Monate allerdings ist in allen Bereichen wesentlich höher. Besonders groß ist die Diskrepanz laut Matz bei Schutzmasken sowie Schutzkitteln: Hier braucht Berlin in den nächsten drei Monaten eigentlich 6,4 Millionen FFP2- und FFP3-Schutzmasken und acht Millionen Schutzkittel. Geliefert wurden bisher jeweils nur einige Hunderttausende. „Unser Drei-Monats-Bedarf ist noch nicht gesichert“, so Matz.
Man sei zuversichtlich, auch die Kooperation mit der Bundeswehr beim zurzeit erschwerten Transport helfe sehr. Doch der Markt sei sehr angespannt, so Matz, die Preise „um den Faktor fünf bis sieben“ erhöht.
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Linke: „Ein Mundschutz pro Schicht - das ist ein Skandal“
Der Mangel hat in Berlins Krankenhäusern schon jetzt fatale Folgen: Ines Schmidt, gesundheitspolitische Sprecherin der Linken, berichtete von einer Betriebsversammlung mit 300 Krankenhaus-Angestellten in der vergangenen Woche, in der Angestellte berichteten, dass sie pro Schicht jetzt nur noch einen Mundschutz tragen dürfen – anstatt diesen mehrfach zu wechseln. Früher sei auch andere Schutzkleidung „von Zimmer zu Zimmer getauscht“ worden, so Schmidt. Nun „wird Schutzkleidung acht Stunden lang getragen“. Schmidt bezeichnete das als „Skandal“.
Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) bestätigte diese Zustände. Man habe an den Krankenhäusern „aus der Not heraus schonender“ mit Schutzkleidung umgehen müssen. In den letzten Tagen sei noch einmal viel Material an Krankenhäuser verteilt worden, sie hoffe darauf, dass man nun wieder zu normalen Zuständen zurückkehren könne.