Der Täter wurde jetzt zu lebenslanger Haft verurteilt

„Momo, wir vermissen Dich!“ Das Leid einer Mutter, deren Sohn im Monbijoupark erstochen wurde

Weil der Bundesgerichtshof das erste Urteil gegen Gökhan Ü. aufhob, stand der 42-Jährige wieder vor Gericht.

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Momo starb im Alter von nur 13 Jahren im Monbijoupark. Er wurde erstochen. Im Prozess gegen den Täter trugen die Eltern T-Shirts mit dem Bild ihren Sohnes.
Momo starb im Alter von nur 13 Jahren im Monbijoupark. Er wurde erstochen. Im Prozess gegen den Täter trugen die Eltern T-Shirts mit dem Bild ihren Sohnes.Pressefoto Wagner

Sie begegneten sich zufällig im Monbijoupark. Ein Streit um eine Nichtigkeit, am Ende war der 13-jährige Momo tot. Der 42-jährige Gökhan Ü. hatte dem Jungen ein Messer ins Herz gerammt. Zum zweiten Mal stand der Täter jetzt vor Gericht. Das neue Urteil: Der 42-Jährige muss lebenslang in Haft – wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung.

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Der Mann, der dem ihm unbekannten Jungen nach gegenseitigen Beleidigungen ein Messer in die Herzgegend gestoßen hatte, war im ersten Prozess zu zwölf Jahren Haft wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden. Diese Entscheidung hatte der Bundesgerichtshof (BGH) auf Revision der Nebenklage aufgehoben.

Täter und Opfer begegneten sich zufällig im Monbijoupark

Der Mann mit türkischer Staatsbürgerschaft und der palästinensische Junge waren sich Ende Oktober 2020 in einem Tunnel unter der S-Bahn am Monbijoupark zufällig begegnet. Der 13-Jährige habe auf ein Handy geschaut und die Begleiterin des Angeklagten beinahe angerempelt. Es sei zu einem kurzen Wortwechsel gekommen. Der Angeklagte habe dann ein Messer gezogen und „auf ein belangloses Alltagsgeschehen maßlos reagiert“, sagte der Staatsanwalt in seinem Plädoyer. Der Mann habe dem Jungen „eine Lektion erteilen“ wollen.

Die Eltern des 13-jährigen Momo
Die Eltern des 13-jährigen MomoPressefoto Wagner

Gegenüber seiner Begleiterin habe Gökhan Ü. den Jungen kurz nach der Tat als „kleinen arabischen Hurensohn“ bezeichnet, der „keinen Respekt“ gezeigt habe. Eine Notwehrsituation habe für den Mann nicht vorgelegen.

Die Mutter weint vor Gericht: „Sie wollten, dass ich als Mutter weine. Sie haben eine ganze Familie zerstört.“

Der 13-Jährige, der als Siebenjähriger mit seiner Familie aus einem Flüchtlingslager in Syrien nach Deutschland geflüchtet war, verstarb noch im Park. Zudem hatte der Angeklagte einen damals 22-jährigen Begleiter des Jungen schwer verletzt. Staatsanwaltschaft und Nebenklage hatten im jetzigen Prozess auf Mord plädiert. Die Verteidigerin beantragte, die Revision zu verwerfen. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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Die Mutter von Momo trägt am Tag des Urteils wieder dieses weiße T-Shirt wie im ersten Prozess. Mit dem Konterfei ihres Jungen darauf und dem Satz: „Momo, wir vermissen Dich.“ Sie weint, als sie am Mittag noch einmal das Wort ergreifen darf, schreibt die Berliner Zeitung. Sie sagt, sie wisse nicht, was sie sagen solle, aber ihr Mohammed gehe ihr nicht aus dem Kopf. Sie sei in psychologischer Behandlung, träume von ihrem Sohn. Und zu dem Angeklagten Gökhan Ü. sagt sie im Gericht: „Sie wollten, dass ich als Mutter weine. Sie haben eine ganze Familie zerstört.“

Gökhan Ü. sagte, er sei selbst Vater. Er hoffe, dass Momos Eltern ihm irgendwann vergeben können.