Wölfe im Visier
Möglichst schnell: Grünen-Minister fordert Abschuss von Problem-Wölfen
Der Umgang mit Wölfen in Brandenburg löst wegen der Übergriffe auf Weidetiere Streit aus. Für einen ist ein Abschuss von Wölfen kein Tabu mehr.

Der Streit um Wölfe geht in die nächste Runde. Tierrechtler wollen ihn weiter schützen, viele Viehzüchter und Schafhirten beklagen den Verlust von Nutztieren und möchten Wölfe abschießen lassen. Jetzt fordert ein Politiker drastische Maßnahmen.
Ein Abschuss von Wölfen nach Übergriffen auf eingezäunte Schafherden muss aus Sicht von Brandenburgs Agrar- und Umweltminister schneller als bisher möglich sein. Die geltenden Auflagen nach Bundesrecht hält der Grünen-Politiker Axel Vogel für zu kompliziert, er spricht von einem „Monsterverfahren“.
Im deutschlandweiten Vergleich leben in Brandenburg die meisten Wölfe. Über den Umgang mit der streng geschützten Art wird wegen der Schäden für Weidetier-Halter seit langem gestritten. Immer wieder überwinden Wölfe Schutzzäune und reißen Schafe, Ziegen und Kälber.
In Brandenburg leben die meisten Wölfe
„Wir müssen Wölfe, die Probleme aufwerfen, so schnell wie möglich aus dem Verkehr ziehen. Die derzeitigen bundesrechtlichen Vorgaben sind dazu denkbar ungeeignet“, sagte Vogel der Deutschen Presse-Agentur in Potsdam. Er dringt auf Änderungen beim Bundesumweltministerium, das auch bereits Lockerungen in Aussicht gestellt hat. Forderungen etwa nach einer festen Abschussquote für Wölfe lehnt Agrarminister Vogel aber ab.
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Als Voraussetzung für einen zulässigen Wolfs-Abschuss muss derzeit nachgewiesen werden, dass ein und derselbe Wolf zweimal in eine Herde eingebrochen ist, die mit einem Zaun geschützt ist. „Also muss nach Möglichkeit erst eine DNA-Analyse vorliegen. Das ist ein bürokratisches Monsterverfahren, was auch nur schwer handhabbar ist“, kritisierte Vogel. Eine DNA-Analyse und die Rückmeldung aus dem Labor dauere oft Wochen.

„Wenn ein Wolf in einer geschützten Schafherde ist, dann muss er geschossen werden können.“ Dann dürfe es nicht erst um die Frage gehen, ob genau dieses Tier schon zum zweiten Mal in dieser Herde gewesen sei, sagte Vogel. Innerhalb eines bestimmen Gebietes und für einen bestimmten Zeitraum sei ein Abschuss zu genehmigen. Selbstverständlich könne es dann – wie bereits geschehen – passieren, dass der falsche Wolf geschossen werde. Dies sei auch vom aktuellen Bundesrecht gedeckt.
In Brandenburg ist bislang nur ein Fall eines genehmigten Wolfs-Abschusses bekannt: Im März dieses Jahres wurde ein Tier, das mindestens 76 Nutztiere gerissen haben soll, im Kreis Teltow-Fläming erlegt. Nach Angaben des Umweltministeriums gab es im Wolfsjahr 2021/2022 (umfasst den Zeitraum 1. Mai bis 30. April des Folgejahres) mindestens 47 Rudel und 14 Paare.
Wölfe haben gelernt, Schutzzäune zu überwinden
Vogel sagte, er dringe darauf, dass Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) die Voraussetzungen schaffe für ein einfacheres Verfahren zur „Entnahme“ des Wolfes. Das Ministerium in Berlin teilte auf Anfrage mit, die Möglichkeit von Abschüssen sogenannter Problem-Wölfe sollte zum Schutz der Weidetiere ausgeweitet werden. Mit den Bundesländern und Praktikern sei geplant, einen europarechtskonformen Weg für ein praxistauglicheres Verfahren zu erarbeiten.
Zu Forderungen von Jagd- und Bauernverbänden, den Wolf ins Jagdrecht aufzunehmen und eine Abschussquote festzulegen, sagte Vogel: „Das halte ich für Unfug.“ Wäre der Wolf im Jagdrecht, würde aus seiner Sicht kurz darauf auch die Forderung folgen, die Schonzeit aufzuheben. Das bedeutet, dass er dann aktiv bejagt werden könnte.
Es sollten aber nicht jene Wölfe, die auf einem Truppenübungsplatz Rehe fressen und Wildbestände klein hielten, geschossen werden, sondern jene Tiere, die gelernt hätten, Schutzzäune zu überwinden, betonte der Minister.
2022 wurden für Schutzmaßnahmen fast 2,3 Millionen Euro Fördermittel gezahlt
Der Jagdverband hatte vor kurzem bekräftigt, es sei nötig, den Wolfsbestand zu verringern. Der Bauernverband sprach sich dafür aus, eine Quote für eine gezielte Entnahme von Tieren festzulegen. Teurer Schutz durch Herdenschutzhunde und Zäune hielten den Wolf nicht auf. 2022 wurden für Schutzmaßnahmen vor Wolfsübergriffen fast 2,3 Millionen Euro staatliche Fördermittel ausgezahlt.
Agrarminister Vogel sagte, die Ausbreitung des Wolfes sei ein „großartiges Ergebnis des Artenschutzes“. Er geht davon aus, dass die potenziellen Wolfsreviere in Brandenburg mit Ausnahme von Nordbrandenburg bereits weitgehend besetzt seien und es in absehbarer Zeit keinen weiteren Wolfszuwachs mehr geben werde. „Die Wölfe, die hier geboren werden, wandern dann ab.“
Der Wolf geht Menschen normalerweise aus dem Weg
Der Wolf an sich ist normalerweise nicht von Natur aus gefährlich für den Menschen. Wölfe sind scheue und vorsichtige Tiere, die Menschen in der Regel meiden. Es ist äußerst selten, dass Wölfe Menschen angreifen. In der wilden Natur sind Wölfe wichtige Raubtiere, die das ökologische Gleichgewicht in ihren Ökosystemen aufrechterhalten.
Die potenzielle Gefahr von Wölfen liegt eher in bestimmten Situationen oder Umständen, die Konflikte mit dem Menschen oder Nutztieren verursachen können.
Verhaltensänderungen: In einigen Fällen könnten Wölfe in Gebieten mit hoher menschlicher Aktivität, insbesondere wenn sie Futterquellen suchen, weniger scheu werden und sich möglicherweise mehr Menschen nähern. Dies kann zu unerwünschten Begegnungen führen. Auch in Brandenburg.
Habitatverlust: Wenn der Lebensraum von Wölfen schrumpft, könnten sie in Gebiete vordringen, die näher an menschlichen Siedlungen liegen, was das Potenzial für Konflikte erhöht. Das ist besonders da in Brandenburg ein Thema, wo sich große Unternehmen ansiedeln.
Angriffe auf Nutztiere: Wölfe können in Gebieten mit Nutztierhaltung Schafe, Ziegen oder andere Haustiere angreifen. Dies führt naturgemäß zu Spannungen zwischen Landwirten, Viehzüchtern und Wolfsschützern.
Junge oder kranke Wölfe: Wie bei vielen Raubtieren können junge oder kranke Wölfe weniger vorsichtig sein und sich Menschen oder Nutztieren nähern. Das ist aber äußerst selten der Fall.
Fehlinterpretation von Verhalten: In einigen Fällen können plötzliche Begegnungen mit Wölfen fehlinterpretiert werden, was zu unnötiger Angst oder übertriebenen Reaktionen führt.