Sie ging in voller Ausrüstung auf Streife: Schlagstock, Handschellen, Reizgas, Koppel, Schutzweste und Knarre. Als angebliche Polizistin zog sie durch die Stadt. Echt ist ihre kriminelle Karriere. Zurück auf die Anklagebank: Ömer K. (27). 2014 verurteilt unter anderem wegen einer Sexualstraftat zu drei Jahren und drei Monaten, danach unter Führungsaufsicht, Anfang 2021 gab es dann nach Überfällen auf Bankkunden sieben Jahre Knast.
Im Outfit aus Lila und Orange nun vor dem Landgericht. Der Richter: „Sie bevorzugen die weibliche Anrede?“ Ömer K., 2019 bekannt geworden als Lara K.: „Ja.“ Eine Transfrau, die in der aktuellen Anklage mit 13 Punkten noch als Mann gilt.
Es geht um Amtsanmaßung, Missbrauch von Titeln und Abzeichen, Verstoß gegen das Waffengesetz, Verstoß gegen Weisungen während der Führungsaufsicht und Besitz von kinderpornografischen Bilddateien. Vorfälle in der Zeit von April bis August 2019.
Ömer K.: „Bis auf die Kinderpornografie-Vorwürfe gebe ich alles zu“
Bizarr: Schon 2018 soll sie als Polizistin ausstaffiert durch die Stadt gezogen sein. Die Justiz verbot es per Beschluss. Sie konnte es nicht lassen. Die Angeklagte nun zum Richter: „Bis auf die Kinderpornografie-Vorwürfe gebe ich alles zu.“ Wie solche Bilder auf ihr Handy kamen, wisse sie nicht. K.: „Ich war lediglich auf Porno-Seiten unterwegs, wurde eventuell mit anderen Seiten verlinkt. Als ich die Anzeige bekam, war ich schockiert. Kinderpornografie finde ich widerlich!“
Als Polizistin trat sie immer wieder auf. Einmal in einem Waffengeschäft. Sie wollte sich eine Schreckschuss-Knarre zulegen. Die Anklage: „Sie gab sich als Polizeibeamtin Shirin K. aus.“ Sie sollte einen Ausweis vorlegen, konnte es nicht, bekam keine Waffe. Bei einem anderen Vorfall gab sie sich gegenüber echten Polizisten im Juli 2019 als „Beamtin Sarah K.“ aus, half bei einer Festnahme.
K. in der Rolle als Ordnungshüterin. Sprach auf dem U-Bahnhof Neukölln zwei Personen an, zog sogar den Schlagstock und forderte: „Das Rauchen einstellen!“ Am 1. August 2019 fiel die wieder einmal Uniformierte zwei Zivilfahndern auf. Sie in kompletter Ausrüstung: Schlagstock, Handschellen, Reizgas, Koppel, Schutzweste und echt wirkende Knarre. Aber in dicker Jacke trotz heißer Temperaturen. Eine Kontrolle ergab: Die scheinbare Kollegin war als falsche Polizistin polizeibekannt.
Peinlich für die Polizei: Ömer K. war auch mal auf der Schießanlage in Wannsee
Sie wurde damals als Lara K. bekannt. Wurde vernommen bei der Polizei, gab auch Interviews. Berichtete von „Einsätzen“ und davon – jeden Tag sei sie „auf Streife“ gewesen, „alles mit Liebe gemacht“. Sie sei auch mal mit einem Bekannten auf der Schießanlage Wannsee gewesen. Peinlich für die echte Polizei.
Derzeit sitzt K. in der JVA für Frauen. In Hinblick auf die Verurteilung zu sieben Jahren wegen Raubtaten stellte das Gericht am Ende des ersten Prozesstages einige der 13 Vorwürfe ein. Fortsetzung: Donnerstag. ■