Mit Demos und zwangsrekrutiertem Personal: Polizeiwache am Drogenschwerpunkt Kotti wird eröffnet – 3,2 Millionen Euro kostet sie
Die ständige Polizeipräsenz an dem Kriminalitätshotspot ist umstritten. Nicht einmal Polizisten wollen hier freiwillig ihren Dienst verrichten.

Der Kottbusser Platz in Kreuzberg: Er gilt als einer der sieben Kriminalschwerpunkte in Berlin, hat vor allem als Drogenumschlagplatz seinen schlechten Ruf weg. Kein Wunder, dass hier nicht einmal Polizisten gerne arbeiten wollen – in der neuen Polizeiwache, die für 3,24 Millionen Euro aufgebaut wurde und heute Vormittag eröffnet wird. Einziehen werden quasi dazu verpflichtete Beamte, weil sich keine Freiwilligen fanden. Ihr erster Einsatz: Eine Demo, die gegen die gegen die umstrittene Polizeiwache geplant ist.
Diese befindet sich im ersten Stock eines Hochhauses in der Überführung über die Adalbertstraße. In der Wache sollen jeweils drei Polizisten in Schichten rund um die Uhr Dienst haben und Ansprechpartner für Probleme in der Umgebung sein. Weitere Polizisten sind wie bisher schon als Streifen und bei Einsätzen am Kottbusser Tor unterwegs.
Ihre Aufgabe ist klar definiert: Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Teile der Nachbarschaft, Händler und Touris hoffen, dass durch die ständige Polizeipräsenz der Drogenhandel, Diebstähle und Vermüllung in den Hochhäusern und am Bahnhof Kottbusser Tor eingedämmt werden.
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Linksradikale wehren sich gegen Polizeiwache am Kotti
Doch es gibt auch Anwohner, den passt die nun dauerhafte Polizeipräsenz vor Ort nun gar nicht in den Kram. Dazu zählen vor allem linke und linksradikale Gruppen. Eine linke Demonstration ist für den Vormittag angemeldet. Bis zum Morgen war aber alles ruhig. In der Nacht zu Mittwoch und am Vormittag Morgen war die Polizei bereits mit Absperrungen und einigen Leuten präsent.
Ob die Beamten in der neuen Wache den schlechten Ruf am Kotti aus der Welt schaffen? Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) war nicht begeistert von dem Projekt, auch weil die allermeisten Polizisten ungern dort arbeiten wollten. Um Personal zu bekommen, mussten Polizisten aus anderen Wachen abgezogen werden.
Die GdP kritisierte, die Politik habe mit der neuen Polizeiwache vor allem ein Symbol schaffen wollen. Das sei aber nicht der optimale Weg für mehr Sicherheit.
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„Letztlich bekommen wir nicht mehr Polizei auf die Straße“, sagte GdP-Sprecher Benjamin Jendro am Mittwoch im RBB-Inforadio. Ob das Konzept dieser Wache funktioniere, könne derzeit noch nicht bewertet werden. Der Standort sei nicht optimal, die Polizei sehe von oben herab auf die Menschen und zugleich säßen die Polizisten wie auf dem Präsentierteller.