Missbrauch an Berliner Kita: Mindestens sechs Fälle +++ Kita-Leitung augetauscht +++ Verdächtiger Erzieher ist noch immer auf freiem Fuß!
Zwar wurde die Wohnung des mutmaßlichen Täters durchsucht, eine Festnahme soll es aber nicht gegeben haben.

Große Aufregung in der Kita der Arbeiterwohlfahrt (AWO) „Feldhäuschen“ in Spandau. Kinder, Eltern und Mitarbeiter beschäftigt ein schlimmer Verdacht. Am vergangenen Montag war ihnen mitgeteilt worden, dass ein Erzieher mindestens sechs Kinder in der Tagesstätte sexuell missbraucht haben soll.
Von geschockten und traumatisierten Mitarbeitern, spricht die AWO, die insgesamt sechs Kitas in dem Bezirk betreibt. „Wir haben Eltern und auch den Kindern professionelle Hilfe etwa über den Kindernotdienst vermittelt, um sie so zu unterstützen, die Vorfälle psychisch zu verarbeiten“, sagte Thomas Scheunemann, Vorsitzender des AWO-Kreisverbands Spandau der Berliner Morgenpost.
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Die Polizei bestätigte den Vorgang und teilte mit, dass das Landeskriminalamt bereits seit zehn Tagen in dem Fall ermittele. Am 25. August sei die erste Strafanzeige eingegangen.

Demnach soll es „zu sexuellen Handlungen an Kindern während der Betreuungszeiten“ gekommen sein, sagte die Polizeisprecherin. Vier Anzeigen zu weiteren Vorfällen, die sich noch vor dem 25. August ereignet haben sollen, kamen in der vergangenen Woche dazu.
Verdächtiger heißt „Martin“
Verdächtig ist ein 32-Jähriger, der den Eltern nur als „Martin“ bekannt war. Unklar ist noch, ob der Mann bereits zuvor wegen ähnlicher Verdachtsfälle aufgefallen ist oder sogar vorbestraft ist. Eine Auskunft hierzu sei wegen der laufenden Ermittlungen, wegen des Datenschutzes und der Persönlichkeitsrechte des Mannes nicht möglich, teilte die Polizei mit.

Die AWO erfuhr nach eignen Angaben erst Ende August durch das LKA von dem Verdacht. „Wir haben sofort alle nötigen Schritte eingeleitet“, teilte der Kreisvorstand dem Tagesspiegel auf Anfrage mit. Der Mitarbeiter sei aus der Kita genommen worden. Wäre die AWO früher informiert worden hätte dieser Schritt deutlich früher erfolgen können.
Bekannt ist, dass der Verdächtige über eine Zeitarbeitsfirma angestellt worden war und zwei Monate in der Kindertagesstätte tätig war. Er habe sowohl eine anerkannte Erzieherausbildung als auch ein erweitertes Führungszeugnis des Bundesamtes für Justiz vorweisen können, das für einen Erzieher-Job obligatorisch ist. Darin sollen alle Verurteilungen in kinder- und jugendschutzrechtlichem Zusammenhang aufgelistet werden.

Eine Info-Veranstaltung für Eltern Anfang der Woche ist nach Angaben von Teilnehmern eskaliert. Das bestätigte auch der AWO-Vorstand. Die Eltern seien extrem aufgewühlt gewesen. Eine Mutter soll zusammengebrochen und von Sanitätern behandelt worden sein.
Kita-Leitung gefeuert, Verdächtiger noch frei
Laut Bild-Zeitung wurde das Leitungsteam des „Feldhäuschens“ inzwischen ersetzt. Seit Donnerstag habe die Kita kommissarisch eine neue Leiterin und Stellvertreterin. Zuvor hatten die Eltern schwere Vorwürfe erhoben. Demnach hätten die Kita-Chefs trotz mehrerer Beschwerden gegen den Erzieher nicht gehandelt.
Der Verdächtige soll laut dem Bericht noch immer auf freiem Fuß sein. Die Wohnung des Erziehers in Potsdam sei zwar durchsucht worden, eine Festnahme soll es aber bisher noch nicht gegeben haben.