Metallhaufen im DDR-Freizeitpark: DAS war mal unser Riesenrad! KURIER verrät, was jetzt aus dem ehemaligen Spreepark wird
Am Wochenende ist das Gelände für die diesjährigen „Labortage“ geöffnet. KURIER zeigt, was hier nun nach und nach entstehen soll.

Auf den ersten Blick wirkt es bei einem Spaziergang durch den ehemaligen Spreepark so, als sei auf dem Gelände nicht besonders viel passiert. Und doch geht es im ehemaligen DDR-Freizeitpark voran: Im kommenden Jahr sollen die ersten Teilbereiche eröffnen. Und schon jetzt gibt’s eine neue Attraktion: ein großer Haufen rot lackiertes Metall. Schrott? Nee! DAS war mal unser geliebtes Riesenrad!
Das Spreepark-Riesenrad wurde schon geprüft, soll nun saniert werden
Große Balken, lange Speichen, daneben die Gondeln, an denen der Zahn der Zeit schon länger nagt. Es ist kaum vorstellbar, dass dieser Haufen Metall bald wieder in neuem Glanz erstrahlen soll. Und doch sollen die Berliner schon 2024 wieder damit fahren können. „Die Teile wurden geprüft und geröntgt, die Schraub- und Schweißverbindungen untersucht“, erklärt Christoph Schmidt, Chef der Grün Berlin GmbH, die sich um das Spreepark-Gelände kümmert.
Die Bilanz sei positiv – die meisten der Teile könnten wiederverwendet werden. „Nur werden im neuen Rad nicht die gleichen Gondeln hängen, denn die sind natürlich durch.“ Viele sind nach dem langen Stillstand verbogen und verzogen, teilweise sind die Böden durchgerostet.

Und warum sind die Teile noch hier? Die Prüfungen seien vor Ort erfolgt, erklärt Schmidt. Damit sie nicht noch mehr verwittern, wurden die Riesenrad-Segmente nun mit einer Anti-Korrosionsschicht überzogen. „Und bei einer Ausschreibung suchen wir nach einer Fachfirma, die das Rad wieder nutzbar macht.“
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Doch bis dahin wird es noch eine Weile dauern – zuerst stehen im einstigen Berliner Freizeitpark, seit 2001 geschlossen, andere Umbauten an. So sind die Bauarbeiten am Eierhäuschen in vollem Gange. Schon im Herbst 2022 soll das ehemalige Ausflugslokal neu eröffnen, dann mit Biergarten, Restaurant, Künstler-Residenzen. Zudem ist ein Schiffsanlieger geplant – welche Schiffe hier aber anlegen sollen, sei im Moment noch „eine offene Frage“, sagen Schmidt und Stefan Tidow, Staatssekretär für Umwelt und Klimaschutz.

Auf Visualisierungen werden zumindest die Pläne für den Park konkreter. Beispiel ehemalige Mero-Halle: Zu Kulturpark-Zeiten befand sich hier ein Spezialitätenrestaurant. Inzwischen stehen nur noch Pfeiler und Dachkonstruktion. Pflanzen und Kunst sollen die Gebäudestruktur aufwerten, später sollen hier unter anderem „niedrigschwellige Tanzveranstaltungen“ stattfinden, erklärt Katja Aßmann, die künstlerische Leiterin.
Die Achterbahn wird zum Fußweg, das Karussell zum Sitzmöbel
Die große Freifläche hinter dem früheren Haupteingang soll zu einem weiteren Highlight werden: Hier wird unter anderem das ehemalige Tassenkarussell zum Pavillon, die teilweise herausgelösten Tassen zu Sitzmöbeln. Die von vielen geliebte Achterbahn „Spreeblitz“ wird, wie auch die Auto-Fahrt „Monte Carlo Drive“, irgendwann zum begehbaren Fußweg. Und aus dem Start-Gebäude der Schwanenfahrt wird ein „frei nutzbarer Treffpunkt“ für die Park-Besucher.

Überhaupt sollen einige der alten Spreepark-Relikte zur künstlerischen Gestaltung des Parks beitragen. Die Boote der Schwanenfahrt, die Autos der Hütchen-Bahn „Chapeau Claque“. Die Dinosaurier, die einst die Dino-Wiese schmückten, sollen restauriert werden und wieder an ihren Platz kommen. Nebenan wird ab 2024 das neue Riesenrad stehen, außerdem wird die alte Freilichtbühne neu belebt.

Das komplette Projekt soll 72 Millionen Euro kosten. Am Wochenende können alle Berliner bei den „Labortagen“ Einblicke bekommen – Anmeldung und Programm gibt es im Netz unter www.spreepark.berlin.
Ob all das den Berlinern gefällt, wird sich zeigen – zumindest will man, so scheint es, mit den Eintrittspreisen locken. Man gehe momentan von einem Preis von rund drei Euro inklusive Riesenrad-Fahrt aus – die Jahreskarte für den Park könnte 12 Euro kosten, sagt Christoph Schmidt. Und Tidow ergänzt: „Es wird ein Zuschussgeschäft, das Land Berlin wird Zuwendungen geben müssen – aber das muss es uns wert sein.“