Mega-Plansche im Keller! KURIER steigt hinab ins neue Wasserbecken des Friedrichstadt-Palasts
Corona sorgt für die zeitweise Schließung der Revue-Bühne, doch man hat die Zeit effektiv genutzt. Still und heimlich wurde schon im Dezember ein neues XXL-Bassin installiert. KURIER durfte rein.

Die Bühne des Friedrichstadt-Palasts ist nicht nur eine der spektakulärsten und größten Revue-Bühnen der Welt – sie verfügt auch über allerlei technische Raffinessen. Dazu gehört seit der Eröffnung 1984 auch ein riesiges Wasserbecken, gut versteckt im Keller unter den Brettern, die die Welt bedeuten. Doch nach vielen Show-Jahren war das gute Stück sanierungsbedürftig, kam zuletzt 2014 zum Einsatz. Nun wurde es während der Schließung still und heimlich ausgetauscht. KURIER stieg hinab – und besichtigte das XXL-Bassin!
Hinter langen Fluren und einer schweren Tür liegt es versteckt, das neue, heimliche Herzstück der größten Revue-Bühne der Welt. Rohre und Kabel erinnern an einen Maschinenraum, eine kleine Leiter führt nach unten – und da steht es, das neue Wasser-Bassin des Friedrichstadt-Palasts. Ein Planschbecken für Artisten und Tänzer, knapp 2,30 Meter hoch, zehn Meter im Durchmesser, gefertigt aus Edelstahl. Für Fans des Hauses kommt die Nachricht überraschend, doch im Palast selbst wartete man bereits sehnsüchtig auf den Neubau. „Wir haben schon lange damit geplant, weil wir das Becken in unserer neuen Show-Produktion zum Einsatz bringen wollen“, verrät Intendant Berndt Schmidt (57). „Aber durch Corona hat sich einiges verzögert.“

Schon früher kam in den Riesen-Revuen ein solches Becken zum Einsatz, gebaut wurde es in den 80er-Jahren, doch mit der Zeit nutzte sich das Bassin ab. Zuletzt im Einsatz war es in der Produktion „Show Me“, die von 2012 bis 2014 gezeigt wurde. „Damals nutzten wir es aber nur noch als Auffangbecken für das Wasser, das aus einem Wasserfall über der Bühne kam“, sagt Schmidt. Inzwischen wäre es nur noch als museales Stück nutzbar gewesen, nicht aber in den Shows. Weil der Palast seit dem vergangenen Jahr unter Denkmalschutz steht, habe man die neue Konstruktion eng mit dem Landesdenkmalamt abstimmen müssen.
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Gemeinsam mit einer französischen Firma wurde das Becken entwickelt, eingebaut wurde es im Dezember. Und zwar nicht ohne Schwierigkeiten. „Schon der Abbau des alten Stückes war sehr kompliziert, weil es irre schwer war“, sagt Schmidt. „Außerdem war, als das Becken damals gebaut wurde, das ganze Haus noch im Bau.“ Es konnte also bequem eingepasst werden. Dieses Mal jedoch musste man unzählige Einzelteile durch die schmalen Seitentüren und über die Bühne in den Keller bringen, um sie dort zu verschweißen. Eine Meisterleistung, denn in den schmalen Gängen des Palastes sei bei größeren Teilen nur wenige Zentimeter Luft gewesen. Schmidt: „Außerdem musste für die Montage ein Team aus Frankreich einreisen, was unter Corona-Bedingungen erschwert war. Sie mussten mehrere Tests machen, ein paar Tage in Quarantäne verbringen.“

Der Aufwand hat sich gelohnt: Rund 160.000 Liter Wasser passen in das Becken, das rund 30 Zentimeter höher als das alte ist. Es steht – vom Zuschauerraum aus gesehen – links unter der Bühne, wird mit einer ausgeklügelten Maschinerie bei Bedarf mittig unter die Bühne und dann nach oben gebracht. Drei fahrbare Podeste sind installiert – „sie werden hochgefahren, damit unsere Künstler über das Wasser laufen können“, sagt Schmidt. Mehrere kleinere Wasserfontänen wurden integriert, außerdem vierzehn Vier-Meter-Fontänen und ein Geysir, der bis zu acht Meter hoch sprudelt. „Jetzt haben wir technisch mehr Möglichkeiten.“ Rund 980.000 Euro hat das gute Stück gekostet – Mittel, die eingeplant waren. „Wir schwimmen in der Corona-Zeit nicht im Geld. Wir hätten das Projekt nicht umsetzen können, wenn wir es nicht lange geplant und die Summe angespart hätten.“ Dass der Palast vor der Corona-Krise ein sehr erfolgreiches Jahr erlebte, half.

Zum Einsatz kommen soll das Becken in der neuen Show. Wann? „Wir haben momentan noch immer keine Planungssicherheit. Zuletzt hieß es, dass die Theater bis Ostern geschlossen bleiben. Was aber nicht heißt, dass sie danach wieder öffnen können“, sagt Schmidt. Falls nach den Osterfeiertagen gespielt werden kann, plant man noch bis Juli die aktuelle Show „Vivid“, danach wird für die Premiere im Herbst auf das neue Spektakel umgerüstet. Inzwischen wurde übrigens auch die Lüftungsanlage des Palastes saniert, das Jahr 2020 war im Palast also vor allem das Jahr der Bauarbeiten.
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Wenn wieder gespielt wird, können die Zuschauer trotz allem mit artistischen und tänzerischen Höchstleistungen rechnen – denn das Ensemble bleibt trotz Corona in Form. „Sie müssen trainieren, alles andere wäre verheerend“, sagt Schmidt. Am Stadtrand habe man für ausgewählte Artisten etwa ein Zirkuszelt gemietet. Das Ballett könne glücklicherweise Räumlichkeiten in der Staatsoper Unter den Linden nutzen. Schmidt ist trotz der schwierigen Lage optimistisch. „Ich glaube, dass dieses Jahr besser wird als das letzte. Und dass aufgrund der Impfungen ein Spielbetrieb bald wieder möglich sein wird.“