Die „Traumzauberbaum“-Autorin Monika Ehrhardt-Lakomy in ihrem Haus in Berlin. 
Die „Traumzauberbaum“-Autorin Monika Ehrhardt-Lakomy in ihrem Haus in Berlin.  Jens Kalaene/dpa

Die Waldgeister Moosmutzel und Waldwuffel, die freche Nudel Springginkel und die wilde Traumlaus Agga Knack: All diese Figuren hat Monika Ehrhardt-Lakomy auf die Welt gebracht. Ihre liebenswerten Geschichten um den „Traumzauberbaum“ halten seit über 40 Jahren in den Kinderzimmern Einzug, vor allem im Osten Deutschlands. An diesem Sonntag feiert die Geschichtenerfinderin und „Mama Traumzauberbaum“  ihren 75. Geburtstag.

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Monika Lakomy dichtete und erzählte, Lacky schrieb die Musik 

An der Seite ihres Mannes, dem Komponisten Reinhard „Lacky“ Lakomy, entstanden über 350 Lieder und daraus Hörspiele und Bühnenstücke. „Ich habe es voller Liebe für meinen Lacky geschrieben und er hat mir die Musik dazu gezaubert“, erzählt die Schriftstellerin. Lakomy war im März 2013 im Alter von 67 Jahren nach einer Krebserkrankung gestorben, seine Frau hält seitdem das „Traumzauberbaum-Universum“ aufrecht.

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Reinhard Lakomy im Jahr 2011 bei einem Auftritt in einer MDR-Show in Chemnitz. 
Reinhard Lakomy im Jahr 2011 bei einem Auftritt in einer MDR-Show in Chemnitz.  imago stock&people/ STAR-MEDIA

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Ehrhardt-Lakomy stand viele Jahre im Schatten ihres in der DDR berühmten Mannes. Nach seinem Tod habe sie mit „Fingerspitzengefühl“ dem Publikum erst mit der Zeit vermitteln können, dass „Lacky“ weder die Figuren erfunden noch die Geschichten und die Texte geschrieben habe, aber dass sie ohne seine wunderbare Musik nie so berühmt geworden wären, so die Witwe. Sie ist auch deshalb bei Auftritten des Reinhard-Lakomy Ensembles dabei und erfährt nach eigener Aussage viel Dankbarkeit. „Die Geschichten - nun auf der Bühne - gehen ja immer weiter, also muss da jemand sein. Die Leute brauchen ein Gesicht dazu, eine Person, die sie anfassen können“, sagt die Künstlerin.

Monika Erhardt-Lakomy hat eine Maurer-Ausbildung 

Als Achtjährige steht sie bereits auf der Bühne des Theaters in Greiz. Während des Abiturs macht sie eine Maurer-Ausbildung. „Ich habe einen vierzügigen Schornstein gemauert zur Prüfung“, erinnert sich die gebürtige Thüringerin. Es folgt ein fünfjähriges Ballett-Studium. „Ballett ist so'n Beruf, da geht nichts ohne Disziplin. Ich falte heute noch meine Sachen auf Kante.“

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Die Schriftstellerin Monika Ehrhardt-Lakomy steht mit den Figuren Moosmutzel und Waldwuffel aus den Geschichten um dem „Traumzauberbaum“ in ihrem Haus. Sie feiert am 18. September ihren 75. Geburtstag.
Die Schriftstellerin Monika Ehrhardt-Lakomy steht mit den Figuren Moosmutzel und Waldwuffel aus den Geschichten um dem „Traumzauberbaum“ in ihrem Haus. Sie feiert am 18. September ihren 75. Geburtstag. dpa / Kalaene

Mit einer Tanzkompanie reist die nimmermüde Künstlerin um die Welt, studiert Kulturwissenschaft im Fernstudium und heiratet 1977 den Komponisten Reinhard Lakomy. Seit 1981 ist sie freie Autorin - von Fernsehfilmen, Bühnenwerken, Kurzgeschichten und 15 Hörspiel-CDs.

Schon als Kind spielte sie im Wald – die Geburtsstunde des Traumzauberbaums

Zusammen mit ihrem Mann entwickelt sie 1978 in der DDR eine neue Art der Kinderunterhaltung. Die „Geschichtenlieder“ werden eine Mischung aus Hörspiel, Rockballade und Kinderlied. Ehrhardt-Lakomy schreibt dazu lustige, skurrile und poetische Texte. „Poesie kann man nicht lernen, das ist sowas wie ne Begabung, aber Begabung, das sind fünf Minuten von einer Stunde.“ Der Rest sei Arbeit. Die Poesie habe sie von ihrem Vater geerbt. „Unter der grünen Lieblings-Kuscheldecke haben wir uns Geschichten ausgedacht, Märchen erzählt. Die Decke hab ich noch“, verrät die Wahl-Berlinerin.

Lakomy-Erhardt war ein komisches Kind 

Woher sie die vielen Ideen nimmt? „Viel kann man von Kindern lernen, die machen ja wunderbare Wortschöpfungen, wie unsere Tochter, als sie klein war“, erzählt die Autorin. Sie selbst sei ein „komisches“ Kind gewesen, habe im Wald ganz allein gespielt und Mooshäuschen gebaut. „Die weißen Blüten auf dem Moos waren Mutzelchen, aus den Eicheln mit Hütchen wurde Waldwuffel.“ Das sei wohl „der Urknall für das Traumzauberbaum-Universum“ gewesen, glaubt Ehrhardt-Lakomy heute.

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Das Hobby sei dann bald zur Arbeit geworden, so die vielseitig begabte Autorin, die als Kind drei Berufswünsche hatte: Tänzerin, Schriftstellerin und Kapitänin. Selbst den dritten Wunsch hat sie sich ein wenig erfüllt und einen Segel-und Motorbootschein gemacht. Auf einem See in Brandenburg schippert und arbeitet sie so manchen Tag.

Monika Erhardt-Lakomy liebt den Blick in die Natur, sie schippert auch gern mit ihrem Boot auf Brandenburger Seen.  
Monika Erhardt-Lakomy liebt den Blick in die Natur, sie schippert auch gern mit ihrem Boot auf Brandenburger Seen.   dpa / Kalaene 

Stolz ist sie auf „große Stimmen“, die sie nach der Wende als Regisseurin für Studio-Produktionen gewinnen konnte. Synchronstars wie Jürgen Thormann (Michael Caine) und Christian Brückner (Robert de Niro) spielten und sangen die Figuren Tarn und Kappe, zwei kriminelle Brüder – eine Sternstunde, wie sich Ehrhardt-Lakomy erinnert. „Sie waren bei der Aufnahme aufgeregt wie Kinder.“

Lacky und ich waren eine Symbiose

Und doch gab es bei allem Positiven mit dem Mauerfall auch bittere Erfahrungen für das Künstler-Paar. Die Freude sei groß gewesen, etwas aus dem Osten mitzubringen mit dieser künstlerisch hohen Qualität, erinnert sich Ehrhardt-Lakomy. „Aber der westliche Kulturbetrieb hielt die Türen zu, der Osten wurde überschwemmt mit dem, was wir nun gut finden sollten, ein neuer Markt war eröffnet Richtung Osten.“ Sie hätten einfach weitergearbeitet - mit Erfolg. Etwa fünf Millionen Tonträger wurden bislang verkauft.

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Die gemeinsame Arbeit mit ihrem Mann sei nun abgerundet, fasst die Künstlerin ihr Werk zusammen. „Lacky hat die Seele aus meinen Texten gelesen, wir waren eine Symbiose. Das kann man nicht wiederholen.“ Aktuell entstehen neue Theaterstücke und ein neues Bühnenprogramm für ihr Lakomy-Ensemble, aber auch Bücher will sie schreiben. Im Oktober tritt das Ensemble in Düsseldorf auf. „In den alten Bundesländern ist der Erfolg der gleiche“, hat sie beobachtet. „Das Publikum singt zwar die Lieder noch nicht alle mit, aber das wird schon noch.“