Kai Wegner (CDU) im Interview

Löwe in Berlin: Berlins Bürgermeister verteidigt die teure Fahndung

Er sagt: „Stellen Sie sich vor, es wäre doch eine Löwin gewesen, die vielleicht sogar noch Kinder gerissen hätte.“

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Dieses Foto soll zeigen, dass in dem Twitter-Video kein Löwe, sondern ein Wildschwein zu sehen ist. Es gibt Experten, die zweifeln.
Dieses Foto soll zeigen, dass in dem Twitter-Video kein Löwe, sondern ein Wildschwein zu sehen ist. Es gibt Experten, die zweifeln.Paul Zinken/dpa

„Stellen Sie sich vor, es wäre doch eine Löwin gewesen, die vielleicht sogar noch Kinder gerissen hätte.“ Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat die aufwändige Suche nach einer vermeintlichen Löwin am Stadtrand der Hauptstadt gegen Kritik verteidigt. „Ich hätte gern die Nachrichten gesehen, wenn es dann doch eine Löwin gewesen wäre“, sagte er am Montag in den Fernsehsendern RTL und n-tv. Es sei Aufgabe von Politik und Polizei, Sicherheit zu gewährleisten.

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Nach einer mit einem Handyvideo dokumentierten vermeintlichen Löwensichtung bei Kleinmachnow in Brandenburg hatten in der vergangenen Woche bis zu 300 Polizisten gemeinsam mit Jägern und Wildtierexperten mehr als 30 Stunden lang ein waldreiches Gebiet an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Berlin durchsucht.

Berlins Bürgermeister: „Dass es ein Wildschwein war, das lässt doch aufatmen“

Am Freitag stellten die Behörden die Suche wieder ein, weil Zweifel überwogen, dass dort tatsächlich eine Löwin unterwegs ist.

In den Wäldern bei Kleinmachnow suchte die Polizei nach der vermeintlichen Löwin?
In den Wäldern bei Kleinmachnow suchte die Polizei nach der vermeintlichen Löwin?Fabian Sommer/dpa

Eine entscheidende Rolle spielte dabei neben dem völligen Fehlen jeglicher Spuren oder Hinweise auf die Existenz einer Raubkatze eine neuerliche Analyse des Sichtungsvideos durch Experten. Sie kamen entgegen erster Einschätzungen durch die Behörden anhand von Details des Körperbaus und der Körperhaltung zu dem Schluss, dass es sich höchstwahrscheinlich doch um ein ungewöhnlich hell gefärbtes Wildschwein handelte. Es wurde auch kein Löwe vermisst gemeldet.

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Wegner sagte, er sei beim Anschauen des Videos nicht davon ausgegangen, dass es sich um ein Wildschwein handele, anders als die Experten, die sich das noch einmal angeschaut hätten. „Deswegen ist es jetzt okay, dass diese Safari im wahrsten Sinne des Wortes abgeblasen wurde.“ Letztlich sei es beruhigend, dass es sich am Ende anders darstelle. „Dass es ein Wildschwein war, das lässt doch aufatmen.“

Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, verteidigt die teure Fahndung nach der vermeintlichen Löwin von Kleinmachnow.
Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, verteidigt die teure Fahndung nach der vermeintlichen Löwin von Kleinmachnow.Paul Zinken/dpa

Die brandenburgische Gemeinde Kleinmachnow und die Brandenburger Polizei hatten am Freitag mitgeteilt, es sei nicht davon auszugehen, dass eine Löwin oder ein anderes Raubtier in Berlin oder Brandenburg unterwegs sei. Sämtliche Suchmaßnahmen hätten keine Hinweise ergeben.

Tierärztin: Die Kopfform ähnelt einer Raubkatze

Doch Zweifel gibt es immer noch: Sah man auf dem Video wirklich ein Wildschwein? Körperform und Farbe des Fells scheinen nicht zu stimmen. Das sieht auch die Potsdamer Tierärztin Michaela Ebeling  so: „Wenn man das Video, wie die Behörden, als echt einstuft, sieht man: Das Tier darin hat einen kurzen runden Kopf und runde Ohren – wie der Kopf einer Raubkatze.“

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Am Montag nun soll die Analyse von Kot- und Haarproben die endgültige Klarheit bringen.