Eltern im Homeoffice, Kinder ohne Betreuung: Chaos in Berliner Haushalten. 
Eltern im Homeoffice, Kinder ohne Betreuung: Chaos in Berliner Haushalten.  Foto: imago images/Westend61

Schon am vergangenen Freitag hatte Bildungssenatorin Sandra Scheeres mitgeteilt, dass für die Woche nach den Weihnachtsferien schulisch angeleitetes Lernen zu Hause vorgesehen sei. Im Lichte der Beschlüsse, die die Ministerpräsidentenkonferenz am dritten Adventssonntag gefasst hat, wird die Regelung nun schon früher gelten.

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Ab einschließlich Mittwoch bis Freitag dieser Woche werden die Berliner Schulen keinen Präsenzunterricht mehr anbieten, sondern – je nach Möglichkeit – analog oder digital gestützten Fernunterricht. Die Lehrkräfte und sämtliche Schulmitarbeiter bleiben also im Dienst. In den Grundschulen soll eine Notbetreuung angeboten werden.

Klassenarbeiten und Klausuren dürfen in diesen Tagen vor Ort in der Schule geschrieben werden, wenn ein Mindestabstand von 1,5 Metern eingehalten wird. Das liegt im Ermessen der einzelnen Lehrkräfte. Prüfungen, die für Berufsschüler von großer Bedeutung sind, sollen durchgezogen werden. Lehrkräfte sind angehalten, mindestens zweimal pro Woche mit ihren Schülern Kontakt aufzunehmen.

Kitas bieten nur Notversorgung

Die Berliner Kitas und Tagespflegestellen bieten ab Mittwoch nur noch eine Notversorgung an. Alle Eltern werden inständig gebeten, ihre Kinder nur dann in die Einrichtungen zu bringen, wenn es wirklich nicht anders geht. „Eine Grundsatzdiskussion darüber, ob Kitas nun Treiber oder Bremser der Pandemie sind, ist wenig hilfreich. Vermutlich sind sie weder das eine noch das andere, sondern einfach Orte mit unvermeidlichen Kontakten, die nun noch mal weitergehend einzuschränken sind,“ heißt es in einer gemeinsame Positionierung der LIGA der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege und des Dachverbands Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS).

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Die Verbände drängen darauf, die Notversorgung in den acht Tagen vor und nach den Weihnachtsferien nur in einem kleinen Umfang anbieten zu müssen. Im ersten Lockdown hatten zunächst die Kinder von Eltern Zugang, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Später wurde die Notbetreuung für immer größere Kreise geöffnet.

LIGA und DaKS schlagen vor, die Liste der Zugangsberechtigten diesmal nicht genau festzuschreiben. „Weil das im Frühling zu großen Verwerfungen geführt hat,“ sagt eine Sprecherin des DaKS. „Wir schlagen vor, dass die Eltern ihren Bedarf anmelden und sich mit den Einrichtungen dann gütlich einigen. Die Erzieherinnen und Erzieher kennen die Familien oft sehr gut und können einschätzen, wer wirklich Hilfe  braucht.“  Was die Regelungen bis zum 10. Januar angeht, so seien sie in Gesprächen mit der Bildungsverwaltung und „sich diesmal wohltuend einig“, sagte die Sprecherin.

Finanzielle Hilfe für Eltern

Kanzleramtschef Helge Braun wies darauf hin, dass Eltern, die wegen eines Betreuungsproblems nicht arbeiten können, eine Lohnfortzahlung von 67 Prozent ihres Gehalts beim Staat beantragen können. Auch wurde die Zahl der Kinderkrankentage wegen Corona erhöht. Pro Elternteil gibt es 15 Tage pro Kind, für Alleinerziehende 30 Tage. Noch in dieser Woche wollen Bund und Länder zusätzliche Möglichkeiten für Eltern schaffen, für Kinderbetreuung im harten Lockdown bezahlten Urlaub zu nehmen.

In einer Sondersitzung des Bildungsausschusses am Montag, die auf Drängen der Opposition einberufen worden war, fragten die Abgeordneten, wie die Schulen auf die neue Situation vorbereitet seien. Eine gute Nachricht konnte Sandra Scheeres verkünden: Von den 41.500 Tablets, die für bedürftige Schüler bestellt wurden, werden rund 25.000 in den kommenden zwei Tagen ausgeliefert, die anderen folgen im Januar.

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Der Lernraum Berlin nutzt ab Mittwoch das Videokonferenztool „Big blue button“, beides gilt inzwischen als datenschutzkonform. Der Auftrag für den Breitbandausbau wird erst im kommenden Jahr vergeben. „Hier hat die Senatorin zu lange geschlafen,“ sagte Paul Fresdorf, bildungspolitischer Sprecher der FDP.

Alle Schulen hätten „den klaren Auftrag erhalten, über den Sommer einen Plan B zu erarbeiten“, so Scheeres, „wie sie das Lernen zu Hause besser anleiten können. Es gibt digitale und analoge Konzepte, sowie Mischformen, die überzeugen.“ Insgesamt seien die Schulen deshalb besser vorbereitet als im Frühjahr. Wenn die Infektionszahlen es erlauben, sollen Kitas und Schulen am 11. Januar wieder in den Regelbetrieb starten. Auch der Stufenplan tritt dann wieder in Kraft.