Liebe in Zeiten von Corona: Jetzt wird das Internet zum Liebes-Nest
Drei junge Männer riefen das erste Event für die Partnersuche über das Internet ins Leben. Im KURIER erklären sie, wie die schräge Idee funktioniert – und warum das Konzept wichtig ist.

Die Hauptstadt ist voller Singles – mit dem Dating ist es in Zeiten von Corona aber schwierig. Drei Männer starten deshalb ein besonderes Experiment: Sie bieten das erste „Speed-Dating“ im Netz an. Durch die Dating-Abende führen Therapeut und Coach Benedikt Zeitner und Männer-Coach Vincent Guntrum. „Er kam auf die Idee, weil er sich eine Möglichkeit wünschte, trotz Corona direkt mit Menschen in Verbindung kommen zu können“, sagt Zeitner. Beide praktizieren zudem das Konzept der „radikalen Ehrlichkeit“. Es geht darum, sich so zu zeigen wie man ist und sich nicht zu verstellen, denn erst so können tiefgreifende Gespräche möglich werden. „Wir verstecken und verstellen uns doch alle gern“, sagt Benedikt Zeitner. „Aber spannend wird es erst dann, wenn wir endlich damit aufhören.“
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Nach zwölf Minuten wird der Chatpartner gewechselt
Also schufen sie ein digitales Speed-Dating. Wie das funktioniert? „Bis zu 20 Leute können wir in eine Art Konferenzsystem einwählen“, sagt Zeitner. „Zuerst sprechen wir etwa eine halbe Stunde über Ehrlichkeit und ermutigen die Teilnehmer, etwas von sich preiszugeben.“ Dann geht es ans Daten: Zu zweit werden die Teilnehmer für zwölf Minuten in virtuelle Flirt-Räume geschickt, dort bekommen sie Fragen gestellt. „Wann hast du das letzte Mal geweint?“ – „Wir ist das Verhältnis zu deiner Mutter?“ – „Gibt es etwas, das du auf Dates gern versteckst?“ Vielleicht entstehen dabei auch peinliche Momente, „aber im besten Fall spannende, persönliche Gespräche“, sagt Zeitner. Nach Ablauf der Zeit wird der Chatpartner gewechselt. Jeder erlebt so zehn virtuelle Verabredungen. Zurück im „Plenum“ wird Musik gespielt, die Teilnehmer können sich gegenseitig anchatten, je nach Interesse. Und vielleicht entsteht ja die eine oder andere Beziehung. Die Speed-Dating-Abende sind übrigens nach Altersklassen gestaffelt, so können Menschen aufeinandertreffen, die im gleichen Jahrzehnt liegen. Die Teilnahme kostet 18 Euro, benötigt werden nur Computer oder Smartphone.

Zeitner ist vom Konzept überzeugt – und findet es wichtig, dass es derzeit solche Möglichkeiten gibt. „Viele Leute haben im Moment mit dem Thema Einsamkeit zu tun, vermissen den Kontakt zu anderen“, sagt er. „Das ist auch normal, denn der Mensch ist seit Millionen von Jahren eine Rudelspezies.“ Deshalb sei die aktuelle Lage sehr herausfordernd. „Es ist wichtig, dass es Möglichkeiten gibt, mit denen man unkompliziert Nähe zu anderen Leuten herstellen kann.“ Termine: 16. April um 19 Uhr, 18. April um 19 Uhr. Infos, Tickets: tickettailor.com/events/deepdating