Tschüß, Tegel!
Letzter Aufruf Berlin-Tegel: Ein gebührender Abschied mit Rosen, Sekt und Wasserfontänen
Hunderte Berliner kamen am Sonnabend zum Flughafen, um die letzten Maschinen einen Tag vor Schließung noch einmal starten und landen zu sehen.

Sie kamen, um Lebwohl zu sagen und die letzten Maschinen starten und landen zu sehen. Mit Kameras und Smartphones fingen sie die letzten Stunden noch schnell ein. Manche von ihnen legten Rosen nieder oder stießen mit Sekt an. Die wenigen Reisenden gingen an diesem besonderen Tag in dem großen Abschiedsgetümmel beinahe unter. Am Tag vor der Schließung hat sich der KURIER noch ein letztes Mal am Flughafen Tegel „Otto Lilienthal“ umgesehen. Fazit: Der Ansturm war so groß wie vor der Corona-Krise.

Es lag ein bisschen Wehmut in der Luft, wie es eben so ist, wenn sich eine Tür für immer schließt. Am 1. November 1974 starteten von Berlin-Tegel aus die ersten Ferienflieger. Fast genau 46 Jahre später, flogen hier am 8. November 2020 die letzten 13 Passagiermaschinen ab. „Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl. Ich hatte 125 Flüge nach Tegel und war immer gern hier“, sagte Flugkapitän Robert Balogh, der für die Deutsche Lufthansa im Einsatz ist. Mittags war sein letzter Flug von Tegel nach München gehen. Diesmal war er selbst Passagier.
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Mit der gleichen Maschine flog auch Fred Thiele (54) aus Wilmersdorf. Als Servicemechaniker sei er viel beruflich unterwegs und habe den kurzen Weg von seiner Wohnung nach Tegel immer sehr zu schätzen gewusst. „Mit dem Taxi war ich zehn Minuten unterwegs. Jetzt brauche ich in Zukunft 40 Minuten zum BER und wesentlich teuer ist es auch“, sagte er. Auch Rubing Zhang aus Moabit geht es so wie Fred Thiele. „Wir sind vor der Corona-Krise viel innerhalb Deutschlands und Europas geflogen und waren froh, schnell am Flughafen zu sein“, betont sie. Doch selbst reisen wolle sie heute nicht. Sie sei mit ihrem Sohn Shanixing (5) hier, um sich von diesem Ort, an dem sie so oft ein- und ausgecheckt haben, zu verabschieden. „Ein wenig traurig sind wir schon“, sagte sie. Der kleine Shanxing zog einen einen kleinen gelben Kofferrolli hinter sich her. Mit diesem Gepäckstück seien sie oft von hier abgeflogen. Er musste zum Abschied unbedingt mit, so verriet die Mutter.

So wie Familie Zhang zog es gleich Hunderte in die Terminals. Die Sorge um Corona schien für einen Augenblick vergessen zu sein. Doch der Mund-Nasen-Schutz, den die Besucher auf dem Flughafengelände tragen mussten, erinnerte ganz unweigerlich daran, dass das bedrohliche Virus allzeit präsent ist. „Auf der Besucherterrasse sind aufgrund der Auflagen nur 100 Besucher zeitgleich erlaubt. Die Tickets sind an diesem Wochenende alle ausgebucht“, erklärte Hannes Hönemann, Sprecher der Flughafen Berlin-Brandenburg GmbH dem KURIER. Von dort aus bot sich den Gästen ein besonderes Bild: Die Flugzeuge wurden beim Start mit Wasserfontänen der Feuerwehr verabschiedet. Allein in den vergangenen Wochen seien nach Angaben der Flughafengesellschaft mehr als 30.000 Besucher zum Flughafen TXL gekommen, um noch einmal tschüß zu sagen.

Manche unter ihnen kamen auch nur zum Einkaufen, um noch schnell ein Schnäppchen zu schlagen. „Diesen Koffer hier habe ich zwanzig Prozent günstiger erstanden“, sagte ein älterer Herr und zeigte seinen Rollkoffer aus silbernen Metall. Er hatte ihm in einem der letzten Shops, die noch geöffnet hatte, erstanden. „Es wurde noch viel gekauft. Nicht nur Koffer, auch nach Sonnenbrillen und Portemonnaies war die Nachfrage groß“, sagte Antonius Magoulas (26) vom Lufthansa World-Shop.

Der Herr mit dem Rollkoffer zog in Richtung Bushaltestelle. Vor dem Terminal wartete Nico Mattern (40) im TXL-Bus. Der Fahrer der BVG holte ein letztes Mal Reisende und Besucher ab. „Ich bin seit 16 Jahren Busfahrer und diese Strecke bis zu 60 Mal gefahren“, erzählte er. Künftig würden seine Kollegen in Lichtenberg diesen Job übernehmen und die Gäste zum neuen Flughafen BER fahren. „Danke TXL“, mit diesen Worten verabschiedete sich auch die BVG auf besondere Weise. In Berlin-Tegel sind nach 46 Jahren die Lichter für immer ausgegangen. Der Flughafen ist nun nur noch ein Stück Geschichte.