Unterbrechungen mit Ansage

„Letzte Generation“ kündigt weitere Aktionen in Berlin an: „Wir gehen an die Adern der Gesellschaft“

Eine Woche haben die Aktivisten der Letzten Generation ihre Aktionen ausgesetzt, nun soll es in Berlin und anderen Städten weiter gehen.

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Aktivisten der Klimabewegung „Letzte Generation“ haben an diesem Freitag in Leipzig Straßen blockiert. Ab Montag sollen auch in Berlin wieder Aktionen stattfinden. 
Aktivisten der Klimabewegung „Letzte Generation“ haben an diesem Freitag in Leipzig Straßen blockiert. Ab Montag sollen auch in Berlin wieder Aktionen stattfinden. Imago / ArcheoPix

Autofahrer in Berlin hatten nur eine kurze Verschnaufpause. Ab der kommenden Wochen müssen sie wieder mit Blockaden durch Umweltaktivisten rechnen.  „Auch in Berlin gehen wir ab nächsten Montag wieder auf die Straße“, sagte Carla Hinrichs, die Sprecherin der Klimaaktivisten, auf einer Online-Pressekonferenz am Freitag. Die Pause haben die Aktivisten nach eigenen Angaben genutzt, um noch mehr Mitstreiter im zivilen Ungehorsam zu schulen.

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„Wir gehen an die Adern der Gesellschaft, in denen es fließen muss“

„Wir gehen an die Adern der Gesellschaft, in denen es fließen muss“, sagte Henning Jeschke, der ebenfalls zu den Mitgründern des Bündnisses gehört. „Es wird an allen Ecken und Enden Unterbrechungen geben“.  Störungen des gewohnten Flusses sind auf Straßen, Autobahnen und auch an Flughäfen denkbar.

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Neben Berlin werden die Aktionen auch in München fortgesetzt. Joel Schmitt, der bereits in München in Vorsorgehaft saß, will am Montag wieder auf dem Münchner Stachus protestieren. „Wir lassen uns von Gefängnisstrafen nicht davon abhalten, für eine gute Zukunft zu kämpfen“, sagt er. Neben viel Kritik heimst die Gruppe aber auch Zuspruch ein: „In ganz Deutschland sprießen Gruppen aus dem Boden“, sagt Sprecherin Carla Hinrichs.

Aktivisten protestieren auf der Prenzlauer Allee in Berlin. 
Aktivisten protestieren auf der Prenzlauer Allee in Berlin. Carsten Koall/dpa

Was muss geschehen, damit Blockaden enden?

Was geschehen müsste, damit die Blockaden enden?  Wenn die derzeitigen Hauptforderungen, Tempo 100 auf den Autobahnen und die Wiedereinführung des Neun-Euro-Tickets, von der Bundesregierung erfüllt werden, würden die Aktivisten von der Straße gehen.

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In Berlin waren Polizisten im vergangenen Jahr immerhin schon 166 000 Stunden damit beschäftigt, gegen Blockaden und Aktionen der Letzten Generation sowie von Extinction Rebellion vorzugehen.

Warnung vor Konflikten um Nahrung und Wasser

Bei der Pressekonferenz der Aktivisten sagte Nana Maria Grüning: „Es gibt keine effiziente globale Klimapolitik.“  Die Charité-Biologin prangerte an, dass weiterhin werden Ökosysteme zerstört werden. Bis zu 150 Arten gingen täglich durch Aussterben verloren.

Im August hatten sich Umweltaktivisten  in der Gemäldegalerie Alte Meister an dem Gemälde „Sixtinische Madonna“ von Raffael festgeklebt.  
Im August hatten sich Umweltaktivisten in der Gemäldegalerie Alte Meister an dem Gemälde „Sixtinische Madonna“ von Raffael festgeklebt. Sebastian Kahnert/dpa

Durch die Erderwärmung droht schmelzendes Polareis den Meeresspiegel bis zum Ende dieses Jahrhunderts weltweit um rund einen Meter steigen zu lassen. Studien ließen erwarten, dass der Anteil der Gebiete, in denen es zu heiß zum Leben ist, bis 2070 von derzeit 0,9 auf 19 Prozent steigen wird. „Das wird dazu führen, dass 3,5 Milliarden Menschen entweder sterben oder fliehen“, so Grüning. Das Bündnis warnte demnach vor weltweiten Konflikten um Nahrung und Wasser.

Einer der Klimakleber nutzt die Rollbahn als Radelstrecke.
Einer der Klimakleber nutzt die Rollbahn als Radelstrecke.Letzte Generation

Um umzusteuern sei es notwendig, die Wirtschaft tiefgreifend umzugestalten. Vorbild sei etwa die britische Kriegswirtschaft ab 1939, sagte Henning Jeschke. „Diesen tödlichen, selbstzerstörerischen Kurs können wir nicht mitmachen.“

Millionen von Menschen müssten umgeschult werden, Branchen die zur Klimaerwärmung beitrügen, müssten schrumpfen.  „Wir müssen zurück auf das Level der 1970er-Jahre.“ Damals sei es den Deutschen auch nicht schlecht gegangen – „obwohl nicht jeder Kreuzfahrten oder so ein Zeug gemacht hat“, so Jeschke.