Letzte Generation jubelt – doch 50 Klima-Klebern droht der Knast
Die festgenommenen Aktivisten sind in der Gefangenensammelstelle der Polizei. Es wird geprüft, ob sie einem Richter vorgeführt werden.

Mit über 30 Straßenblockaden quer durch die Stadt legten sie am Montag Berlin lahm. Am Ende des ersten Chaos-Tages der Klima-Kleber jubelt die Letzte Generation. Doch über 50 Aktivisten, die die Polizei festnahmen, droht nun der Knast.
Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Behinderungen von Rettungsfahrzeugen, Sachbeschädigungen: Die Liste der Vergehen der Klima-Kleber an ihrem ersten großen Protesttag ist groß. Die Aktivisten sehen das als Erfolg.
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„Unsere höchsten Erwartungen wurden deutlich übertroffen! An 27 Verkehrsknotenpunkten in Berlin kam es heute zu Protesten, dreimal so viele wie noch im letzten Herbst“, sagt „Letzte Generation“-Sprecherin Aimée van Baalen. Sie jubelt: „Es ist klar, dass hier gerade etwas in Rollen kommt. Kinder winken beim Vorbeilaufen, Radfahrer und Radfahrerinnen applaudieren und Passanten und Passantinnen schenken uns Schokolade.“
Autofahrer rastet aus, fährt Klima-Kleber über den Fuß

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Die meisten Berliner sehen das anders. Manche Autofahrer rasteten sogar aus, weil sie in den Blockaden feststeckten. Vor dem Schloss Charlottenburg soll ein aufgeregter Mercedes-Fahrer sogar einem Klima-Kleber über den Fuß gefahren sein. Die Polizei warnt vor solchen Aktionen. Wer erwischt wird, muss mit Strafen rechnen.

Strafen drohen nun auch den über 50 Klima-Klebern, die die Polizei aus dem Verkehr zog, ihnen Handschellen anlegten und sie in Transportern in Gefangensammelstelle an den Tempelhofer Damm brachten. Manche der festgeklebten Aktivisten mussten Beamten mit Presslufthämmern, Sägen und Bohrmaschinen von der Fahrbahn lösen – wie am Ernst-Reuter-Platz. Der Klebstoff, den die Protestler verwendeten, klebten fester als die Sekundenkleber bei früheren Aktionen, wo die Polizei nur Speiseöl als Lösungsmittel brauchte.
Polizeibekannte Aktivisten der Letzten Generation sollen einem Richter vorgeführt werden

So mancher dürfte nun im Polizei-Gewahrsam mit Asphalt-Resten an den Händen schmoren. Ob sie am Dienstag bei den nächsten Aktionen dabei sein werden, ist unklar. Im Polizei-Gewahrsam wird nun über weitere Maßnahmen entschieden, was mit den aus dem Verkehr gezogenen Aktivisten passieren soll. Laut einem Polizeisprecher wird nun geprüft, ob die Aktivisten einem Richter vorgeführt werden. Dann könnten ihnen mehrere Tage Knast drohen.
In der Gefangenensammelstelle werden die Aktivisten zunächst erkennungsdienstlich behandelt, sagt eine Polizei-Sprecherin dem KURIER. „In Einzelfällen, abhängig von der Schwere der gegen sie erhobenen Vorwürfe, werden sie dann einem Richter vorgeführt.“ Dann droht Knast. Vor allem den Aktivisten der Letzten Generation, die schon durch vergangene Aktionen polizeilich auffielen und bekannt sind.