Sorgen um die Zukunft
Laut, bunt, fröhlich: Der Karneval der Kulturen rollt wieder
Blauer Himmel, bunte Kostüme, großer Andrang: Hunderttausende kamen am Sonntag nach drei Jahren Pause wieder zur großen Parade beim Karneval der Kulturen.

Sarah Ullrich schüttet etwas Wasser aus einer Flasche auf das Ziegenfell ihrer großen Trommel und verreibt es. „Die Trommel habe ich frisch bezogen“, sagt sie. „Mit dem Wasser wird das Fell weicher und reißt nicht.“ Ullrich ist Leiterin der Gruppe Marafoxé Nação Nagô, einer von rund 50 Künstlergruppen, die an diesem Sonntag bei der großen Parade beim Karneval der Kulturen in Berlin mitlaufen. „Wir wollen etwas von der traditionellen afrobrasilianischen Kultur zeigen“, sagt Ullrich.
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Erstmals nach drei Jahren Corona-Pause rollt der Karnevalsumzug an diesem Sonntag wieder vor Hunderttausenden Menschen durch Berlin-Kreuzberg. Entlang der Strecke ist es brechend voll. Zeitweise muss die Polizei mehrere U-Bahnhöfe dicht machen, darunter das Hallesche Tor, Mehringdamm und Hermannplatz, damit es an bestimmten Punkten nicht zu voll wird. Doch bei bestem Wetter bleibt die Stimmung ausgelassen.

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„Ich habe nicht erwartet, so emotional zu sein“, sagte Co-Leiterin Geraldine Hepp angesichts der feiernden Menge. „Die Stimmung ist das, wofür wir das alles machen. Was die Communities hier schaffen, ist ein Geschenk für die Stadt.“
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Karneval der Kulturen mit rund 50 Gruppen
Viele der rund 50 Gruppen sind bereits seit Jahren Stammgäste bei dem Umzug, dem Höhepunkt des viertägigen Karnevals in Kreuzberg. Aufwendige Kostüme, bunte Farben und internationale Musik prägen das Straßenbild bei der Parade. Rund 2500 Künstlerinnen und Künstler ziehen tanzend, trommelnd, turnend und singend entlang der Gneisenaustraße in Richtung Hermannplatz.
Auch das Straßenfest rund um die Amerika-Gedenkbibliothek am Bahnhof Hallesches Tor ist gut besucht. „Ich freue mich, dass Menschen unterschiedlicher Kulturen hier sind, alle sind so glücklich“, sagt Ahmad Hussain, Mitarbeiter des Begleitprogramms „Learning by doing“ der Berliner Stadtmission.
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Das soziale Projekt aus Spandau unterstützt Menschen mit Migrationshintergrund und Zufluchtsgeschichte. „Gestern war es noch voller als heute“, sagt Hussain. Laut Veranstalter besuchten allein am Samstag rund 180.000 Menschen das Stadtfest in Kreuzberg. Insgesamt wurden über die vier Tage rund eine halbe Million Besucher erwartet.
„Beim Karneval kommen alle zusammen. Es ist Vielfalt!“, ruft Co-Leiterin Hepp. Sie organisiert das Festival in diesem Jahr zum ersten Mal, an der Seite der erfahrenen Aissatou Binger. Doch trotz der ausgelassenen Stimmung gibt es Sorgen um die Zukunft des Stadtfests. Wie so oft geht es ums Geld.
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Karneval der Kulturen wird immer kleiner
Schon in diesem Jahr musste der Umzug aus Kostengründen kleiner ausfallen. In den Jahren vor der Corona-Krise liefen üblicherweise bis zu 90 Gruppen auf der Parade mit statt der 48 in diesem Jahr. Es bleibt unklar, wie der Karneval in Zukunft finanziert werden soll. „Die Gespräche mit dem Senat und möglichen Sponsoren für nächstes Jahr laufen schon. Wir sind optimistisch“, betont Hepp.

Am Rande des Umzugs gibt sich auch Berlins neuer Kultursenator Joe Chialo (CDU) zuversichtlich: „Eines ist klar: Nächstes Jahr werden wir wieder hier stehen und auch das Jahr danach“, sagte er am Sonntag dem RBB. Bei der Finanzierung pocht er auch auf unternehmerische Beteiligungen. Schließlich profitiere die Wirtschaft vom Karneval der Kulturen.
Für die Tausenden Zuschauer und die Künstlerinnen und Künstler sind solche Diskussionen an diesem Sonntag zweitrangig. Sie feiern und tanzen bis in die Nacht – und Sarah Ullrich muss hoffen, dass das neue Fell ihrer Trommel weiter durchhält.