In der „Berliner Schnauze“ geht der Vorhang wieder auf – Chefin Marga Bach kann sich darüber freuen.
In der „Berliner Schnauze“ geht der Vorhang wieder auf – Chefin Marga Bach kann sich darüber freuen. Foto: Sabine Gudath

Die Corona-Krise stürzte auch die Berliner Kulturszene in ein tiefes Loch – Theater mussten schließen, Bühnen blieben zu. Doch nun geht das Leben endlich weiter, auch auf einer der kleinsten Kabarett-Bühnen der Stadt: Die „Berliner Schnauze“, das Mundart-Theater in der Karl-Marx-Allee, macht wieder auf – und Chefin Marga Bach ist heilfroh, endlich wieder spielen zu können. Denn die letzten anderthalb Jahre waren für sie ein Kampf ums Überleben.

Weitermachen oder für immer schließen? Das war die große Frage, vor der im Angesicht der Corona-Krise viele Berliner Unternehmen standen. Doch in Friedrichshain hat die große Klappe gesiegt! Am 21. Oktober geht der Spielbetrieb in der „Berliner Schnauze“ endlich weiter.

Vollblut-Kabarettistin Marga Bach gründete das Theater im Jahr 2018

Und darüber ist vor allem Theater-Chefin Marga Bach heilfroh. „Wir haben hier in den letzten Jahren etwas so Tolles geschaffen“, sagt sie. „Immer, wenn ich zur Tür reingekommen bin, merkte ich, dass das Theater wie ein Zuhause für mich ist. Ich hätte es nicht gepackt, das alles wieder zu zerstören.“

Schon 2018 gründete die Vollblut-Kabarettistin, die auf die Frage nach dem Alter stets mit „kurz vor ranzig“ antwortet, die kleine Kabarett-Bühne. Doch nicht einmal zwei Jahre später bereitete Corona den heiteren Mundart-Abenden ein jähes Ende. KURIER besuchte die „Berliner Schnauze“ in der Krisen-Zeit regelmäßig – und beobachtete, wie die Hoffnung schwand.

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„Wir standen kurz vor einer Premiere, hatten Karten für 11.000 Euro verkauft“, sagte Bach. Dann die Schließung, die Perspektivlosigkeit. „Es kommt nichts in die Kasse, aber die Kosten laufen weiter.“ Im Theater wurde sogar eine Trödel-Ecke eingerichtet, um etwa Dinge aus dem Fundus zu verkaufen.

Das Team der „Berliner Schnauze“ freut sich, dass es endlich weitergehen kann.
Das Team der „Berliner Schnauze“ freut sich, dass es endlich weitergehen kann. Foto: Sabine Gudath

Schon Ende 2020 wollte Bach schließen, um nicht mit hohen Schulden in den Ruhestand gehen zu müssen. „Im Sommer habe ich mich richtig krank gefühlt, konnte auch zu Hause nichts anfangen“, sagt sie. Die Lethargie machte der lebenslustigen Berlinerin zu schaffen. Dazu der Papierkram, die Hilfen, die beantragt werden müssen und einfach nicht kommen.

Vom Corona-Chaos in der Politik ist Marga Bach bitter enttäuscht

Enttäuscht ist Bach auch vom „Polit-Chaos“, wie sie es nennt. „Keiner konnte klare Ansagen machen.“ Und der Vermieter, der erst helfen wollte, das kleine Theater zu retten, zog auch zurück. „Wir mussten hier alleine durch. Umso stolzer bin ich auf das ganze Team, dass wir es geschafft haben.“ Denn der Wille, die Bühne zu retten, war größer.

Erst vor Tagen fiel nun die Entscheidung, einen letzten Versuch zu wagen. „Seitdem ist hier Stress pur. Wir erstellen Spielpläne, bauen Flyer, bereiten alles vor.“ Das Stammpublikum ist Balsam für die Seele. „Wir haben so viele Anrufe, bekommen viel Zuspruch. Alle wollen kommen. Das gibt Kraft!“ Hoffen kann sie nun auch auf die nahende Weihnachts- und Silvestersaison – nachdem sie letztes Jahr ausfallen musste, kann nun hoffentlich wieder gefeiert werden, auch im Theater.

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Am 21. Oktober geht es los, dann spielt Bach ihr Programm „Männer über 40“, freut sich darauf wie auf die erste Vorstellung. Sie durfte inzwischen schon wieder anderswo auf der Bühne stehen. „Da war ich aufgeregter als vor einer Premiere.“

Gespielt wird dann donnerstags, freitags und sonnabends. Hinzu kommt wieder das „Jemeinsame Jetreller“, ein Singe-Nachmittag an jedem letzten Sonntag im Monat – und auch Schmalzstullen werden serviert. Es gelten die üblichen G-Regeln. Infos zum Programm im Netz unter www.berliner-schnauze-theater.com.