Er wurde 81 Jahre alt: Kult-Regisseur Klaus Lemke ist tot.
Er wurde 81 Jahre alt: Kult-Regisseur Klaus Lemke ist tot. imago/Frank Hoermann/Sven Simon

Als am Donnerstagabend die Allianz Deutscher Produzenten – Film & Fernsehen e. V. bei strömendem Regen ihr Sommerfest im Tipi am Kanzleramt in Berlin feierte, da wusste kaum einer der 800 Gäste, dass ein ganz Großer von ihnen gegangen war: Klaus Lemke.

Lemke pfiff auf rote Teppiche, Subventionen und deutsche Filmpreise. Der Regisseur, der in seinen fortgeschrittenen Lebensjahren am liebsten in Berlin drehte, die Stadt regelrecht zu seinem Spielplatz machte, starb am Donnerstag im Alter von 81 Jahren in München. Das ZDF und der Münchner Merkur vermeldeten den Tod des Regisseurs und Drehbuchautors zuerst.

Noch am Mittwochabend, einen Tag vor Lemkes Tod, hatte der Bayerische Rundfunk dessen Dokumentarfilm „Champagner für die Augen – Gift für den Rest“ ausgestrahlt. Lemke blickt darin mithilfe von Szenen aus eigenen Werken auf die Siebzigerjahre zurück.

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Papas Staats-Kino ist tot: Regisseur Klaus Lemke provoziert am roten Teppich beim Opening des Filmfests München 2018.
dpa/Felix Hörhager
Papas Staats-Kino ist tot: Regisseur Klaus Lemke provoziert am roten Teppich beim Opening des Filmfests München 2018.

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Klaus Lemke, 1940 in Landsberg an der Warthe geboren, verbrachte Teile seiner Kindheit in Düsseldorf. Später hielt er sich in Berlin zeitweilig mit Knochenjobs über Wasser. Zu seinen zahlreichen Anekdoten, die er selbst immer wieder erzählte, gehört auch die, dass er an der Spree als Asphaltierer malochte und sein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie abbrach, um sich ganz dem Kino widmen zu können.

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Als Regisseur wurde er schnell zum Grenzgänger und Exzentriker. Seine Geschichten spielten oft in den Kampfzonen der Großstädte, dazu passt auch, dass er seine Schauspieler von der Straße weg engagierte. Manche sogar, nachdem sie ihn mit Tomaten beworfen hatten.

Klaus Lemke behandelte alle Darsteller gleich

Und – zumindest vordergründig – behandelte Lemke alle gleich. Zuletzt bekam jeder Darsteller 50 Euro Tagesgage. Die meisten waren Laien, einige blieben es nicht. Zu seinen Entdeckungen als Regisseur gehörten auch die Schauspielerinnen Cleo Kretschmer und Iris Berben.

Mit Lemke verliert das deutsche Kino seinen letzten Rebellen. Die Eigenwilligkeit und Schroffheit, mit der er Filme von der Straße für die Straße machte, sind einmalig geblieben, selbst in der deutschen Independent-Szene.

Für Fans und Weggefährten kommt Lemkes Tod überraschend. Der Schöpfer von so räudigen und dennoch unvergesslichen Werken wie „Rocker“ (1972) oder „Berlin Izza Bitch!“ (2021) wirkte bis zuletzt drahtig, wenn auch schon ein bisschen vergesslich.

Seinen Instinkt hatte Lemke allerdings nicht verloren. Ein letztes Berlin-Projekt brach er vorzeitig ab. Der Film schaffte es nicht ins Kino – weil er es so wollte. Wer die Lücke, die er hinterlässt, füllen soll, ist nicht absehbar.

Zur Erinnerung an Klaus Lemke ändert das Zweite sein Programm. In der Nacht zu Sonnabend um 1.30 Uhr wird der Film „Rocker“ ausgestrahlt. Das Werk ist dann auch in der ZDFmediathek verfügbar.

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