Kultfilm auf der Bühne: „Dirty Dancing“ in Berlin
„Mein Baby gehört zu mir“, heißt es noch bis 4. Juni im Berliner Admiralspalast. Und natürlich werden auch Wassermelonen getragen.

Deike Darrelmann kommt im pinkfarbenen Bademantel zum Treffpunkt mitten in Berlin. Darunter trägt sie das zartrosa Kleid, das Filmgeschichte schrieb. Als Frances „Baby“ Houseman aus dem Filmklassiker „Dirty Dancing“ steht die 26-Jährige seit dieser Woche auf der Bühne des Berliner Admiralspalastes. Neben ihr am Fuß der Friedrichbrücke: Máté Gyenei in Lederjacke und mit schwarzer Haartolle als Tanzlehrer Johnny.
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Keine zehn Minuten stehen wir dort, als eine Gruppe von älteren Damen auf die beiden zustürmt. Ein Foto mit den beiden Darstellern wollen sie unbedingt, sie sind ja extra für die Show aus Thüringen nach Berlin gekommen. Gestern haben sie Deike und Máté auf der Bühne gesehen und waren begeistert.
Filmklassiker mit Ohrwurm-Hits
Begeistert von „Dirty Dancing“, dieser Geschichte über einen denkwürdigen Sommer im Jahr 1963, in dem die scheue Arzttochter Baby zu einer jungen, selbstbewussten Frau reift. Die erste Liebe, das erste sich Behaupten, dazu heiße Latin-Rhythmen, jede Menge Ohrwurm-Hits und Tänze, die elektrisieren: Auch Jahrzehnte nach seiner Premiere 1987 läuft der Film in unzähligen TV-Wiederholungen, können vor allem weibliche Zuschauer alle Szenen mitsprechen.

Die Bühnenfassung, die nun in Berlin gastiert und noch bis August durch weitere Städte tourt, wurde mit der Drehbuchautorin des Films, Eleanor Bergstein, entwickelt und erzählt die Geschichte von zwei Welten, die Anfang der 1960er in Amerika aufeinandertreffen: die der privilegierten weißen Feriengäste, die brav Cha-Cha tanzen, und die der Latino-Tanzlehrer, die in prekären Verhältnissen leben und ihren Wünschen und Sehnsüchten, aber auch ihrer Verzweiflung in heißen Tänzen Ausdruck geben.
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Dass Johnny und Baby in diesem Sommer die Zeit ihres Lebens haben und Grenzen überwinden, fasziniert die Zuschauer auch heute noch.
Soziale Unterschiede, Rassismus – „Dirty Dancing“ ist politisch
Natürlich haben auch Deike Darrelmann und Máté Gyenei lange vor ihrem Engagement den Stoff gekannt. „Meine Mutter hat mich mit acht Jahren gezwungen, den Film zu sehen“, lacht Máté, der gebürtige Ungar. Der kleine Junge ist begeistert von den Tanzszenen. Tanzen, das haben die Kinder in Ungarn schon in der Grundschule, später besucht Máté die Tanzschule. Als er die Karriere als Fußballer an den Nagel hängt, startet er als Tänzer richtig durch.
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Máté Gyeneis Lieblingsszene heute in der Show ist dann auch die, in der der schwülheiße Club der Tanzlehrer in Kellerman’s Resort zum ersten Mal in Szene gesetzt wird. Wenn der Klang von „Do You Love Me“ durch den Saal röhrt, gibt es im Publikum kein Halten.

„Dirty Dancing“ ist zeitlos. Noch immer gibt es soziale Unterschiede und Rassismus, und noch immer gibt es Menschen, die füreinander und für menschliche Werte einstehen. Musik und Tanz verbinden, auch das ist ein Motiv, an dem man heute anknüpfen kann.
Wie Jennifer Grey und Patrick Swayze
Erstaunlich nah am Original Jennifer Grey tanzt Deike Darrelmann sich durch die Zwei-Stunden-Show. Schon als Kind konnte sie nie länger stillsitzen, erzählt sie. Ballett mit drei Jahren, dann Tanz in allen Stilrichtungen, Schauspiel- und Gesangsunterricht mit zehn Jahren: Die 26-Jährige Oldenburgerin ist ein Allroundtalent. An der Musik- und Kunst-Universität in Wien machte sie ihren Abschluss. „Sie ist ein Naturtalent“, sagt Tanzpartner Máté Gyenei über seine junge Kollegin.

Privat ist er allerdings in eine andere Kollegin verliebt und auf dem besten Weg, seine Verlobte Molly Hunt zu heiraten. Beide spielen seit sechs Jahren in den gleichen Shows, teilen das anstrengende Tour-Leben. Molly Hunt gehört als Tänzerin Vivian und Zweitbesetzung von Penny Johnson auch zum Ensemble.
„Dirty Dancing“ im Berliner Admiralspalast, Termine: 23.5. bis 4.6. 2023. Tickets : ab 49, 90 Euro