Künftig sollen Berliner mit der BVG aufs Klo
Weil die Diebstahl-Serie an den öffentlichen WCs nicht endet, soll dort nun bargeldlos bezahlt werden – etwa mit der Guthabenkarte der Verkehrsbetriebe.

Es ist eine üble Sache. Seit Monaten machen Kriminelle ihr krummes Geschäft mit den öffentlichen Toilette, knacken die Geldbehälter, setzen so die Bedürfnisanstalten außer Gefecht. Schlimm für alle, die gerade so ein „stilles Örtchen“ nutzen wollen und es nicht können. Um den Dieben die Grundlage für das Knacken der City-WCs zu nehmen, schlägt nun Umweltsenatorin Bettina Jarasch (Grüne) vor, mit der BVG aufs Klo zu gehen.
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In ihrer Senatsverwaltung werde überlegt, einerseits eine kostenfreie Benutzung der öffentlichen Toiletten zu testen oder eine bargeldlose Bezahlung. Für letztere Variante biete sich etwa die BVG-Guthabenkarte an, die an jedem Kiosk oder Späti zu haben sei, teilte Jarasch mit.

In Berlin gibt es 433 öffentliche WCs. 278 davon sind die City-Toiletten, die die Firma Wall auf Grundlage eines Vertrages mit dem Senat zwischen 2018 und 2022 aufgestellt hat und von ihr auch betrieben werden. Die Benutzung der Toiletten ist kostenpflichtig, kostet 50 Cent.
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Öffentliche Toiletten in Berlin: Über 1000 Einbrüche pro Woche
Und bei diesen Klos wittern Kleinkriminelle das große Geschäft. Seit Ende 2021 brechen sie vor allem die Geldbehälter der City-Toiletten massenweise auf. Die aktuellen Zahlen: „Bis heute gab es über 19.000 Fälle“, sagt Wall-Sprecherin Frauke Bank dem KURIER. „Wöchentlich registrieren wir über 1000 neue Fälle. Bevor die Einbruchswelle los ging, waren es noch 40 bis 50 Fälle pro Jahr.“
Der Schaden liegt laut der Sprecherin im sechsstelligen Bereich. In der Regal sei ein betroffenes WC auch schnell repariert, so Bank. Aber auf Grund der Masse der Einbrüche wären die City-Toiletten auch schon mal länger außer Betrieb. „Unsere Reparatur-Teams arbeiten am Limit.“

Hinter den Tätern vermutet die Wall-Sprecherin nicht nur Kleinkriminelle. „Sondern auch Schüler und Jugendliche, die die Anlagen nicht wegen des Geldes, sondern aus einer Art Mutprobe heraus knacken und ihr Tun filmen, um das Video dann in Social-Media-Kanäle zu stellen“, sagt Bank.
Der Einbrüche Herr zu werden, die Toiletten flächendeckend zu kontrollieren, sei unmöglich, erklärt Umweltsenatorin Jarasch. Auch eine Reparatur betroffener WCs sei wirtschaftlich kaum zu bewerkstelligen. „Das ist kein Zustand, den wir hinnehmen können“, so Jarasch.
Die Wall-Sprecherin erklärt, dass man mit dem Senat nun im Gespräch ist, wie man die Situation ändern kann – etwa durch bargeldloses Bezahlen. „Einige Möglichkeiten bieten wir schon an einigen Anlagen, etwa über Apps.“ Die Möglichkeit, über eine BVG-Guthabenkarte die City-Toiletten zu nutzen, sei durchaus denkbar.