Die Angeklagten Özkan G. (30, r.) und Mehmet I. (40) am Dienstag in Berlin
Die Angeklagten Özkan G. (30, r.) und Mehmet I. (40) am Dienstag in Berlin KE.

Mit „Expresszuschlag“ fiel bei Özkan G. (30) wochenlanges Warten auf Auto-Anmeldungen weg – wie geschmiert. Nun soll der Ex-Mitarbeiter einer Kfz-Zulassungsstelle hinter Gitter.

Der damalige Behördenmitarbeiter schluckte, als er das Urteil hörte: Wegen Bestechlichkeit zwei Jahre und sieben Monate Haft. Er soll 23.440 Euro kassiert haben. Das Gericht ordnete Einziehung von Wertersatz in dieser Höhe an.

Mitangeklagt wegen Bestechung in 51 Fällen war Mehmet I. (40). Der Inhaber eines Kfz-Zulassungsdienstes erhielt ein Jahr und acht Monate Haft auf Bewährung.

G. war Mitarbeiter des Landesamts für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten – Referat Kraftfahrzeugzulassung. Er saß in Kreuzberg. Ausbildung 2016 beendet. Ab Mai 2017 zog er schmierigen Profit aus den damals wochenlangen Wartezeiten.

Arbeit in der Behörde weg, Ehe ging in die Brüche

Insgesamt 247 Fälle waren es. Davon hatte G. 51-mal gezahlt. Die Anklage: „Jeweils einen Betrag von 100 Euro dafür, dass G. eine zeitlich beschleunigte Bearbeitung der eingereichten Zulassungsvorgänge veranlasste.“

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G. nun geständig und reuig: „Ich habe mich verleiten lassen.“ Er habe nach der Ausbildung geheiratet, sei Vater geworden, habe seine Familie gut versorgen wollen – „aber das Geld reichte nicht“. Dann sei er angesprochen worden – „mir war nicht bewusst, welche Auswirkung meine Taten haben“.

Arbeit in der Behörde weg, Ehe ging in die Brüche. G.: „Doch ich habe es geschafft, einen neuen Job zu finden – zahle Unterhalt für meine beiden Kinder, will ein gutes Vorbild sein.“

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Die Polizei stand im August 2018 auch in seiner Wohnung: Es gab eine Razzia.

Vier oder fünf weitere Mitarbeiter von Kfz-Zulassungsdiensten sollen G. bestochen haben. Ein Ermittler: „Wir fanden 2640 Euro Bargeld bei ihm.“ Die Idee mit einem „Expresszuschlag“ stamme aber nicht von G. – „die gab es bereits“.