Komödien-Intendant Martin Woelffer sitzt im Schiller-Theater auf gepackten Kisten. Jetzt spielt er mit seinen Künstlern im Theater am Potsdamer Platz.
Komödien-Intendant Martin Woelffer sitzt im Schiller-Theater auf gepackten Kisten. Jetzt spielt er mit seinen Künstlern im Theater am Potsdamer Platz. imago/Funke Foto Services

Erst Komödie am Kurfürstendamm, dann Komödie am Kurfürstendamm im Schiller-Theater, jetzt Komödie am Kurfürstendamm im Theater am Potsdamer Platz. Wohl kaum ein Berliner Bühnen-Intendant musste in den vergangenen Jahren baubedingt so oft umziehen wie Martin Woelffer – und darum den Namen seines Theaters ständig überarbeiten. Gerade hat der Komödien-Direktor in dritter Generation im Berlinale-Palast am Marlene-Dietrich-Platz eine neue Wirkstätte gefunden. Wieder nur vorübergehend.

Wann Woelffer mit seinem Theater zurück an den Berliner Kurfürstendamm darf, ist offen. Ab 2019 wurde das Kudamm-Karree, wo die Komödie einst stand und auch wieder hinsoll, abgerissen. Dort wird noch immer gebaut. Nun also wird das Theater am Potsdamer Platz Woelffers neue Spielstätte. Am 19. März, 13 bis 16 Uhr, möchte der Komödien-Chef den Berlinern das riesige Haus vorstellen. Jeder darf kommen, der Eintritt zum Fest ist frei, die Platzwahl auch. Und auf der Bühne ist einiges los.

Edgar Selge, Hauptdarsteller aus dem Stück „Rosige Aussicht“, liest aus seinem Buch „Hast Du uns endlich gefunden“. Walter Plathe präsentiert Ausschnitte aus seinem Programm „Schwejk“, Ilja Richter Songs aus seinem Programm „Meine Lieblingslieder“, und Woelffer – der spricht mit dem Regisseur Christopher Tölle über das Stück „Stolz und Vorurteil *oder so“, in dem Filmschauspielerin Anna Maria Mühe im April ihr Bühnendebüt gibt.

Die Komödie ist jetzt ins Theater am Potsdamer Platz gezogen.
Die Komödie ist jetzt ins Theater am Potsdamer Platz gezogen. imago/Pop-Eye

Dem KURIER erzählte Martin Woelffer, wie der Umzug vom Schiller-Theater an den Potsdamer Platz gelaufen ist.

Berliner KURIER: Herr Woelffer, haben Sie schon alle Kisten ausgepackt?

Martin Woelffer: Nein, es sind allerdings auch Kisten unausgepackt, die ich bereits im Schiller-Theater nicht geöffnet habe. Die bleiben zu, bis wir wieder am Kurfürstendamm sind.

Wie viele Lkw sind denn vom Schiller-Theater zum Potsdamer Platz gerollt?

Gar nicht so viele bisher, da die meisten Dinge in unsere neue Werkstatt und unser neues Lager nach Spandau gebracht werden mussten. Da schlägt jetzt das Herz des Kurfürstendamms.

Die Berlinale hat den Umzug der Komödie dominiert

Die Berlinale und Sie mit der gesamten Komödie gleichzeitig in einem Haus: Wie ging das vonstatten?

Es fühlte sich noch mehr so an, als wären wir hier nur Gast. Die Berlinale hat alles dominiert und ordentlich was auf die Beine gestellt. Jetzt ist es wieder ruhiger hier.

Und alles verlief reibungslos, ohne Knirschen? Kaum zu glauben …

Ja, das war kein Problem.

Dann hatten Sie sicher die Möglichkeit, sich für die Filmfestspiele eine Extraloge zu sichern, oder?

Leider nein. Alles war klar geregelt und man konnte nur mit Eintrittskarte hinein. Da ich selbst mehrere Jahre für die Berlinale gearbeitet habe, konnte ich die klaren Regeln leicht akzeptieren.

Sie kommen übergangsweise in ein neues riesiges Haus. Was sind die Herausforderungen?

Ich glaube, dass man jedes Haus gut bespielen kann. Natürlich müssen wir schauen, was sind die Herausforderungen hier? Im Augenblick ist unsere große Herausforderung, dass wir nicht alle unter einem Dach Platz gefunden haben. Das heißt, dass die meisten Gewerke nicht am Potsdamer Platz sind. Für uns ist das neu, bisher war es wunderbar, dass sich Tischler, Inspizient, Beleuchter, Buchhalterin, Schauspielerin und PR-Abteilung im Theater begegnet sind. Wir alle machen zusammen Theater.

Das Schiller-Theater war für die Komödie ideal

Sie trauern dem Schiller-Theater nach?

Ja, es war eine gute Zeit für uns. Meiner Ansicht nach ist es ein tolles Theater, das viel zu oft schlechtgeredet wird. Wir mochten es dort. Sollte es irgendwann mal frei werden, würde ich mich für eine dauerhafte Bespielung bewerben.

Ihre Intendantenkolleginnen und -kollegen haben Sie nie beneidet. Die ganze Umzieherei ist doch sehr anstrengend. Aber Sie scheinen gestärkt aus dem Schlamassel hervorzugehen – vor allem künstlerisch.

Ich glaube, um diese Situation beneidet uns niemand. Was wir dabei gelernt haben: den Augenblick zu leben, und mit dem umzugehen, was kommt.

Welche Produktionen laufen am Potsdamer Platz weiter und welche gehen in dem Haus gar nicht mehr?

Wir werden hier weiter den „Mord im Orientexpress“ anbieten können, was natürlich toll ist. Ansonsten gibt es einen Spielplan, der den Leuten weiterhin Lust machen wird, uns zu besuchen.

Und worauf dürfen wir uns besonders freuen?

Zuerst auf die Wiederaufnahme von „Rosige Aussicht“ – ab dem 12. März. Und natürlich auf unser Willkommens-Fest „Der Kudamm kommt nach Mitte“, das eine Woche später, am 19. März startet. Im April können die Berliner mit uns den Ernst-Reuter-Saal im Rathaus Reinickendorf entdecken, wo wir eine kleine, aber feine Konzertreihe mit Walter Plathe, Ilja Richter, dem Thomas-Quasthoff-Trio sowie den Berlin Comedian Harmonists veranstalten. Und am 23. April gibt Anna Maria Mühe bei uns ihr Theaterdebüt. Gemeinsam mit ihren Kolleginnen Johanna Asch, Mackie Heilmann, Nadine Schori und Birthe Wolter steht sie in der schrillen Pop-Komödie „Stolz und Vorurteil *oder so“ auf der Bühne.

Ein Stück über die Berlinale ist aber nicht in der Mache, oder?

Nein, darüber würden nur Eingeweihte schmunzeln.