Kommissar „Grünschnabel“ zockte fies ab: Falscher Polizist (19) brachte mit seiner Bande Berliner Senioren um ihr Hab und Gut
Die miese Masche der Ganoven: Schockanrufe mit Lügen von angeblich anrückenden Räubern. Die Rentner fielen nicht immer darauf rein.

Als „Kommissar Grünert aus der Notrufzentrale“ setzte er auf Senioren-Abzocke. Nun steht Leonardo K. (19) als Mitglied einer Bande falscher Polizisten vor Gericht. Die miese Masche: Schockanrufe mit Lügen von angeblich anrückenden Räubern. Senioren verunsichern und so lange auf sie einreden, bis sie Geld und Schmuck zusammenpacken.
In der Rolle als „Kommissar Grünert“ führte K. das große Wort, vor Gericht ließ der schmale Typ mit Lockentolle seine Anwältin verlesen: „Leider trifft die Anklage zum größten Teil zu.“ Ein Kumpel habe gefragt, ob er was verdienen wolle. K.: „Ich brauchte Geld, ich wollte Party machen.“ Nichts gelernt hat er, ließ sich treiben.
Taschengeld von den Eltern – schnell verjubelt für Drogen und Alkohol. Dann das Angebot. K.: „Verlockend – viel Geld zu haben und für mich auszugeben.“ Der Kumpel schickte ein Flugticket. Der Schwindel lief – wie in ähnlichen Fällen – über ein Callcenter in der Türkei.
Man suchte Leute aus dem Telefonbuch, deren Vornamen auf ältere Menschen schließen lassen
Die Anklage geht von einer „hierarchisch strukturierten Bande“ und „ausgeklügelten Taten“ aus. Auf dem Telefon-Display sahen Opfer durch Manipulation sogar den Polizei-Notruf 110. Auf der unteren Stufe der Bande die „Abholer“: Sie sammeln die Beute ein. Die geht dann an „Logistiker“: Sie organisierten den Transport zum Callcenter. Dort sitzen die „Keiler“, die anrufen und sich als Polizisten oder Staatsanwälte ausgeben.
Lese Sie auch: Achtung, SPOILER! Die Tagebücher von Adolf Hitler gibt es jetzt in Serie>>
Die Beute landet schließlich beim Callcenter-Betreiber in der Türkei. Eine große Wohnung in der Nähe von Istanbul als Call-Center. K.: „Mir wurde ein Muster für Gespräche gegeben.“ Mit Handy und Laptop wurde telefoniert. K.: „Man sollte Leute aus dem Telefonbuch suchen, deren Vornamen auf ältere Menschen schließen lassen. Ich spielte mehrmals die Notrufzentrale.“
Druck wurde gemacht: Man habe bei einem Mitglied einer Räuber-Bande einen Zettel mit Namen gefunden – „Sie stehen auch drauf“. Ein Angriff sei zu erwarten. Dann die Frage: „Wäre denn etwas zu holen?“ Opfer werden an die „Notrufzentrale“ verwiesen, zur „Legitimation“.
15.000 Euro deponierte er in einem Abfalleimer
K. kam als „Kommissar Grünert“ zum Einsatz, bestätigte einen „konspirativen Einsatz von Polizeikollegen“. Das Ziel: Opfer sollten umgehend Ersparnisse an einem vorgegebenen Ort abgelegen. Polizisten würden alles sichern, so die Lüge. Wie im Fall eines Rentners aus Moabit: 15.000 Euro deponierte er in einem Abfalleimer.
Lesen Sie auch: Teil-Lockdown, Testpflicht, 2G plus: Bund und Länder beraten über verschärfte Corona-Maßnahmen – das sind die Pläne!>>
Es war Leonardo K., der am 3. November 2020 das Paket aus dem Müll fischte. Doch die Polizei war der Bande, die insgesamt rund 600.000 Euro erbeutet haben soll, auf den Fersen: Für K. klickten auf frischer Tat die Handschellen.
Pech hatte er auch in den zwölf Fällen, bei denen er als „Kommissar“ telefonierte: Kein Senior ging in die Falle. K. nun: „Ich schäme mich, es sind ältere Menschen wie mein Großvater.“ Er wolle sein Leben ändern. Fortsetzung: Dienstag.