Konsequenz und Karriere-Chance

Kommentar: Subbotnik für Freibad-Pöbler

Ob es gelingt, einen erfolgreichen Umgang mit jugendlichen Freibad-Pöblern zu finden, hat gesellschaftliche Dimensionen. Wir sollten uns also Mühe geben. 

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Es könnte so schön sein: Ein Mann springt vom Zehnmeter Turm in das Becken in einem Hamburger Freibad. 
Es könnte so schön sein: Ein Mann springt vom Zehnmeter Turm in das Becken in einem Hamburger Freibad. Georg Wendt/dpa

Ich schreibe ja gern über Freibäder. Wenn sie neue Sonnenterrassen bekommen etwa, oder wenn eine Poolparty angekündigt wird. Ich schreibe nicht gern darüber, dass es wieder eine Schließung, Räumung oder Schlägerei in einem der Berliner Bäder gab. Schon gar nicht gern über verletzte Bademeister oder Kot in den Büschen.

Dabei zeigt sich in den Freibädern gerade nur besonders deutlich, was generell schief läuft in Berlin. Frustrierte Jugendliche, die das Gefühl haben, nicht gewollt zu sein, lassen ihren Dampf ab. Immer da, wo bereits separierte Welten aufeinandertreffen, knallt es regelmäßig. Das Wir gegen Die hat sich reingefressen in die Köpfe. Egal ob Silvester oder Sprungturm: es wird Zeit, dass wir den Jugendlichen etwas mitteilen. Und dass wir ihnen zuhören. 

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Zuckerbot und Peitsche im Freibad

Die Message sollte klar formuliert sein: 1. Wir brauchen euch, und wollen dabei helfen, dass ihr Perspektiven seht in dieser Stadt, in diesem Land. 2. Wir akzeptieren es nicht, dass ihr allgemeingültige Regeln missachtet. 

Wie bei jedem Erziehungsvorhaben muss auch in diesem Fall auf jede unerwünschte Aktion prompt eine Reaktion folgen. Rigide konsequent sein und Wege aus den gelernten Schienen aufzeigen, ist das mindeste, was man im Umgang mit frustrierten Jugendlichen versuchen sollte. Zuckerbrot und Peitsche? Ja, bitte. 

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Sofort Konsequenzen, gleich im Sommerbad

Ich fantasiere: Am Beckenrand kommt es zu einer Schubserei. Die Beteiligten werden vom in ausreichender Anzahl vorhanden Sicherheitspersonal sofort dazu herangezogen, im Bad Aufräum- Putz- oder sonstige Arbeiten zu verrichten. Einzeln, denn Gruppenbildung ist Teil des Problems. Wenn nötig, muss ein Polizist daneben stehen. Oder ein Sozialarbeiter, oder der Vater des Delinquenten. 

Im Anschluss an den kleinen Subbotnik-Einsatz für die Allgemeinheit kommt ein Bädermitarbeiter, der good cop,  hinzu und man setzt sich zusammen. Zuhören ist dann die Devise. Wer bist du, was brauchst du? Kann es gelingen, die jeweils andere Perspektive einzunehmen? 

Ich denke an die erfolgreichen Projekte, in denen Jugendliche in Berlin mit Polizisten Fußball spielten. Ist so etwas auch in den Bädern denkbar? Jemand, der sich ernst genommen und angehört fühlt, dem fällt es schwerer gegen alles zu sein. Warum nicht Liegestütz-Contests oder Arschbomben-Wettkampf mit Teams aus beiden Lagern?  Testosteron abbauen kann auch Spaß machen. Gibt es eine Task-Force bei den Berliner Bädern, die andere Bäderbetriebe in der Republik nach Best Practice-Ideen  fragt? Es muss ja nicht gleich ein Bäder-Gipfel sein. 

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Die, die  sich mit Vorsatz in die Bäder begeben um zu sich schlagen, sollten keinen Zutritt mehr  erhalten. Videoüberwachung an den Zäunen, Türmen und Rutschen? Ja, auch das ist denkbar um den unerlaubten Eintritt zu verhindern und um Hausverbote durchzusetzen. 

Laissez faire und weiter so wird in den Freibädern wie auch in den Schulen und Brennpunkt-Vierteln nicht funktionieren. Nehmen wir die Sommer-Randale als Weckruf und Chance, unser Zusammenleben endlich in den Griff zu kriegen.