Köpenicker Karatekämpfer chancenlos gegen Lufthansa-Hotline
Nach einem verspäteten Flug steht ihnen Entschädigung zu. Doch so einfach ist das nicht.

Kämpfen können sie eigentlich, doch in einer Auseinandersetzung mit der Deutschen Lufthansa hatten neun Berliner Karate-Kämpfer das Nachsehen und tippten sich die Finger wund. Karate, das heißt Kämpfen mit „leerer Hand“. Mit leeren Händen standen neun Reisende zunächst auch nach einem verspäteten Flug nach Griechenland da.
Jedem der Karateka hätte wegen der Verspätung eigentlich eine Entschädigung von 400 Euro überwiesen werden müssen. Lesen Sie mal, mit welchen Finessen und Tricks sich die Köpenicker Kämpfer konfrontiert sahen, bis sie zu ihrem Recht kamen.
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Denn die Kommunikation mit der Lufthansa war im Fall der Karateka vom Sicuro Dojo ein Fall für Fortgeschrittene. Weder schwarze Gürtel noch lange geübte Duldsamkeit halfen ihnen hier weiter. Der Endgegner: die Service-Hotline der Lufthansa.
Erstattung bei verspätetem Flug
Das war passiert: Eine Gruppe von neun Reisenden fliegt Anfang Februar mit der Lufthansa von Berlin nach Frankfurt am Main. Das endgültigen Ziel der Athleten ist Athen. Dort soll ein Karate-Seminar mit internationalen Meistern stattfinden. Nachdem der Flug nach Frankfurt eine Stunde verspätet ist, verpassen die Köpenicker dort der Anschluss nach Athen.

Sie üben sich in mentaler Stärke. Erst sechs Stunden später wird die Gruppe auf einen Flug der Aegean Airlines umgebucht und landet schließlich am Abend in Athen. Dass ein Koffer erst nach zwei Tage beschädigt ankommt: geschenkt.
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Doch den Reisenden steht nach Verordnung EG 261 nun eine Erstattung von jeweils 400 Euro zu. Die Flugstrecke war über 1.500 Kilometer lang, die Verspätung lag bei über drei Stunden. Beim Ausfüllen der Formulare auf Entschädigung nach der Rückkehr machen die neun Kämpfer aber gänzlich unterschiedliche Erfahrungen mit der Lufthansa.
Service-Stelle würfelt
Einem Reisenden werden erst 250 Euro zuerkannt, auf Nachfrage per Mail dann 400 Euro. Das Geld ist bereits überwiesen worden.

Einem zweiten Reisenden stünden nur 250 Euro zu, oder gar keine Entschädigung, heißt es in immer gleichlautenden Mails von der Lufthansa-Servicestelle. Der Betroffene wähnt sich in einer Dauerschleife. „Es ist zum Verzweifeln“, sagt Maynard Koch. Der Rest der Gruppe erhält lange Zeit gar keine Antwort.
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Gerechtigkeit ist im Karate kein hohles Wort. So wollen die neun Karateka das nicht auf sich beruhen lassen und wenden sich an den KURIER. Nach einer Anfrage bei der Lufthansa erhält nun ein weiterer Passagier die geforderte Summe, bei den weiteren tut sich wieder nichts. Doch die Tröpfchen-Taktik beherrschen auch wir vom Kurier und fragen erneut nach.
Endlich eine positive Antwort. Man habe im Kundenservice nachgefragt. In der Tat seien die Auszahlungen nicht korrekt erfolgt, heißt es. „Wir entschuldigen uns bei den Gästen für diesen Fehler und werden zeitnah für die entsprechende Kompensation nach EU 261 sorgen.“ „Arigato“, japanisch für Danke, sagen die Köpenicker und wenden sich endlich wieder den wichtigen Kämpfen zu.