Klimakleber klebt sich im Gerichtssaal fest – und wird mit Tisch herausgetragen
Lesen Sie hier das Protokoll der Chaos-Verhandlung. Der Richter zum Verteidiger: „Soll es auf diesem Niveau weitergehen?

Eklat im Amtsgericht: Samt Tisch wurde ein Klima-Kleber aus dem Saal bugsiert! Henning Jeschke (23) hatte sich mit Sekundenkleber festgepappt. Es passte ihm nicht, was der Richter verlas: „Das ist am Ziel vorbei.“ Nicht über Strafanzeigen wollte er reden. Nach mehreren Straßenblockaden wird wegen Nötigung von Autofahrern, Widerstands und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr gegen Klimakleber Jeschke verhandelt.
Lesen Sie auch: Flüchtlinge ja, aber keine Kinder: Im Streit um die Nachverdichtung in Pankower Innenhöfen will der Senat das Bauvorhaben genehmigen>>
Klimaaktivist Henning Jeschke klebt sich in Gerichtssaal fest
Jeschke, der Gründungsmitglied der Protest-Gruppe „Letzte Generation“ ist, wollte die Leim-Aktion nutzen, um die Botschaft seiner Gruppe in den Mittelpunkt der Verhandlung zu stellen. „Ich habe mich festgeklebt. Ich muss es tun, weil wir über den Klimanotfall sprechen müssen“, rief der 23-Jährige laut Zeugenberichten. Es tue ihm leid, aber er müsse es tun. Seine Rede streamte er live im Internet.
Jeschke warnte vor klimabedingten Missernten unter denen schon jetzt zahlreiche Menschen leiden und die perspektivisch auch in Europa zu weiteren Preissteigerungen und Hungersnöten führen würden, während weiterhin fossile Energiequellen erschlossen und Superreiche sich Bunker sichern würden. Der Prozess sei nicht zu führen, ohne über den Klimanotstand zu sprechen, sagte er. „Wir müssen gucken, dass endlich die Menschen, die gerade in ihren Privatjets weiter die ganze Scheiße bauen, die weiter das Klima zerstören, vor Gericht gestellt werden, dass die Klimazerstörer zu ihrer Verantwortung gezogen werden“, sagte er.
Lesen Sie auch: Historiker pöbelt gegen Rammstein: „Keinen Arsch in der Hose“>>
Klimaaktivist Jeschke steht wegen mehrerer Störaktionen zwischen März und Juni 2022 vor Gericht. Ihm werden von der Staatsanwaltschaft Berlin Nötigung, Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr vorgeworfen - es sind die üblichen Straftatbestände, denen sich Klimakleber ausgesetzt sehen. Wie üblich wurde auch hier ein Strafbefehl über eine Geldstrafe erlassen. Jeschke erhob Einspruch, so kam es zum Prozess.
Das Protokoll der Verhandlung
13.25 Uhr im Saal D 107: Der zweite Tag in dem Verfahren lief erst seit einigen Minuten. Plötzlich sprang Jeschke, Mitbegründer der Gruppe Letzte Generation, auf, rief lautstark: „Ich habe mich festgeklebt. Ich muss es tun, weil wir über Klimanotstand sprechen müssen.“ Sekundenschnell klebte Jeschke an der Tischplatte fest. Dabei zückte er sein Handy, filmte ins Chaos. Der Richter verließ den Saal, etliche alarmierte Justizwachtmeister stürmten herbei. Jeschke krakeelte: „In meinem sechsten Verfahren sitze ich hier.“ Vielmehr seien „Klimazerstörer“ zur Verantwortung zu ziehen.
13.27 Uhr: Pause zum Abkühlen und Sammeln. Polizisten rückten an, wollten Jeschke vom Tisch lösen. Er lehnte ab. Richter Sebastian Jacobs setzte die Verhandlung fort, verlas Polizei-Protokolle zu einzelnen Blockaden auf Berlins Straßen. Jeschke fiel ihm wieder ins Wort: „Das zu verlesen macht keinen Sinn.“

14.33 Uhr: Dem Richter platzte der Kragen – „Herr Jeschke wird vom weiteren Verlauf des heutigen Verhandlungstages ausgeschlossen.“ Der Klima-Kleber lächelte gelassen: „Wollen sie mich mit dem Tisch raustragen?“ Sechs Minuten später sein Abgang: Wachtmeister packten an den vier Ecken an, der Kleber musste mit. Einsatz im Amtsgericht Tiergarten: An die 40 Polizisten und Justizbedienstete mussten sich mit dem Fall Jeschke befassen. Auch ein Sanitäter kam. Eine Freundin reichte dem Klima-Kleber einen Müsli-Riegel.
Lesen Sie auch: „Unnützer Bullshit!“ Berliner kotzen sich über „Coral World“ und die Neugestaltung der Rummelsburger Bucht aus >>
15.12 Uhr: Jeschke wurde aus dem Haus gebracht – mit Hausverbot, samt Tisch mit einer Breite von etwa 1,20 m. Polizisten boten dem Kleber erneut an, ihn zu lösen. Er lehnte ab. Beamte halfen ihm noch in die Jacke. Dann stand er mit dem Möbel an einer Bushaltestelle.
Im Saal der Richter zum Verteidiger: „Soll es auf diesem Niveau weitergehen?“ Der Anwalt: „Ich bin nicht der Erziehungsberechtigte meines Mandanten.“ Fortsetzung: 9. März.
Update: Wie es mit dem Klimakleber und dem Tisch weiterging, lesen Sie hier >>