Übergewichtiger Junge beim Anziehen. In Brandenburg sind immer mehr Kinder zu dick.
Übergewichtiger Junge beim Anziehen. In Brandenburg sind immer mehr Kinder zu dick. imago stock&people/ Thomas Trutschel

Immer mehr Kinder und Jugendliche in Brandenburg leiden der Barmer-Krankenkasse zufolge an krankhaftem Übergewicht. Ärztinnen und Ärzte im Bundesland hätten 2020 bei rund 20.600 Kindern und Jugendlichen unter 19 Jahren Adipositas festgestellt, teilte die Krankenkasse am Freitag unter Berufung auf ihren Arztreport mit. 2010 sei extremes Übergewicht bei rund 15.100 Kindern und Jugendlichen in Brandenburg diagnostiziert worden. Damit seien die Fälle in dem Zeitraum um 36 Prozent angestiegen.

Eltern sind schlechte Vorbilder

Ungünstige Ernährung und Bewegungsmangel seien übergewichtsfördernde Alltagsgewohnheiten, die Kinder von ihren Eltern übernähmen und meist ihr Leben lang beibehielten, betonte die Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin-Brandenburg, Gabriela Leyh: „Eltern sollten hier ihre Rolle als Vorbild sehr ernst nehmen und gegebenenfalls ihren eigenen Lebensstil hinterfragen.“ Die Sommerferien böten eine gute Gelegenheit, Kinder durch gemeinsames Kochen an frische Lebensmittel heranzuführen. Außerdem sollte viel Zeit mit körperlichen Aktivitäten im Freien und möglichst wenig Zeit am Bildschirm verbracht werden.

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Brandenburger Kinder sind dicker als der Durchschnitt

Brandenburg liegt den Angaben zufolge mit einem Anteil von 4,65 Prozent adipösen Kindern und Jugendlichen über dem Bundesdurchschnitt von vier Prozent. Nur in Mecklenburg-Vorpommern und in Thüringen lägen die Anteile mit 5,73 und 4,62 Prozent höher, hieß es. Am wenigsten seien Kinder und Jugendliche in Bayern mit einem Anteil von 2,93 Prozent von Adipositas betroffen.

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Auch die  Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) und das Else-Kröner-Fresenius-Zentrum (EKFZ) für Ernährungsmedizin an der Technischen Universität München haben mit einer Umfrage erfasst,  wie Kinder zugenommen haben.

Für die Studie hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im März und April 2022 insgesamt 1.004 Eltern mit Kindern im Alter von drei bis 17 Jahren befragt. Eine ähnliche Umfrage wurde bereits im September 2020 durchgeführt, die zeigt, dass sich die Auswirkungen der Pandemie verfestigt haben.

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Demnach sind 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen während der Krise dicker geworden - im September 2020 waren es neun Prozent. Besonders auffällig ist die Gewichtszunahme bei Kindern im Alter von zehn bis zwölf Jahren - dort ist es fast ein Drittel.

Während sich das Bewegungsverhalten bei der Mehrheit der Drei- bis Neunjährigen nicht verändert hat, ist gerade bei den Zehn- bis 17-Jährigen auffällig, dass sich über die Hälfte von ihnen weniger bewegt.  Damit korrespondiert, dass 70 Prozent der Kinder mehr Medien nutzen als vorher, also mehr am Handy, der Spielekonsole, vor dem Fernseher oder dem PC sitzen. Eine Gefahr sehen die Experten darin, dass diese Gewohnheiten, die durch die Corona-Ausgangsbeschränkungen entstanden sind, nicht nur temporär zu sein scheinen.