Gerade das rege Nachtleben, das sich vor den Verkaufsstellen entwickelt, ist vielen ein Dorn im Auge. 
Gerade das rege Nachtleben, das sich vor den Verkaufsstellen entwickelt, ist vielen ein Dorn im Auge.  Foto: Sabine Gudath

Nennen Sie mich ruhig einen Spießer und Spielverderber, es ist mir egal. Die Entscheidung des Verwaltungsgerichts, dass in Mitte die Spätis in Zukunft keine Tische und Stühle mehr auf die Straße stellen dürfen, finde ich gut. Ein Späti ist ein Späti und eben keine Bar und kein Restaurant. Und ein Bürgersteig ist zum Laufen gedacht.  

Seit Jahren protestieren die Anwohner am Rosenthaler Platz und anderswo gegen den nächtlichen Lärm vor den Spätis. Sie sind keine Spießer. Es ist ihnen einfach zu laut. Ich mache auch gerne Party. Doch ich kann in Berlin gefühlt überall ein Bier trinken und ordentlich auf den Putz hauen: im Park, in der Eckkneipe, im Restaurant und in Clubs. Ich muss mich nicht vor den Späti setzen.

Zu Erklärung: Es handelt sich  nicht um ein sofortiges Verbot und wir sprechen von Mitte, nicht von ganz Berlin.  Das Bezirksamt dort hat die Vorschriften im Mai  geändert. Tische und Stühle sind draußen nicht mehr zulässig, wenn der Späti ein umfangreiches Warenangebot (ähnlich wie im Supermarkt) hat. Ein Betreiber ging dagegen vor und hat jetzt vor Gericht verloren. Heißt: Wer nun in Mitte als Späti-Betreiber einen Antrag für seine Tische und Stühle stellt, bekommt diesen Antrag wohl nicht mehr genehmigt.  

Es stimmt, dass Spätis cool sind, zur Integration sowie zur Kiezkultur beitragen. Die Betreiber haben meist Migrationshintergrund und werden mit ihrem Laden zur geschätzten Größe in ihrem Umfeld. Ich finde, wer bereit ist, Kompromisse zu machen, wird noch größer.

Die durch Corona angeschlagenen Bars und Restaurants freuen sich, wenn mehr Nachtschwärmer wieder bei ihnen einkehren. Tipp von mir: Die alten Eckkneipen sterben langsam aus. Sie freuen sich über Gäste.