Diese Foto gilt als Beweis, dass Klima-Kleber auf der A100 ein Rettungsfahrzeug der Feuerwehr blockierten. Die Letzte Generation hat da eine ganz andere, merkwürdige Version.
Diese Foto gilt als Beweis, dass Klima-Kleber auf der A100 ein Rettungsfahrzeug der Feuerwehr blockierten. Die Letzte Generation hat da eine ganz andere, merkwürdige Version. AFP/Tobias Schwarz

Für mehr Klimaschutz zu demonstrieren, darüber kann man sich streiten. Aber mit Straßenblockaden Berlin lahmlegen und dabei Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr ausbremsen – das geht gar nicht und ist auch ein  strafrechtliches Vergehen. Das weiß auch die Letzte Generation. Dennoch sorgten Klima-Kleber jetzt dafür, dass durch ihre Aktionen Einsatzwagen im Stau stecken blieben. Ein Fall wurde sogar dokumentiert. Nun tischte die Letzte Generation ein dreistes Feuerwehr-Märchen auf, um Schuld abzuweisen. Trotz Protest der Feuerwehr zeigen die Aktivisten keine Reue.

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Was war passiert: Die Klima-Kleber hatten am Montagvormittag auf der Stadtautobahn in Höhe Ausfahrt Kudamm die Fahrbahnen mittels Mietwagen blockiert. Sie stoppten plötzlich ihre Autos und setzten sich auf die Fahrbahn. Es bildet sich ein Stau. Mitten darin ein Rettungswagen der Feuerwehr, der nicht durchkommt.

Die Szenerie hält ein Fotograf der Presseagentur AFP fest. Deutlich ist auf der Aufnahme zu sehen, dass der Einsatzwagen mit Blaulicht fährt, dass viele der im Stau stehenden Autos  eine Rettungsgasse gebildet haben. Doch das Feuerwehrfahrzeug kommt auf den restlichen Metern dennoch nicht durch, weil die Klima-Kleber vorne weiterhin sitzen bleiben.

Das Foto wird verbreitet, sorgt für öffentliche Aufregung. Auch Videos tauchen im Netz auf, die zeigen, dass der Rettungswagen minutenlang in dieser festgefahrenen Situation bleibt, bis Polizisten es schaffen, das Fahrzeug an den Blockierern und Autos vorbei zu lotsen.

Klima-Kleber bremsen Rettungswagen aus: Letzte Generation spricht von Lügenkampagne

Die Empörung ist groß. Politiker wie der CDU-Generalsekretär Mario Czaja kritisierten das Vorgehen der Klimaaktivisten scharf. „Wieder stehen Rettungswagen wegen sinnloser Klebe-Aktionen im Stau. Schwerkranke kommen nicht ins Krankenhaus, Polizei und Rettungsdienste stoßen an die Grenzen“, schrieb er. Auch Politiker der Grünen verurteilen die Protestmethoden der Klimaaktivisten.

Obwohl die Berliner Feuerwehr über Twitter noch am Montagnachmittag bestätigte, dass sich dieser Rettungswagen in einem Notfall-Einsatz befand, tischt die Letzte Generation wenig später dennoch ein völlig dreistes Feuerwehr-Märchen auf. Letzte-Generation-Sprecherin Aimée van Baalen behauptet auf Twitter: „Der Rettungswagen stand nicht im Stau, sondern an seinem Ziel.“

Mit Leihwagen hatten die Klima-Kleber den Verkehr auf der A100 ausgebremst. Sie stiegen aus ihren Fahrzeugen, die dann die Fahrbahnen blockierten und setzten sich auf den Asphalt.
Mit Leihwagen hatten die Klima-Kleber den Verkehr auf der A100 ausgebremst. Sie stiegen aus ihren Fahrzeugen, die dann die Fahrbahnen blockierten und setzten sich auf den Asphalt. dpa/Hannes Albert

In einem Tweet sprechen die Aktivisten von einer gegen sie gerichteten „Lügenkampagne“. Der Rettungswagen sei auf der A100 nicht blockiert worden. „Der wartete extra dort, um für die Menschen der Letzten Generation vor Ort zu sein“, verbreiten die Klima-Kleber im Internet.

In einer Pressemitteilung der Letzten Generation wird diese Behauptung wiederholt. Sprecherin Carla Rochel: „Diejenigen, die den fossilen Kurs auf Biegen und Brechen beibehalten wollen, müssen daher alle schmutzigen Tricks einsetzen … Sie versuchen, der Bevölkerung Angst vor Veränderung zu machen, und sie versuchen, Menschen, die für unsere Lebensgrundlagen auf die Straße gehen, als Extremisten hinzustellen.“

Letzte-Generation-Sprecherin Aimée van Baalen:  „Der Rettungswagen stand nicht im Stau, sondern an seinem Ziel.“
Letzte-Generation-Sprecherin Aimée van Baalen: „Der Rettungswagen stand nicht im Stau, sondern an seinem Ziel.“ Imago/Mauersberger

Echt dreist: Klimaaktivisten sammeln Beweise für Feuerwehr-Lüge

Aufgrund dieser dreisten Geschichte machte die Berliner Feuerwehr am Dienstag noch einmal deutlich, dass der Rettungswagen auf der A100 „definitiv nicht für die Klimaaktivisten im Einsatz war“. „Er wurde zu einem Notfall nach Schöneberg gerufen, konnte aber durch die Blockade sein Einsatzziel nicht erreichen. Für ihn musste ein anderes Fahrzeug als Ersatz losgeschickt werden“, sagt ein Sprecher am Dienstag dem KURIER. „Aufgrund des Einsatzplanes können wir das auch belegen.“

Der blockierte Rettungswagen auf der A100 war einer von 15 dieser Fahrzeuge der Feuerwehr, die am Montag durch die Klima-Kleber-Blockaden behindert wurden, heißt es weiter. In sieben Fällen waren die Fahrzeuge auf dem Weg zu einem Notfall.

Der KURIER fragte bei der Letzen Generation nach, wie man trotz aller Fakten dennoch auf diese merkwürdige Darstellung käme, der Rettungswagen wäre für mögliche verletzte Klimaaktivisten vor Ort gewesen. Eine Sprecherin: „Das haben wir von dort anwesenden Journalisten und Fotografen erfahren.“

Die Klimaaktivisten seien im Prüfungsprozess, sammeln Beweise für die Richtigkeit ihrer Behauptungen. „Wir bleiben wir bei unserer Darstellung, wollen die Sache nicht weiter kommentieren“, sagt die Sprecherin.

Letzte Generation: Beim Blockieren von Rettungseinsätzen drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis

Von Reue also keine Spur. Offenbar versucht die Letzte Generation, mit ihrem Feuerwehr-Märchen strafrechtliche Konsequenzen aus dem Weg zu gehen. Denn schließlich gibt es mit dem Foto und den Videos handfeste Beweise, dass der Rettungswagen auf der A100 von Klima-Klebern behindert wurde.

Auch bei den Klimaaktivisten dürfte bekannt sein, dass Feuerwehr, Polizei oder medizinische Rettungsdienste unter besonderem gesetzlichen Schutz stehen. Die aktive Behinderung wie die Blockade von Rettungskräften ist eine Straftat. Nach den Paragrafen 113 und 115 des Strafgesetzbuches drohen in schweren Fällen bis zu fünf Jahre Gefängnis.