Der klare KURIER-Kommentar

Keene Sirenen, keen Leuchtturm: Berlin, hilf dir lieber selber

Beim Katastrophen-Warntag wird der Bürger freundlich daran erinnert, dass er sich lieber selber helfen sollte. 

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Warnung vor einer Katastrophe auf dem Handy.
Warnung vor einer Katastrophe auf dem Handy.www.imago-images.de / Rolf Poss

Das wesentliche Merkmal von Katastrophen ist, dass sie unverhofft über einen hereinbrechen. Für den Fall eines Falles fühle ich mich in Berlin nicht besonders gut aufgehoben. Von den 400 Sirenen, die in der Stadt zuverlässig warnen sollten, sind gerade mal 28 errichtet. Man habe nicht gedacht, dass das so lange dauert, heißt es dazu aus der Verwaltung. Nun gibt man sich ein weiteres Jahr, um die Dinger einsatzbereit zu haben. Katastrophen aller Art sollten sich also noch etwas gedulden.

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Handy als Warner unzuverlässig

Als am Donnerstag um elf Uhr mein Handy laut bimmelte und die Nina-App aufzeigte, war ich zumindest etwas erleichtert. Im letzten Test war über diese Kanäle die Warnung mit einer halben Stunde Verzögerung gekommen. Zu spät im Ernstfall. Im Ernstfall aufs Handy bauen, ist sowieso selten dämlich. Denn auch wenn ein Handy, wie bei vielen in der Nacht, auf Flugmodus gestellt ist, kommt eine Warnmeldung über das Cell-Broadcast System oder über Nina nicht an. Dann würden Sirenen helfen. Aber: siehe oben.

Eine Sirene ist im Katastrophenfall ein Mittel um zu warnen. In Berlin gibt es allerdings nicht überall welche. 
Eine Sirene ist im Katastrophenfall ein Mittel um zu warnen. In Berlin gibt es allerdings nicht überall welche. Arne Dedert/dpa

In den Bezirken zögern die Ämter immer noch mit der finalen Inbetriebnahme von Kat-Leuchttürmen. Einige haben bei einer Abfrage kürzlich die genauen Standorte der Orte an denen es im Katastrophenfall Infos und Hilfe gibt, aus Sicherheitsgründen nicht mitteilen wollen. Andere schreiben, man fände die Infos über einen Stromausfall etwa dann auf der Internetseite. Ich wundere mich über gar nichts mehr. Wer sich in Berlin auf die Behörden verlässt, hat schon verloren. Die eiern nämlich traditionell so lange, bis alles zu spät ist. Das einzige gute an diesem bundesweiten Warntheater ist, dass einem diese Tatsache regelmäßig vor Augen geführt wird.

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Erst in ferner Zukunft soll es in Berlin denn auch ein neues Landesamt für Katastrophenschutz geben. Mit Lagezentrum und allem Drum und Dran. Wann genau das Amt gegründet wird, wo es seinen Sitz hat und wie viele Mitarbeiter es haben wird, ist aber noch unklar. Ich mag mir nicht vorstellen, wie viel Geld und Arbeit auf dem Weg dahin verbrannt wird. Derweil helfen sich die Berliner im Fall eines Falles lieber selber.