Katrin Vernau ist vom Rundfunkrat zur Interimsintendantin vom RBB gewählt worden. 
Katrin Vernau ist vom Rundfunkrat zur Interimsintendantin vom RBB gewählt worden.  dpa/Christophe Gateau

Die bisherige Verwaltungsdirektorin des Westdeutschen Rundfunks (WDR), Katrin Vernau, ist im zweiten Wahlgang zur Interimsintendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) gewählt worden. Der RBB-Rundfunkrat wählte die 49-Jährige auf einer Sondersitzung am Mittwoch mit 16 von 20 Stimmen für eine Amtszeit von maximal einem Jahr.

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Nach dem Schlesinger-Skandal soll Katrin Vernau den Sender aus der Krise führen 

Im ersten Wahlgang hatte sie die notwendige Zweidrittel-Mehrheit verfehlt. Die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin soll den durch Skandale um die frühere Intendantin Patricia Schlesinger und den ehemaligen Verwaltungsratsvorsitzenden Wolf-Dieter Wolf angeschlagenen Sender aus der Krise führen.

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Die Interimsleitung darf nach Maßgabe der Rechtsaufsicht des RBB, die aktuell beim Land Brandenburg liegt, maximal ein Jahr amtieren. Anschließend muss ein regulär gewählter Intendant oder eine Intendantin die Aufgabe wahrnehmen.

Katrin Vernau promovierte an der Uni Potsdam

Vernau wurde 1973 im baden-württembergischen Villingen-Schwenningen geboren. Nach ihrem Studium an der Hochschule St. Gallen in der Schweiz und an der Columbia Business School promovierte sie im Jahre 2002 an der Universität Potsdam. Seit 2015 war sie Verwaltungsdirektorin des WDR.

Vernau war als einzige Kandidatin von einer vierköpfigen Findungskommission vorgeschlagen worden, was für Kritik unter anderem bei der Freienvertretung des RBB sorgte. Ihre Wahl wurde von Protesten von Mitarbeitenden des Senders begleitet. Befürchtet wird, mit ihr werde eine „Statthalterin des WDR“ eingesetzt. Dem Rundfunkrat hatte sich Vernau am Dienstag in einer Videokonferenz vorgestellt.

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Der amtierende Rundfunkratsvorsitzende Dieter Pienkny nannte Vernau eine exzellente Wahl. Er sei optimistisch, dass sie die wunde Seele der RBB-Belegschaft heilen werde, sagte Pienkny.

Interimsintendantin plant einen Kassensturz beim RBB

Vernau nannte als ihre Aufgaben unter anderem, sie wolle die Beschäftigten anhören und dafür Foren schaffen. Zudem wolle sie die Wirksamkeit der Gremien als Kontrollinstanzen des Senders wiederherstellen. Ferner werde sie einen Kassensturz machen, um zu wissen, wo der RBB finanziell steht. Wichtig sei zudem, die Aufklärung voranzutreiben, um die Glaubwürdigkeit des Senders wiederherzustellen. Auch die in den vergangenen Jahren angeschobenen und zum Teil im Sender umstrittenen Reformen wolle sie sich anschauen. „Mit Sicherheit ist nicht alles schlecht“, sagte die neue RBB-Chefin.

Die bisherige Intendantin des ARD-Senders RBB war massiven Vorwürfen über Korruption, Vorteilsnahme und Verschwendung von Beitragsgeld Anfang August zurückgetreten und anschließend von den Aufsichtsgremien abberufen und fristlos gekündigt worden. 
Die bisherige Intendantin des ARD-Senders RBB war massiven Vorwürfen über Korruption, Vorteilsnahme und Verschwendung von Beitragsgeld Anfang August zurückgetreten und anschließend von den Aufsichtsgremien abberufen und fristlos gekündigt worden.  dpa/Carsten Koall

Die bisherige RBB-Intendantin Patricia Schlesinger war seit 2016 im Amt und nach massiven Vorwürfen über Korruption, Vorteilsnahme und Verschwendung von Beitragsgeld Anfang August zurückgetreten und anschließend von den Aufsichtsgremien abberufen und fristlos gekündigt worden.

Ermittlungen wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsannahme

Auch der RBB-Verwaltungsratsvorsitzende Wolf-Dieter Wolf musste zurücktreten. Gegen Schlesinger, ihren Ehemann Gerhard Spörl und Wolf ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Berlin wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsannahme. In einem Interview mit der „Zeit“ räumte Schlesinger am Mittwoch Fehler ein, wies aber Korruptionswürfe zurück.