Schmutziger Welpenhandel

Jetzt warnen auch Berliner Tierschützer vor dem Geschäft mit wehrlosen Hundebabys

Durch den Corona-Lockdown nimmt die Nachfrage nach kleinen Hunden dramatisch zu. Im Berliner Tierheim fürchtet man, die Quittung zu bekommen – wenn die kranken Hunde am Ende im Heim landen.

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Der illegale Handel mit Hundewelpen boomt. 
Der illegale Handel mit Hundewelpen boomt. Foto: Privat/Berliner KURIER

Mehrfach berichtete der KURIER in den vergangenen Wochen über das boomende Geschäft mit Hundewelpen – über die Warnungen der Tierschützer, über einen spektakulären Fall mit 99 Hundebabys, die bei Würzburg aus einem Transporter befreit wurden. Nun warnt auch das Tierheim Berlin: Die Nachfrage nach kleinen Hunden nimmt dramatisch zu – weil viele Berliner momentan Zeit für die Anschaffung eines Hundes haben.

Es liegt vor allem an der Corona-Krise und dem damit verbundenen Lockdown, dass sich immer mehr Menschen für Hundewelpen interessieren. „Man sagt ja, dass jeder, der sich einen Hund anschafft, sich Zeit für die Eingewöhnung nehmen sollte“, sagt Beate Kaminski, Sprecherin des Tierheims, dem KURIER. „Und durch die Corona-Zeit sind viele Berliner zu Hause.“ Die Folge: Immer mehr Anfragen bei Züchtern, immer mehr Gesuche auf Kleinanzeigenseiten im Netz. „Es gibt Züchter, die gar nicht mehr ans Telefon gehen, weil es zu viele Anfragen sind, weil die Wartelisten ellenlang sind.“

Immer mehr Menschen fallen deshalb auf dubiose Welpenhändler herein – sie verkaufen Tiere, die aus Hunde-Fabriken in Bulgarien, Rumänien, Polen und anderen Ost-Staaten kommen. Das Problem: Viele der Tiere wurden zu früh von ihren Müttern getrennt, unter katastrophalen Bedingungen gehalten. „Illegale Hundehändler schrecken auch nicht davor zurück, kranken Welpen vor der Übergabe an die neuen Besitzer Aufputschmittel wie beispielsweise Adrenalin zu spritzen“, erklärt Tierheim-Sprecherin Annette Rost. „Wenn dann die Wirkung nachlässt und das eben noch so muntere Tierchen auf einmal teilnahmslos wird und Krankheitsanzeichen zeigt, sind die Betrüger längst mit dem Geld der Kunden verschwunden.“

Erst kürzlich entdeckten Tierschützer in Würzburg unzählige Welpen in einem Transporter.
Erst kürzlich entdeckten Tierschützer in Würzburg unzählige Welpen in einem Transporter.Foto: zVg/Tierheim Würzburg

Die Tierschützer gehen deshalb jetzt einen völlig neuen Weg: Sie durchforsten Kleinanzeigenseiten im Netz nach Anzeigen von Menschen, die einen Welpen suchen. „Die Leute werden von uns angeschrieben und über die Sachlage informiert – oft wissen sie gar nicht, aus welchen Verhältnissen die kleinen Welpen kommen“, sagt Kaminski.

Und: Zu befürchten ist, dass die Tierheime früher oder später die Quittung bekommen. „Denn wenn die Hunde krank werden und die neuen Besitzer sich der Situation nicht gewachsen fühlen, bringen sie die Tiere zu uns.“ Und vor allem für kranke Tiere gibt es oft kaum Rettung. „Wir haben hier schon kleine Hunde an gefährlichen Virusinfektionen sterben sehen – das ist kein Spaß“, sagt Kaminski.

Käufer machen sich im Zweifel sogar strafbar. Wer einen Hund kauft, erhält bei legalen Geschäften einen Sachkundenachweis des Züchters. Wer diesen nicht vorlegen kann, verstößt gegen das Berliner Hundegesetz – das gilt auch für den Käufer. „Im Fall einer Kontrolle wird Ihnen das Tier entzogen. Sie erhalten keinerlei Entschädigung und haben mit einem Ordnungswidrigkeitsverfahren zu rechnen“, heißt es auf einer Info-Seite des Tierheims. Wer einen Welpen möchte, sollte sich deshalb bei professionellen Züchtern und im Tierheim informieren – „auch wenn es auf diese Weise länger dauert, bis Sie einen Hund bekommen“, sagt Rost. 

Ebenso warnt der Deutsche Tierschutzbund. „Auch viele Tierheime spüren die große Nachfrage und vermitteln aktuell gut. Die Ruhe ist jedoch trügerisch, da gerade dubiose Züchter aus dem In-und Ausland nur profitgetrieben sind und keine Vermittlungsgespräche führen. Es besteht die Gefahr, dass Tiere unüberlegt angeschafft werden und über kurz oder lang im Tierheim landen“, sagt Lisa Hoth, Heimtier-Expertin. Mit Sorge beobachten die Tierschützer auch die Gesuche von Menschen im Internet, die mit allen Mitteln versuchen, an einen Welpen zu kommen. „Solche Gesuche öffnen dem illegalen Handel Tür und Tor. Das Risiko, dass man an einen Vermehrer gerät, ist groß“, sagt Hoth. „Wer dort einen Welpen kauft, unterstützt – bewusst oder unbewusst – das Leid der Welpen.“