Einsatz für die Rettung der Clubs

Jetzt mit noch mehr Ostrock! Berlins Gitarren-Held startet seine „zweite Welle“

Alex Molter baut Gitarren, lässt sie von Bands signieren und für Clubs und Kneipen versteigern. Die Aktion war schon im vergangenen Jahr ein Erfolg, nun startet die nächste Runde.

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Alex Molter in seiner Werkstatt. Er fertigt Gitarren an, lässt sie von Bands unterschreiben und für die Rettung der Berliner Clubs versteigern.<br>
Alex Molter in seiner Werkstatt. Er fertigt Gitarren an, lässt sie von Bands unterschreiben und für die Rettung der Berliner Clubs versteigern.
Benjamin Pritzkuleit

Manche Heldentaten beginnen mit einer simplen Idee – und verselbstständigen sich so schnell, dass sogar die Helden selbst nur staunen können. Keiner weiß es besser als Alex Molter: Der 46-Jährige wollte der vom Lockdown geschädigten Clubszene etwas Gutes tun. Er fing 2020 an, Gitarren mit den Schriftzügen berühmter Bands zu bauen, ließ die Musiker seine Kunstwerke signieren und bot sie den Clubs zur Versteigerung an. Inzwischen sind die ersten Spendengelder geflossen. Und Molter startet seine eigene „zweite Welle“.

Schon im Oktober berichtete der KURIER über das besondere Kunstprojekt des Berliner Gitarren-Helden. Molter selbst spielt seit fünf Jahren in der Band „Lautstark“, gründete 2018 das Kunst-Label „Roxxta“ – hier schafft er Kunstwerke für Rockstars und ihre Fans. „In der Corona-Zeit habe ich eine Gitarre mit dem Schriftzug unserer Band gebaut – und als sie fertig war, beschlossen wir, sie zu versteigern“, sagte er dem KURIER. „Das Geld sollte an die Hafenbar gehen, einen kleinen Laden, den wir unterstützen wollten.“ 200 Euro kamen zusammen. „Ich dachte mir: Wenn jemand so viel Geld für eine Gitarre unserer Band bezahlt – wie sieht es dann erst bei den wirklich berühmten Musikgruppen aus?“

Auch Alec Völkel und Sascha Vollmer von BossHoss machten bei der Aktion mit.
Auch Alec Völkel und Sascha Vollmer von BossHoss machten bei der Aktion mit.roxxta/Simon Lohmeyer

Molter schrieb die Managements der unterschiedlichsten Bands an, darunter Rammstein, Die Ärzte, Beatsteaks, Knorkator. Viele wollten sich an der Aktion beteiligten, signierten die Kunstwerke. Die Musiker selbst sollten sich aussuchen, welcher Club die jeweilige Gitarre bekommt. „Ich habe von Anfang an gesagt, dass wir damit keine Unsummen machen werden, dass wir damit die Clubs nicht retten“, sagt Molter. „Aber es ist einfach schön zu sehen, dass die Aktion läuft – und dass die Läden davon profitieren.“ Ihm sei es vor allem darum gegangen, Solidarität zu zeigen und auf die Situation der Clubs aufmerksam zu machen.

Aktuell wird noch eine Gitarre mit dem Schriftzug von Karat verlost. Ein Los kostet fünf Euro, der Erlös soll an die „Wabe“ gehen. Für eine Gitarre dem Unterschriften der Silly-Mitglieder können noch bis Montag Gebote abgegeben werden, der Erlös geht an das Columbia-Theater. Auch eine Rammstein-Gitarre soll noch unter den Hammer kommen – und Knorkator will die Auktion beim ersten Konzert nach dem Lockdown starten. Alle Auktionen sind im Netz unter www.rettetdieclubs.com  zu finden.

Auch Silly ist mit einer Gitarre vertreten.
Auch Silly ist mit einer Gitarre vertreten.facebook.com/roxxta

Andere Versteigerungen sind bereits Geschichte – und brachten schöne Anekdoten hervor. „Die Band Engst wollte ihre Gitarre zum Beispiel dem Jugendclub ,Klinke‘ in Marzahn stiften. Also haben mehrere Fans zusammengelegt, 1200 Euro für das Stück gezahlt – und die Gitarre am Ende trotzdem dem Jugendclub geschenkt!“ Zudem habe der Jugendclub die Hälfte des Erlöses an die Berliner Kältehilfe weitergereicht. „Diese Versteigerung hat gleich mehreren Einrichtungen geholfen, das freut mich besonders“, sagt Molter.

Wegen des Erfolgs hat er nun schon eine „zweite Welle“ gestartet. Nachdem in der ersten Phase 30 Gitarren entstanden, will er nun weitere 20 bauen. Wieder sind viele Bands mit von der Partie, unter anderem Ton Steine Scherben. „Und wir werden die Liste der Ostrock-Gruppen komplettieren“, sagt Molter und lacht. Mehr will er noch nicht verraten. „Ich bin im Moment erst mal auf der Suche nach einem Sponsor. Bisher habe ich die Materialkosten noch selbst getragen, aber das wird nun etwas viel.“

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Doch das Projekt weiterzuführen, ist für ihr eine echte Herzensangelegenheit. „Denn egal mit wem man spricht: Man merkt, dass es Clubs und Bands wirklich nicht gut geht momentan. Keiner kann etwas für die aktuelle Situation – und entsprechend groß ist die Freude über die Hilfe.“ Einen positiven Aspekt habe die Krise dennoch: „So schlimm alles ist: Man sieht, dass alle etwas zusammengerückt sind. Es gibt in der Szene keine Rivalität, keine Konkurrenz. Alle sitzen im selben Boot.“