Mit geöffneten Fenstern lüften in einem Klassenzimmer. Das sollen die Berliner Schüler ab Montag mit Hilfe  eines Messgerätes.<br>
Mit geöffneten Fenstern lüften in einem Klassenzimmer. Das sollen die Berliner Schüler ab Montag mit Hilfe eines Messgerätes.
Foto: Imago-Images/Imgebroker

Die Kommunikationszeiten der Senatsschulverwaltung sind in der Berliner Bildungslandschaft zum stehenden Witz geworden: „Es ist Freitag, gleich 16 Uhr, beste SenBJF-Sendezeit“, blödelte ein Berliner Lehrer vor kurzem auf Twitter. Doch was Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) an diesem Freitag - die Uhr zeigte 14.26 - verkünden ließ, sorgt ausnahmsweise nicht für Ärger: Berlins Schulen bekommen CO2-Messgeräte. Zwar nur jeweils drei bis fünf, je nach Schülerzahl, aber immerhin schneller als gedacht.

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3500 Stück hat Scheeres besorgt, der Auftrag, teilte die Senatsschulverwaltung mit, sei bereits ausgelöst, und die Schulen sollen die Messgeräte in den nächsten Tagen in den Bezirksämtern abholen können. Von einer Ausstattung aller Klassenzimmer kann bei drei bis fünf Geräten pro Einrichtung natürlich keine Rede sein. Deshalb werden die Geräte in einem Schreiben an die Schulleitungen, das dem KURIER vorliegt, vor allem als Trainingsmöglichkeit angepriesen: Schülerinnen, Schüler und pädagogisches Personal sollen sich mit Hilfe der CO2-Ampeln das korrekte Lüften angewöhnen, damit sie es auch in Räumen ohne Messgeräte richtig machen. Momentan, so die Behörde, gelten grundsätzlich folgende Vorgaben: Lüften vor und nach dem Unterricht, in jeder Pause und einmal in der Mitte jeder Unterrichtsstunde. Drei bis fünf Minuten lang, Stoß- oder am besten gleich Querlüftung – gekippte Fenster reichen nicht.

Auch die Corona-Ampel für Berliner Schulen steht auf gelb 

Die neuen Messgeräte funktionieren nach dem Ampelsystem: grün heißt gute Raumluft, gelb einen sich erhöhenden CO2-Wert und damit auch eine potenziell höhere Dichte an virenbelasteten Aerosolen, und bei Rot sollten sofort die Fenster geöffnet werden. Der Logik der Ampel folgt auch der neue Corona-Stufenplan der Senatsverwaltung für die Schulen. Allerdings mit einer Stufe mehr: zwischen gelb und rot liegt noch orange. Am Donnerstag war die Nachricht gekommen, dass es am Montag nach den Herbstferien für alle Schulen mit der zweiten Stufe (gelb) losgehen soll: Für die Grundschüler ändert sich nichts, aber alle Schüler der Berufsschulen und die Oberstüfler im Kurssystem an allgemeinbildenden Schulen müssen nun auch im Unterricht ihre Maske tragen. Das betrifft an Gymnasien die 11. und 12. Klassen und an Integrierten Sekundarschulen die 12. und 13. Klassen und die 11. im Wahlpflichtunterricht. Das pädagogische Personal muss ab Montag an allen Schulformen in den Gemeinschaftsräumen die Mund-Nasen-Bedeckung tragen. Zumindest erst einmal.

Ab Donnerstag obliegt es den bezirklichen Gesundheitsämtern, jede Schule individuell einer der vier Stufen zuzuordnen, je nach der Corona-Lage im Bezirk und der tatsächlichen Betroffenheit durch die Schule. Das klingt zunächst, als wäre es für die sowieso chronisch überlasteten Bezirke kaum zu schaffen. Anrufe der Berliner Zeitung bei den Bezirken ergaben allerdings Überraschendes: Viele Schul- und Gesundheitsstadträte, auch von der CDU, begrüßten diese Regelung und hielten das individuelle Einstufen jeder Schule für leistbar – und auch sinnvoll. „Ich finde das Individuelle gut, dass der Senat nicht sagt: Alle Schulen in dem Bezirk müssen das Gleiche machen“, sagte etwa der Lichtenberger Schulstadtrat Martin Schaefer (CDU). „Weil die Standorte einfach so unterschiedlich sind: Altbau, Neubau, saniert, nicht saniert, die Größe der Klassenräume, wie viele Lehrkräfte im Präsenzunterricht sind.“

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Auch Detlef Wagner (CDU), Gesundheitsstadtrat in Charlottenburg-Wilmersdorf, wo vor den Herbstferien keine einzige Schule von mindestens einem Corona-Fall verschont geblieben war, hält die individuelle Einstufung für machbar. Wagner verwies am Freitag stolz auf die Personalaufstockung seines Gesundheitsamts von etwa 110 auf 160 Mitarbeiter. Und während in den meisten Bezirken die Informationen für die Einstufung wohl erst in den ersten drei Tagen der kommenden Woche einlaufen werden, hat Pankow, der schülerreichste Bezirk, schon mal vorgelegt: „Die nun geplante wöchentliche Einordnung der Schulen in die Kategorien grün, gelb, orange und rot ist aus unserer Sicht leistbar. Wir haben in Pankow bereits diese Woche begonnen“, teilte der dortige Schul- und Gesundheitsstadtrat Torsten Kühne (CDU) der Berliner Zeitung mit. Begonnen wird am Montag jedoch auch in Pankow genau wie in allen anderen Bezirken: im Regelbetrieb. Stufe Gelb.