Jeder will einen haben! Der Lockdown führt zu einem Run auf Kleingärten
Kleingärten sind in der mark nicht zuletzt durch die Corona-Krise immer beliebter geworden. Vielerorts gibt es kaum noch freie Parzellen. Allerdings birgt der Zuwachs an jungen Mitgliedern neben Chancen auch Konfliktpotenzial.

Zahlreiche Kleingartenvereine in Brandenburg haben im vergangenen Jahr auch durch die Corona-Krise eine erhöhte Nachfrage verzeichnet. „Hobby an der frischen Luft, Platz für spielende Kinder, wir sind gewissermaßen privilegiert“, sagt Fred Schenk, Vorsitzender des Landesverbands der Gartenfreunde in Brandenburg. Im Verband sind gut 62 000 Kleingärtner in insgesamt 1238 Vereinen und 32 Mitgliedsverbänden organisiert. Vor allem der erste Lockdown im Frühjahr 2020 habe zu einem regelrechten Run auf die Parzellen geführt, berichtet Schenk.
„Aktuell sind 61.665 Parzellen verpachtet, 115 mehr als vor einem Jahr“, berichtet Fred Schenk. Vor allem junge Familien hätten das Gärtnern für sich entdeckt. Vielerorts gebe es keine freien Parzellen mehr oder wenn, dann seien diese sehr schnell vergeben. So etwa beim Kreisverband der Garten- und Siedlerfreunde Potsdam, wo es derzeit 6200 Parzellen in 125 Kleingartenanlagen gibt. „Ungenutzte Parzellen gibt es sehr wenige und nur dort, wo rechtliche Auseinandersetzungen vorliegen“, sagt der Geschäftsführer des Kreisverbands, Christian Peschel.
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Aber auch in Regionen außerhalb des Speckgürtels von Berlin sind Kleingärten gefragt. Einen deutlichen Anstieg hat Schenk zufolge die Uckermark zu verzeichnen. Dort sind mit aktuell 4482 Parzellen 80 mehr als noch Anfang 2020 verpachtet. „Es sind auch viele Berliner, die regelmäßig nach Gärten fragen“, berichtet Jenny Jahnke, Geschäftsführerin des Uckermärkischen Kreisverbands der Gartenfreunde. Allerdings gebe es in der Region, vor allem in Schwedt, noch reichlich Gärten, die auf neue Pächter warten.
Neben der hohen Nachfrage und dem knappen Angebot im Berliner Umland locken auch günstige Pachten in weiter entfernte Regionen. In der Uckermark liegen sie jährlich bei nur etwa acht Cent pro Quadratmeter. „Schon zwischen Neuruppin und Wittstock gibt es Pachtunterschiede“, erklärt Wolfgang Schönfeld von den Gartenfreunden in Wittstock (Ostprignitz-Ruppin). Basis für die Pachten sei das Bundeskleingartengesetz, das Wucher verhindern soll. Im Landesdurchschnitt liegt die Jahrespacht pro Quadratmeter bei 12,5 Cent, berichtet Schenk.

In Wittstock gibt es Wolfgang Schönfeld zufolge gerade keine freien Parzellen mehr. Einige Vereine führten sogar Wartelisten, andere würden nur einheimische Pächter aufnehmen. Die Nachfrage aus dem Berliner Raum sei gestiegen. Allerdings berge der Zuwachs an neuen jungen Kleingärtnern auch Konfliktpotenzial mit Alteingesessenen. „Nicht jeder will etwas anpflanzen, einige suchen nur einen Platz zum Grillen und zur Erholung“, hat Schönfeld beobachtet. Das Kleingartengesetz schreibe das Gärtnern jedoch vor. Daher geht Schönfeld davon aus, dass ein Teil der neuen Kleingärtner das erste Jahr als Pächter nicht überstehen wird oder will.
Kulanz ist nach seiner Ansicht aber wichtig im Umgang der Generationen untereinander. Denn grundsätzlich erhofften sich die Vereine durch den Zuwachs neue Impulse und Modernisierung. „Gerade bei der Digitalisierung haben wir Nachholbedarf“, sagt Fred Schenk. Das habe die Corona-Krise deutlich vor Augen geführt. Hier könnten junge Pächter gut ihr Wissen mit einbringen.
Außerdem ist der Generationenwechsel für das Kleingartenwesen in Brandenburg allgemein wichtig. „Viele Vereinsvorstände sind überaltert, finden aber keine Nachfolger“, erklärt Schenk. Hier könne die jüngere Generation Verantwortung übernehmen. Durch die derzeit große Nachfrage habe man die Überalterungsschwelle gerade noch einmal abgewehrt, meint der Vorsitzende des Landesverbands.