Löwin ausgebüxt
Lasche Vorschriften: In Brandenburg kann jeder einen Löwen halten
Tierschützer fordern strengere und einheitliche Regeln zum Halten exotischer Tiere.

Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin bei der Tierschutzorganisation Peta: „Niemand kann sagen, wie viele Löwen, Tiger und andere exotische Tiere es in Deutschland in privater Haltung gibt“, erklärt sie auf Nachfrage der MOZ. Die Haltung solcher Tiere sei in Deutschland nicht verboten. Es fehle zudem an einheitlichen Regelungen. Während in Berlin strengere Regeln gelten, ist es in Brandenburg anders.
„Das ist ein Flickenteppich der einzelnen Bundesländer“, sagt die Biologin. In Brandenburg gebe es nicht einmal ein Register der exotischen Tiere in Privathaltung. Jeder könne theoretisch einen Löwen im Garten halten. Lediglich müsse man nur einige Regeln befolgen, die in einem Säugetiergutachten verlangt werden. Das sehe unter anderem für Löwen ein Gehege von 200 Quadratmetern vor. Wer diese Vorgaben erfülle, dürfe einen Löwen halten. Ein Unding, wie die Peta-Expertin findet: „Wir brauchen da endlich ein Verbot!“
Deutschland ist ein großer Absatzmarkt für exotische Tiere
Auch Tierschützer der Organisation Vier Pfoten kritisieren zu lasche Vorgaben. „Vorfälle wie diese ließen sich vermeiden, wenn es endlich bundesweit einheitliche Regelungen in Bezug auf die Privathaltung und den Handel von exotischen Tierarten geben würde. Es gibt schlichtweg Tierarten, die nicht für die private Haltung geeignet sind“, sagt Nadine Ronco Alarcón, Referentin für Bundespolitik bei Vier Pfoten.
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„Gefährliche Situationen wie aktuell in Berlin zeigen, wie dringend die Politik nun handeln muss. Zurzeit wird das deutsche Tierschutzgesetz überarbeitet. Wir haben jetzt die Möglichkeit, eine Positivliste für den Handel und die Privathaltung von exotischen Heimtieren gesetzlich bundesweit zu verankern. Eine Positivliste ist eine Liste, die aufführt, welche Tiere für die Privathaltung und den Handel geeignet sind“, sagt Ronco Alarcón.
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Deutschland sei weltweit einer der größten Absatzmärkte und Umschlagplätze für exotische Heimtiere. Potenzielle Käufer würden über Online-Plattformen und Tierbörsen spontan und ohne Vorkenntnisse nahezu alles kaufen können, so die Organisation.
Jedes Bundesland regelt eigenständig Umgang mit Exoten
Jährlich werden in Deutschland so Hunderttausende Wildtiere als exotische Heimtiere zum Verkauf angeboten. Neben Tier- und Artenschutzaspekten sowie Gefahren für die heimische Biodiversität birgt die private Haltung von Wildtieren hohe Risiken für die öffentliche Sicherheit und Gesundheit.
Bislang regelt jedes Bundesland eigenständig, welche Wildtiere privat gehalten werden dürfen. Solange es keine einheitliche Regelung auf Bundesebene gibt, obliegt es den Bundesländern, aus Gründen der Gefahrenabwehr landeseigene Regelungen zur Privathaltung von Wildtieren festzulegen.
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An einen Löwen zu kommen, sei derzeit noch sehr einfach, so der Bericht der MOZ. Züchter in Osteuropa böten die Tiere für wenige Tausend Euro an. Aus Polen und Tschechien seien solche Fälle in den vergangenen Jahren mehrfach bekannt geworden.