Kommt die Abrissbirne doch nicht?

Jahn-Sportpark in Berlin: Bürgerinitiative blockiert die Abrisspläne. DAS ist der Grund

Der Jahn-Sportpark soll abgerissen werden, das Stadion wird neu gebaut. Doch seit Jahren gibt es Widerstand gegen die Pläne. Jetzt eskaliert die Lage.

Teilen
Eigentlich ist die Zukunft des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks längst besiegelt. Er soll abgerissen werden. Eine Bürgerinitiative blockiert das.
Eigentlich ist die Zukunft des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks längst besiegelt. Er soll abgerissen werden. Eine Bürgerinitiative blockiert das.Eibner/imago

Wird das die nächste unendliche Geschichte? Die endgültigen Pläne für den Jahn-Sportpark in Berlin sehen eigentlich den vollständigen Abriss und Neubau des Stadions vor. Allerdings möchte eine Bürgerinitiative das Planungsverfahren erneut aufrollen, da wichtige Unterlagen im Realisierungswettbewerb fehlen sollen. Das berichtet RBB24.

Ursprünglich schien die Zukunft des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks längst besiegelt zu sein. Im Dezember des letzten Jahres präsentierte der Berliner Senat auf einer Pressekonferenz den finalen Entwurf für die Umgestaltung des Geländes in Prenzlauer Berg zu einer inklusiven Vorzeige-Sportstätte. Das Konzept wurde von zwei Architekturbüros entwickelt, die sich in einem mit 180.000 Euro dotierten Wettbewerb gegen ihre Konkurrenten durchsetzen konnten.

Im Mittelpunkt der Planung, so RBB24, stehe der vollständige Abriss und Neubau des Stadions. Auch der KURIER berichtete mehrfach über die Abrisspläne. Jetzt allerdings möchte die Bürgerinitiative Jahn-Sportpark genau das nun doch noch verhindern und fordert eine Wiederholung des Realisierungswettbewerbs.

Lesen Sie auch: Wie ich aus Versehen einen DDR-Schulschrank ersteigerte und was drin war>>

Laut der Bürgerinitiative habe die Senatsverwaltung den Teilnehmern des Realisierungswettbewerbs nicht alle erforderlichen Informationen zur Verfügung gestellt. Es sollen wichtige Bestandspläne und Unterlagen gefehlt haben. „Schon vor dem Wettbewerb waren wir mit der Tatsache konfrontiert, dass die Bestandsunterlagen sehr unvollständig und spärlich waren. Die Senatsverwaltung hat immer behauptet, dass es nichts anderes geben würde“, zitiert RBB24 einen Herrn namens Philipp Dittrich.

Haupttribüne des Jahn-Sportparks soll bleiben

Als Architekt ist Dittrich Mitglied der Bürgerinitiative, die sich seit drei Jahren gegen den Abriss der Haupttribüne des Stadions wehrt. Anfangs habe man noch darauf vertraut, dass die Senatsverwaltung selbst Recherchen durchgeführt hätte und es tatsächlich keine weiteren Pläne und Unterlagen gäbe. „Während des Wettbewerbs haben wir dann eine Anfrage an das Bundesarchiv gestellt und herausgefunden, dass es ziemlich viele Fundstellen gibt. Wir haben uns dann Einsicht verschafft und waren ziemlich schockiert darüber, wie viele Unterlagen es gab“, so Dittrich.

Es wird behauptet, dass den Teilnehmern des Wettbewerbs insbesondere Grundrisse und Schnitte mehrerer Stockwerke des vier Etagen großen Haupttribünengebäudes sowie sämtliche Pläne und Dokumente zu den Flutlichtmasten nicht zur Verfügung gestellt wurden. Die Bürgerinitiative wirft der Senatsverwaltung vor, lediglich vereinfachte Pläne aus dem Brandschutzkonzept bereitgestellt zu haben.

Laut Dittrich hätten diese Unterlagen viele Architekturbüros davon abgehalten, überhaupt eine Erhaltung der Haupttribüne des Stadions in Betracht zu ziehen, da dies als zu kompliziert erschien. „Wenn man im Wettbewerb mit anderen Büros steht, die aufgrund der Unterlagen von Anfang an sagen, dass sie abreißen und neu bauen wollen, dann hat man auch einen zeitlichen Nachteil, wenn man den Erhalt möchte“, sagt er zu RBB24. Lediglich drei der 24 Teilnehmer hätten in ihren Konzepten einen Erhalt der Haupttribüne vorgeschlagen.

Abrisspläne zum Jahn-Sportpark sind korrekt, so der Berliner Senat

Bei einer Fragestunde im Abgeordnetenhaus wies der Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Christian Gaebler (SPD) die Vorwürfe entschieden zurück. „Wir haben die Unterlagen zur Verfügung gestellt, die auch dem Betreiber des Geländes zur Verfügung standen und die bisher immer Grundlage der Überlegungen, Diskussionen und Planungen waren. Deshalb sind wir davon ausgegangen, dass keine weiteren Pläne an dieser Stelle vorliegen oder erforderlich sind.“

Man sei außerdem der Ansicht, dass die vorgelegten Pläne den Architekten ausreichende Informationen gegeben hätten. Zusätzlich hätten diese sich vor Ort ein Bild von den Gegebenheiten gemacht. Daher habe es auch keine Anfrage beim Bundesarchiv gegeben, um festzustellen, welche weiteren Pläne und Dokumente zum Jahn-Sportpark verfügbar sind. „Wenn wir bei jedem Projekt sämtliche Archive des Landes befragen würden, würden wir mit unseren Verfahren nicht weit kommen“, fügt der Bausenator hinzu.

Daher hält er eine Wiederholung des Wettbewerbs nicht für erforderlich. „Aus unserer Sicht ist das Verfahren rechtskonform, und alle relevanten Unterlagen wurden der Ausschreibung beigefügt. Es gab auch keine Beschwerden von anderen Teilnehmern des Wettbewerbs. Daher nehmen wir an, dass dieser Vorwurf konstruiert ist und eher darauf abzielt, das Verfahren weiter zu verzögern“, kritisiert Gaebler die Bürgerinitiative.

Viele Schadstoffe im Jahn-Sportpark

Dittrich widerspricht dieser Aussage. „Unser Interesse besteht nicht darin, das Verfahren zeitlich zu verzögern, sondern vielmehr darin, bedeutende architektonische Strukturen zu erhalten und etwas für den Klimaschutz zu tun“, sagt er. Aus seiner Sicht hätte die Senatsverwaltung unbedingt Informationen beim Bundesarchiv über die verfügbaren Pläne und Unterlagen einholen müssen. „Das ist einfach Teil einer seriösen Bestandsaufnahme. Unabhängig davon, ob man den Bestand erhalten möchte oder nicht. Selbst wenn man abreißen möchte, möchte man doch wissen, was genau abgerissen wird.“

Lesen Sie auch: Es ist eine Schande! Deutsche Firmen lassen in Berliner Gefängnissen für Hungerlöhne schuften>>

Er wirft der Senatsverwaltung vor, nie wirkliches Interesse an der Erhaltung des Stadions gehabt zu haben und deshalb nicht einmal nach den Unterlagen gesucht zu haben, so RBB24. Mit diesen neuen Erkenntnissen plant die Bürgerinitiative nun, weiter gegen den Abriss und den Neubau des Jahn-Stadions zu kämpfen, und prüft derzeit die nächsten Schritte.

Die Zeit drängt allerdings. Derzeit wird bereits die Ausschreibung für die Entsorgung von Schadstoffen vorbereitet, und noch im vierten Quartal dieses Jahres soll ein Unternehmen für diese Aufgabe gefunden werden. Bereits im kommenden Jahr sollen die ersten Abrissarbeiten beginnen. Gemäß den Plänen des Siegerentwurfs des Realisierungswettbewerbs soll danach für mehr als 110 Millionen Euro eine neue Arena errichtet werden, die Platz für 20.000 Menschen bietet.