Sefik F. gehört ebenfalls zur Kat-Bande. Er behauptete vor Gericht, nur Express-Helfer gewesen zu sein.
Sefik F. gehört ebenfalls zur Kat-Bande. Er behauptete vor Gericht, nur Express-Helfer gewesen zu sein. Pressefoto Wagner

Wenn plötzlich das Auto wie ein Traktor klingt, dann könnten miese Kat-Diebe am Werk gewesen sein. Bundesweit nehmen solche Taten zu. Um elf Fälle in zwei Nächten geht es nun vor Gericht.

Sefik F. (40) und Safet B. (31) auf der Anklagebank. Die beiden Bosnier sollen Mitglieder einer Klau-Bande gewesen sein. An zwei Taten soll F. beteiligt gewesen sein, B. werden neun Fälle zur Last gelegt. Mit Wagenheber und Hydraulik-Scheren machte sich die Bande nachts an Fahrzeug-Unterböden zu schaffen.

Am 2. September gegen Mitternacht war Sefik F. mit von der Partie – nach seiner Version als eine Art Express-Helfer, der zum Tatort in Hohenschönhausen eilte und eine der beiden Scheren reparierte. F.: „Ich wurde von einem Bekannten angerufen, ich habe nämlich ein Händchen für Maschinen.“

Immer häufiger kommt es zum Kat-Klau

F. ist vorbestraft und hat Hafterfahrung. „Eigentlich wollte ich nach meiner Entlassung ein straffreies Leben führen“, jammerte er nun. Dafür habe er sogar seinen Freundeskreis „umgestellt“. Doch es sei schwierig mit einer Arbeit gewesen – „ich hatte keine Einnahmen“. Da habe der Bekannte angerufen.

Sefik F.: „500 Euro wollte er mir geben, da bin ich leider schwach geworden. Natürlich war es falsch, ich bitte um Entschuldigung.“ Mit der Straßenbahn habe er sich auf den Weg gemacht. F.: „Ich habe die Maschine repariert, noch etwas Hydraulik-Öl dafür geholt, sie haben Katalysatoren abgeschnitten.“

Der Richter: „Was passiert mit gestohlenen Katalysatoren?“ F.: „In der Regel werden sie verkauft.“ Er allerdings habe solche Geschäfte noch nie gemacht.

Immer häufiger kommt es zum Kat-Klau: Über 900-mal sind die Pannenhelfer vom ADAC 2021 deutschlandweit wegen plötzlich verschwundener Katalysatoren gerufen worden – mehr als doppelt so oft wie 2020, als der ADAC nach 430 Kat-Diebstählen half.

Vor allem geht es den Kat-Dieben um Platin, Palladium und Rhodium

Grund für den deutlichen Anstieg: In Katalysatoren von Autos steckt – wenn auch nur in kleinsten Mengen – ein Haufen Edelmetall. Vor allem geht es den Kriminellen um Platin, Palladium und Rhodium. Diese Metalle sind das Herzstück des „Abgasreinigers“, sie ermöglichen die Senkung der Schadstoffemissionen. Betroffen sind laut Polizei vor allem ältere Pkw-Modelle mit Benzinmotor, bei denen der Kat nicht so sehr verbaut sei.

Auf neun Katalysatoren soll es die Bande in der Nacht zum 24. Februar 2021 gebracht haben. Auf einem Parkplatz in Pankow wurde laut Anklage ein Mercedes angehoben, dann die Hydraulik-Schere angesetzt und der Katalysator geklaut.

Zeugen aber wurden aufmerksam, schöpften Verdacht und riefen die Polizei. Ein Beamter: „Wir kesselten sie ein.“ Beute und Tatwerkzeug wurden sichergestellt.

Für Autobesitzer jede Menge Ärger: Auspuff abgeschnitten und der Katalysator weg – damit hat ein Fahrzeug auch keine Betriebserlaubnis mehr. Denn ohne Kat hält es die Abgasvorschriften nicht mehr ein.

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Eigentlich sollten drei Männer vor Gericht stehen. Mirsad H. (31) aber erschien nicht. Möglicherweise sitzt er gerade eine Strafe ab, hieß es. Sein Verfahren wurde abgetrennt. Fortsetzung: 27. April.